karre,
der
,
vereinzelt
die
,
karren
;
–/-n
(für erstere Form);
–/-Ø
(für letztere Form), jeweils vereinzelt (+ Uml.);
zu
mhd.
karre
(), dies aus
lat.
carrus
(
Pfeifer
2000, 626
).
1.
›einspänniges Fuhrwerk als Arbeitsgerät für unterschiedliche Zwecke, z. B. im Feld, im Bergwerk, als Fahrgestell eines Geschützes, zum Transport von Verurteilten zum Richtplatz, als Strafwerkzeug bei Schandtaten‹; metonymisch: ›Karrenlast‹ (als Maßeinheit).
Phraseme:
den karren umlenken
›sein Leben ändern‹;
den karren in den schlam füren
›die Angelegenheit verfahren‹;
hie mit einem karren, dort mit einem rad faren
›sich nach den Umständen richten‹;
jm. den karren heben helfen
›jn. begünstigen‹;
jm. den karren salben
›jn. bestechen‹;
über jn. einen karren machen
›ein Komplott gegen jn. schmieden‹;
den karren für das ros setzen
›etw. verkehrt machen‹;
jm. den karren anhängen
›jn. zum Diener machen‹;
jm. den karren schmieren
›jn. unterstützen‹;
den karren so schieben, das [...]
›auf etw. zielen‹;
am karren schalten
›an e. S. beteiligt sein‹;
in einem karren ziehen
›zusammenarbeiten‹.
Bedeutungsverwandte:
, , ; zur Metonymie: ; vgl. .
Syntagmen:
einen k. ablegen / bereiten / dingen / fortbringen / füren / heben / kaufen / laden / machen / nemen / pfänden / salben / schieben / ziehen / zurichten; einem k. nachgehen; ab dem k. fallen, an einem k. schieben / ziehen, jn. an einen k. binden, auf einem k. faren / kommen, jn. / etw. auf einen k. binden / füren / legen / schmieden / setzen, etw. auf einem k. tragen, jn. / etw. in einen k. spannen / stellen, jn. / etw. mit einem k. faren / füren, ins feuer werfen, mit einem k. werken, etw. von einem k. stelen; k. und pferd / ros, k. und wagen, k. mit einem / zwei pferden, k. mit zwei rädern, ein k. (mit) getreide / gras / haber / heu / kaufmanschaz / kole / korn / kot / kraut / mist / salz / sand / stein / wein; geladener / umgeworfener k.
Wortbildungen:
karbender
›Packknecht‹,
karrenachse
,
karrenbaum
(a. 1420),
karrenesel
,
karrenfarer
,
karrenfart
,
karrenfürer
,
karrenfürung
›Frondienst‹,
karrengaul
,
karrengeschir
(15. Jh.),
karrengestel
,
karren(g)leise
(seit 1563),
karrenhaus
(a. 1526),
karrenheber
(a. 1495),
karrenhengst
,
karrenjoppe
(seit 1560),
karrenlanne
›Karrendeichsel‹ (a. 1642),
karrenlast
(a. 1401),
karrenleuteordnung
(a. 1621),
karrenlon
,
karrenmeister
(a. 1633),
karrenmesser
(seit 1549),
karrenmiete
(16. Jh.),
karrennabe
,
karrenpferd
,
karrenrad
(seit 1459),
karrenror
›Rohr einer Karrenbüchse‹ (a. 1623),
karrenros
(a. 1587),
karrensalbe
ütr.: ›Bestechung‹ (dazu bdv.: ),
karrensattel
(a. 1615),
karrenschicken
(a. 1584),
karrenschirm
›Schutzeinrichtung an einer Karrenbüchse‹,
karrenschweike
,
karrensteuer
(seit 1437),
karrenvol
(dazu bdv.: ),
karrenwagen
,
karrenzieher
,
karrenzol
(a. 1424),
karweg
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1407
):
3 m. 3 fird. vor 1/2 schog schubekarren und 1 sch., die karren zu schiffe zu furen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
98, 13
(
preuß.
,
1440
):
3 brieffsweiken, 2 karrensweiken, 2 kuwe.
Ebd.
112, 12
(
1518
):
2 karrenpferde [...] 1 karrenwagen, 2 reisewagen sint nicht zugericht.
Ebd.
123, 15
(
1521
):
1 clein gegossen stuck uff einen karrn, 3 eyserenn buchsen uff karrenn.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
1526
):
Dat man die groisse unkoeste der ankomender becker [...] karbender ind der gelichen aifstelle.
Herborn u. a., Rechn. Jülich
102, 21
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
zu Cast(er) gesant [...] XIII karen kolen, dair van cost die kare mit den vurloen VII mark.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
daß man [...] mit laste darobir mochte gane, | foren karen, sledden und wane.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
75, 5
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
der carre der hot schibelechte redir unde schlechte, uf den carren legit man ber hute.
Luther, WA (
1533
):
nu sie gesehen, das der karren zu fern und tieff jnn schlam gefuͤrt ist.
Ebd. (
1532
):
da es [...] wie man sagt, hie mit eim karn, dort mit einem rad mus faren.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
99, 818
(
Zwickau
um 1540
):
Bedenckt euch recht und lenckt den karren umb | Das ir nicht werd durch boͤse luͤst verfuͤrt.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Vehiculum Karn oder Wagen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1388
):
3 neu karnschirm zu der grossen puhsen.
Ebd. (
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
da kom der schneider [...] mit seiner obenteurlichen karnfart.
Gille u. a., M. Beheim
92, 16
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ich pin Jeklein, der hinden ab | dem karren ist gevallen.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
73, 23
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die puchssenn vff denn wegen vnnd karnn, auch das puluer, pley vnd ander gezeugk.
Franck, Klagbr.
235, 2
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Du wirst dise gleißner in den karren stellen weidlich zu ziehen vnd zu geißlen.
Sachs (
Nürnb.
1545
):
das los fiel auf den narren, | Uber in machten sie ain karren.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
151, 34
(
Nürnb.
1548
):
wir [...] gehn jm̄er im altē trab fuͤr vns hin / wie die alten karren Geul.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
inen geschiht also der einen jungen volen in einen karren spannet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
ist mir eine karre mit grosseme dúrem guͦte in das wasser gevallen.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
923
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Den karren wend wir also schiben, | Das wir zuͦ Straßburg thuͦn vertriben | Vnser bruͦder.
Spanier, Murner. Narrenb.
43,
Vorr. 3 (
Straßb.
1512
):
Vnd schmiert an karren yederman, | Daß er gefürdert far dar van.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 68, 32
(
Straßb.
1520
):
wellent wie alle an dem karren schalten.
Lemmer, Brant. Narrensch.
58, 23
(
Basel
1494
):
Wer fürdern will eyns andern karr | Vnd hyndern sich / der ist eyn narr.
Schib, H. Stockar
60, 9
(
halem.
,
1519
):
hatt unser schiff [...] sal, gros wie ain karennawen, von guttem hianf gemachett.
Bächtold, H. Salat (
halem.
,
1536
):
das man dann annemen sölle, als die nüwen ungloubens junkeren den karren für die roß setzend.
Wiessner, Wittenw. Ring
3712
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
die esel und die narren zeuhent baid in einem charren.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3878
(
schwäb.
,
1453
):
Den schlechten karweg wil ich gon | Und wil vermiden krumme stig.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Man findt manchen stolzen laien, | Den frawenlieb bewegt | [...] | Dem henkt ir dann den karren an.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1532
):
da warent kerren mit sandt da.
Ebd. (zu
1562
):
hat man alhie aines webers son, ain karrenziecher, auf den Branger gestölt.
Ebd. (zu
1563
):
hat man ainen karenfarer [...] ligend gefunden [...] also hat man in auf ainem karren herein in sein haus gefuert.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Swer fuͤrbas choren ze margt fuͤrt auf waͤgen oder auf karren.
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Wiese, UB Wetzlar ;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
89, 2
;
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
121, 12
;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Pyritz, Minneburg
3460
;
Bell, G. Hager
448, 7
;
Boner, Urk. Brugg
297, 6
;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
306, 26
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 11, 18
;
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
117, 33
;
Bastian u. a., Regensb. UB
288, 27
;
Gereke, Seifrits Alex.
1625
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Zingerle, Inventare ;
Patocka, Salzwesen.
1987, 151
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 226
;
Kramer, Volksl. Ansb.
1961, 206
.
2.
›Bettgestell, Spannbett‹.
Bedeutungsverwandte:
,
2
, , .
Wortbildungen:
karrenbet
(a. 1512);
karrenbetstat
(seit 1616).