nicht-,
erster Bestandteil subst. Zusammenrückungen; teils Getrennt-, teils Zusammenschreibung; die motivationellen Bezugsmöglichkeiten der einzelnen Bildungen bestehen weitgehend zu  1, ansonsten gehäuft zu  9 und 10.
– Dicht belegt in Texten der Sinnwelt ,Religion‘, speziell der Mystik.
Wortbildungen
(in Auswahl):
nichtding
(dazu bdv.: ; ggs.: ); vgl.  1.
(dazu bdv.:  9, ; ggs.: , ).
; vgl.  110,
1
(V.) 123.
(dazu bdv.: ; vgl.  1910; die Bildung ist als Kopulativkompositum lesbar).
; vgl.  110.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Wan allez unser wesen
[›wesenhaftes Sein‹]
enliget an nihte dan in einem nicht-werdenne
(›zu nichts werden‹; J. Quint schlägt in Anm. 417 zur Textstelle „Zunichte-werden“ vor).
Jostes, Eckhart
25, 29
(
14. Jh.
):
Da niht wesen waz, da wurht (wart) got in nichtwesen wesen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
10, 15
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
alle menschgeslechte, die gewesen sint oder noch werden, müßen von wesen zu nichtwesen komen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Nim allein wesen an im selb, daz unvermischet sie mit nu̇twesen; wan als nu̇twesen loͤgent alles wesens, also tuͦt wesen an im selb, daz loͤgent alles nútwesens.
dar umb sprichet Dionysius in dem buͦche von den goͤtlichen namen, daz got si nitwesen oder ein niht.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
in disem aller seligosten wege der pinlicheit sol der mensche alwegen leren nider sehen in sin krankheit, in sin nút vermúgen noch toͮgen noch nicht sin.
val uf dine kleinheit und uf din nicht múgen und nút wissen, und do mitte losse dich in den hohen adel des goͤttelichen willen [...], denne halt dich ellende und arm in sinen willen.
Ebd. (
E. 14. Jh.
):
daz selbe armuͤte kan sú [natur] Gotte nút geopfern, dan sú hat reht ein hangen daran in eime nút wissende, sú muͦs hie ir selber loͮgnen in diser minnen und sterben aller fúrwúrffe.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 2127
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
raste gevͤbet in dirre
[
naturlichen
, im Unterschied zu der
ober naturlichen
]
wisen, [...] machet in dem menschen eine blintheit vnd ein nút wissen vnd ein nider sigen in sich selben sunder werg. Vnd dise raste ist anders nút, dan eine ledikeit, da der mensche in vellet vnd vergisset sin selbes vnd gottes vnd aller dinge.
Ruh, Bonaventura
307, 5
(
Basel
1507
):
daqz es [das wesen] nit mag gedachtt werden nit syn, denn es ist allerluterist vnd begegnet dem gemuͤt nit denn jn gantzer fluͦcht von nit wesen als ouch nützit jn gantzer flucht des wesens. Darumb wie das gantz nützit nützit hat vom wesen noch von sinen eygenschafften, also hinwiderumb hat das wesen
[›Sein‹]
nützit des nit wesens.
Ebd.
13
:
Wand aber nitwesen eyn beroubung oder vßschluß ist der wesenheit, so fallt es nit jn die verstentnüß denn durch das wesen.
Ebd.
309, 17
:
Dir wirt ouch engegen louffen als daz da manglet gentzlich nitwesens, vnd da von als daz nyemer anfahend, nymer endend, sunder als ewig.
Ebd.
22
:
Dir wirt ouch begegnen als das, das da nitt hat ützig der moͤglikeit, denn eyn yeglich moͤglichs hatt jn ettlicher wyse ettwas des nit wesens, vnd da von als das am hoͤchsten würcklich.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
357, 8
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
gotlich wesen, [...], daz ist ein unentlich wesen, unde niht gemessen zuo dekein gesleht der wesentheit, sunder begriffende in im volkomenheit alles wesennes. Also swaz rede der wesentheit hat, daz hat inne blöslichen under den müglichen dingen, nach gesihte zuo den das got heizet almehtig. Wan niht anders ist widerwertig dem wesende dingen denne niht wesen. Unde dar umbe so ist diz widerwertig der rede der müglichi blöslichen: daz da iht undertenig ist der (gotlicher) maht, daz da in im beslüzzet wesen unde nihtwesen mit einander.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
253
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Sy [sel] ist auch mit irem willen wandelbär vnd wankel, also das sy in verkern mag von wellen zü nicht wellen vnd herwider, vnd mag das selber getuͦn, also das sey nichts darzuͦ twingt: das hat sy alles von dem, der sey hat beschaffen, dauon sy hat, das sy ist vnd das sy wol ist, das ist wesen vnd gnad’.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Anfangs ist zemerckhen, daz dreyerlay nichding vnd vnwesen seinn.
Bihlmeyer, a. a. O. .