tagen,
tägen,
V.
1.
unpersönlich: ›Tag werden‹;
zu  1.

Belegblock:

Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
132, 19
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Als es dagete des morgens.
Sappler, H. Kaufringer
5, 589
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
E es begunde tagen.
Klein, Oswald
101, 6
(
oobd.
,
vor 1408
):
ich fürcht ain kurzlich tagen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
131, 2733
;
Hübner, Buch Daniel ;
Munz, Füetrer. Persibein
62, 1
;
Schmeller/F.
1, 593
.
2.
›den Tag bringen; scheinen, leuchten‹;
zu  1.
Syntagmen:
das licht
(Subj.)
jm. t
.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Daz fenster dewt die maget, | Dar durch das licht unß daget; | den dag der glaub gepirt.
3.
›an den Tag kommen, zum Vorschein kommen, sich zeigen‹;
zu  2.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Gute, di in milde tait, | Beide nit und haz verjait.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
All gnad unß von ir taget.
Kochendörffer, a. a. O. .
4.
›eine Tagung abhalten, verhandeln, beraten‹;
zu  9.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1550
/
1
):
Freytags nach dato ist ein ehrlicher stilstandt gehalten worden, sein die Hern von Magdburgck außgezogen zu tagen.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Nun wöllen wir nit lenger tegen, | Sonder dein alte lassen mit rhu.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
um 1545
):
Also fieng der küng an mit den Eidgnossen ze tagen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Da chumen zweynander des kaysers und des von Burgundi radt und tagten miteynnander vom sambstag hin untz an den eritag.
Thiele, Chron. Stolle ;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 335, 4
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Öst. Wb.
4, 460
.
Vgl. ferner s. v. (V.) 10.
5.
›jm. einen Termin oder eine Frist setzen; jn. auf eine bestimmte Zeit beurlauben‹;
zu  11.
Syntagmen:
jn.
(z. B.
die gefangenen
)
t
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 61, 8
(
preuß.
,
1461
):
sie tagten die gefangenen alle bisz uff Vastnacht.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
da tegt man sie und sie musten sich altag stelln gen dem wirt Ochsenvelder pei den Augustineren.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
bracht in also lebendig mit im darvon in künig Ludwigs her, lies in doch ledig, tägt in, schencket im ain gaul.
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Öst. Wb.
4, 461
.
6.
›jn. vorladen (zu einer Gerichtsverhandlung); jn. vor Gericht bringen‹;
zu  9.
gehäuft oobd.; Rechtstexte, Chroniken.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
Anno 1375 jar ward Hanns Gessenprot gefangen bey dem zolhauß, als er von München rait und ward tägt vor hertzog Fridrich.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Der Hawgwitsch wardt gen Muraw gefürtt und da getagt.
uber eyn zeyt wurden der von Liechtenstain und der Weyspriacher auch getagt, von erst auff sanndt Kathreintag und darnach fur und fur.
Chron. baier. Städte. München (
moobd.
,
1401
):
denn daz der kunig aber die herrn all tagt auf 8 tag geen Amberg.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 50, 14
(
m/soobd.
,
1462
):
sein genad tegat mich darauf gein Wienn in die statt.
7.
möglicherweise: ›sich die Zeit vertreiben‹;
vgl.  5.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ich han gote getaget, unz daz ich in die nacht des toͮdes bin gevallen.