mume,
die
;
-n, -Ø
/-n.
Die genealogischen Verhältnisse des Bedeutungsfeldes werden in den Belegen oft als bekannt vorausgesetzt, kaum explizit angegeben; sie lassen sich aus dem Textzusammenhang (aus Aufzählungen, Gegensatzbildungen, Prädikationen) meist nur unsicher erschließen; im wohl deshalb zusammen behandelt.
1.
›weibliche Blutsverwandte (wohl meist der Elterngeneration)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
unter dem frawen volck sind unser aller muͤtter, schwester, weiber, toͤchter, muͤmen und freundin auch begriffen.
Ebd. (
1531
):
Vielmehr sind darnach Bruͤder geheissen worden, die Vettern, Mumen, Wasen und sonst Blut freunde gewesen sind.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1500
):
da sind vier weiber dapei gewesen, mit namen: Ursel kursnerin und ain mumen, hat ir aufgesehen oder aufgampt.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
elizabeth dein niftel
[Var. 1475
1
–1518:
muͦm
;
Luther
1545, Lk. 1, 36:
gefreundete
]
die do ist geheissen vnberhaftig.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
die töchterlein oder junkfräulin waren der von Argun freund und gehörten ir zu, darumb was es nit unpillich, daß sie bei ir muemen in der kost waren.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
sein sie baid zu ime gangen, ine von irer basen, gemahel und geschweien wegen angesprochen, das er welle bedenken, das seinen momen vil an den bickenbachischen briefen gelegen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
377, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
So sey wir, herr, gemaget, | seit ir meinr mueme parn!
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1512
):
Si ruegen zu recht das brueder swester vetter muemen die im land sein iren erbtail inner jarsfrist ersuchen und ire sippzall beweisen sulln.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
126, 8, 2
;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Barack, a. a. O. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. .
2.
›Schwester der Mutter, Tante mütterlicherseits‹ (vom Kind aus auf den Grad, das Geschlecht und die Linie der Verwandtschaft gesehen).
Rechts- und Wirtschaftstexte sowie Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘ (besonders mit neutestamentlichem Hintergrund).
Bedeutungsverwandte:
1
 12, , , ,  1, .
Syntagmen:
die mumen brüder heissen
(doppelter Akk.);
die m
. (Subj.)
kind tragen, einen son empfangen, jn. strafen, nicht zur kundschaft taugenlich sein
;
jn. mit
›zusammen mit‹
der m. bestatten, zu der m. gehen
;
die m. des königs
;
die alte / liebe m
.;
der son, die bitte der mume(n)
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
des mach zen der kinder muͦter, mvme oder wase oder des vater mage oder ir erbere.
Luther, WA (
1535
):
quod Elizabeth eius Mumen etwo von der muter Mariae, hat ein konigklich blut [...]. Ideo Mater Mariae fuit Elizabeth schwester vel nahe freundin.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
legende, dat ir vrunde mit ir moenen Plectrudis, [...], si woulden bestaden.
Voc. inc. teut.
q vijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Mume Cõsanguinea .i. amica inde matertera est soror matris.
Alberus
bb iiijv
(
Frankf.
1540
):
Cognata [...] ein mu͂m / wase / base / nifftel.
Gille u. a., M. Beheim
447, 196
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Johannes, seiner mumen sune, | liess hinder im seinn mantel und flah ach da fune.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
589, 21
(
els.
,
1362
):
do von wart su [schwester tochter] dicke uil hertekliche gestroffet von der muͦmen.
Köbler, Ref. Nürnberg
277, 14
(
Nürnb.
1484
):
WO jemant andern seinen frewnden. als bruͤdern schwesstern. vettern. Oheimen. muͦmen. pasen [...] Jn seinem verlassen geschefft vil. oder wenig. schickte.
Ders., Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Vetter / Basen / Muͤmen / Ohein vñ ander sipfründ biß in das vierd glid / [...] / woͤlle͂ wir doch das die vnder einander nit toͤgenlich zuͦ kuntschafft sin solle͂.
Bremer, Voc. opt.
3032
(
halem.
,
1328 f.
):
Matertera muͦma [...] muͦm [...] est soror matris; et dicitur quasi mater altera.
Leisi, Thurg. UB
5, 810, 15
(
halem.
,
1334
):
dur die bête der edelen vrowen, unser muͦmen von Griessenberg.
Adrian, Saelden Hort
2116
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
hette in siner muͦmen sun gelan, | so wolt er sich erstochen han.
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Froning, Alsf. Passionssp.
5988
;
Gille u. a., a. a. O.
291, 162
;
Adrian, a. a. O.
675
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Schmitt, Ordo rerum
79, 8
;
Vgl. ferner s. v.
1
 1.
3.
in jeweils schwacher und oft unsicherer Belegung für weitere weibliche Personen gebraucht: ›Vaterschwester‹; ›Kusine‹ (wohl); ›Schwestertochter‹; ›Schwester‹.
Wortbildungen:
mumschaft
›Verwandtschaft‹ (a. 1510).

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
234, 16
(
thür.
,
1474
):
unde nymandes anteydingen denne den hoff, der sy anegestorbin ist von yr mohemen
(hier: ›Vaterschwester‹).
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Da wil ich [kämmerling] ihm [könig] vor allen dingen | letzt gleich Hester, dein mummen, bringen
[hier wohl: ›Kusine‹].
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
589, 21
(
els.
,
1362
):
Do fant sú [sant Kúnigunt] die abbetischin vnd ire muͦme mit anderen iren gespilen ein hoͤfelin halten
[hier: ›Schwestertochter‹].
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
Er
[Ludwig der Bayer]
was verbannen von dem babst, wan er hatt sin magen und sin muͦmen zer ê.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
sant Ruprecht nam zu im ander zwelf fast gelert frum priester [...], zog mit disen, dergleichen mit seiner muemen oder schwester, sant Erendraut, in das Baierland
[hier möglicherweise: ›Schwester‹].
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
4.
›geachtete Frau, Dame gehobenen Sozial- (extensional dann z. B. ,Fürstin‘) oder Wirtschaftsstatus (dann ,Meisterin‘); Freundin, Vertraute‹; auch: ›junge, religiös herausgehobene Frau (Maria)‹.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1636
):
Prinzessin deines Reichs, die Holstein Mume nennt, | du wahre Freundin du.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1456
):
of einiche dochter, zerzijt as sij an dat ampt komen is, niet en were in dat register geschreven, kan die namails mit irre moenen, da sij bij gewoent ind gewirkt hait, oder mit geleuflicher konden bewisen, wanne sij an dat ampt komen sij.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
217, 35
(
1438
/
9
):
als er im die hochgeborn Agnesen, herczoginn in Slesien [...], unser liebe muemen und furstinn verheyratt.
Karnein, Salm. u. Morolf
735, 3
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
nu rate, liebe mume min, | wie ich wider gewinne | die edele kunigin.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Der sah dein grosse dymüt an | Und naiget sich | Senftmütiglich | Her aüs dem hochsten rüme, | [...] | Zw dir, dw zarte müme, | Und wolt kintlich, | Jünckfraw, pey dir beleiben.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Dü ain [magd] sprach: ,drutt mümelin, | Du hilff daz ich geschlöffett in | Werde; wen ich bin berait, | Ich hilff dir och in die claid’.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
22, 5
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Gerne, liebe mueme mein, | Ich hilf dir wiegen dein kindelein.
Koller, a. a. O.
156, 36
;
219, 1
.
5.
›Spießgesellin; Frau mit lockeren Sitten,
tante
im Sinne von ,nicht ernst zu nehmende ältere Frau‘‹; auch Scherzbezeichnung für eine Kuh.
Gehäuft obd.
Phraseme:
die mume haben wollen
o.ä. ›sich mit allem begnügen‹;
seiner mume etw. befelen
›seiner Tante etw. überlassen‹.
Syntagmen:
die m. in die frümesse bitten, ins loch füren
;
die m
. (Subj.)
einen segen über jn. sprechen
;
j. js. mume sein
(erotisch anspielend),
die ku mume geheissen sein
(zur Motivation der Übertragung vgl. :
mume
als ›Viehwärterin‹);
den mumen hellisches feuer zurüsten
.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O. o. J.):
Sie
[Bettelmönche]
fürens
[
-s
frauen
]
dann mit in hinin, | Die ein ist ir muͦm, die ander ir beselin.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
so solt sie der hurn die nasen absneiden, darzu wolt er und auch ir mum ir helfen. [...]. item da furet man die mumen mit dem eeman ins loch und must den stain
[vgl.
stein
15]
tragen.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
So hett mein vattr ein kreffting segen, | Den sprach denn uber sie mein mumb | Und schwartzes kirschenwasser numb | Und bestrich ir brust, rück und lend.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
La din ruschen, din mengelen, din wirrewarren sin; das bevilch diner muͦmen und blip bi dir selber und nim des herren war.
Wyss, Luz. Ostersp.
10101
(
Luzern
1545
):
helschem füwr denselben muͤmen | vnnd fründen, so trüwlich rüsten zuͤ, | das ewig hannd schmertz vnnd gar kein ruͤw.
Wiessner, Wittenw. Ring
4406
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Noch han ich nichtz vernomen, | Dann daz ein münche möcht gefromen. | Der chnecht wil unser muomen haben
(ironisch).
Klein, Oswald
19, 71
(
oobd.
,
1416
):
auff seinem [mattras] har het ich kain rü; | es was von ainer alten kü, | die was geheissen mumme, | das sagt mir verdt ain stumme.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
[Caiphas dicit:] ir [Juden] suͤlt saufleisch eßen, | das sag ich euch an allen list, | wann si unser muem ist
(hier dehumanisierend gebraucht).
Wiessner, a. a. O.
2641
;
4968
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .