niftel,
die
;
-Ø/-n
;
zur Bedeutungsvielfalt von
niftel
s.
Jones, German Kinship Terms [...].
1990, 21
ff. sowie das Diagramm 4, 15.
1.
›weibliche Verwandte in der Elterngeneration, Tante‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 12,  12.

Belegblock:

Alberus
bb ijv
(
Frankf.
1540
):
Cognata [...] ein mum͂ / wase / base / nifftel.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
251, 16
(
els.
,
1362
):
Elizabet die dine niftel ist, die het [...] in iren alten dagen einen sun enpfangen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
elizabeth dein [mariæ] niftel
[Var. 1475
2
-1518:
muͦm
; nd. Bibel 1478:
este moder
;
Luther
1545, Lk. 1, 36:
gefreundete
]
die do ist geheissen vnberhaftig.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
Elspêt, diu niftel dein hie, | ein sun in ir alter enphie.
2.
›weibliche Verwandte, deren genaues Verhältnis zu einer Bezugsperson in den Belegen als bekannt vorausgesetzt wird und / oder aus ihnen nicht erschließbar ist‹; am ehesten hier anschließbar die Ütr.: ›Analogie, innere Verwandtschaft zwischen zwei Bezugsgrößen‹ (im Beleg zwischen
himlischem
und
geistlichem leben
).
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  14.
Syntagmen:
jm. die n. zu der ehe, zum weibe geben
;
die n
. (Subj.)
einen man nemen, das wort niftel etw
. (z. B.
die kinder
)
bedeuten
;
geistliches und himlisches leben nifteln sein
;
der n. etw. besetzen
›als Erbe bestimmen‹;
zu der n. sprechen
;
die n. des königs
;
das wort niftel, die geselschaft der nifteln
.

Belegblock:

Alberus
bb ijv
(
Frankf.
1540
):
Cognata, [...], ein mum͂ / wase / base / niftel.
Goerlitz, Magd. Schöff./Posen
93, 4
(
omd.
,
1400
/
36
):
Nu ist czwischin yn
[
man
und
nyftel
]
eyne czwetracht wordin und wellin nicht vornemen, was das wort nifftel bedeutit, wenne der man wil dy grade behaldin von seyer kynder wegin und spricht, das das wort niftil bedeutet seyne kynder, dy do gestorbin seyn, und dy grosse mutter wil ouch dy gerade behaldin von rechtis wegin von ir tochter kynder wegin und spricht, sy sey niftel.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Sich dein nifftel
[Var. 1475
2
-1518:
freuͤndin
; nd. Bibel 1478:
nichte
;
Eck
1537:
gschwei
;
Luther
1545, Rut 1, 15:
schwegerin
]
die ist widergekert zuͦ irem volck.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
gaischlich leben und hýmelsch leben sind reht niftlen.
Müller, Stadtr. Ravensb.
82, 11
(
oschwäb.
,
1326
/
30
):
daz kain ledic man noch kneht bi efröwen tanzon sol an ir henden, si sigen denne sin nachsten neftelan.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Nach dem sprach sy [fraw] zw irer nyfel: ,Fúrcht dir nit, ich wird yecz nit sterben‘.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Er hett ain tochter in Lamparten bei ainer seiner niftelen.
Rössler, Stadtr. Brünn (
mähr. inseldt.
,
1. H. 14. Jh.
):
Wier wellen daz igleich tochter oder niftel nem ein man nach irem muet wen si wil.
Wyss, Limb. Chron. U ;
Eckhardt, Ohess. Klöster
2, 419, 27
;
Gerhard, Hist. alde e
5695
;
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
204, 33
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
72, 27
;
690, 4
.
3.
›(rechtlich) nächststehende weibliche Verwandte (in der Regel:) in der Folgegeneration‹; mehrfach genauer als ›Nichte‹ im Unterschied zu
neffe
3 bestimmbar (im Beleg
Leidinger, A. v. Regensb.
ist aber ›Neffe‹ gemeint). Ein Bezug von
niftel
auf Bluts- statt auf Heiratsverwandtschaft scheint mir nicht durchgängig sicher zu sein.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
die n. bekeren / beschlafen / schmähen, nicht genemen dürfen
(zur Ehe);
die n
. (Subj.)
des bruders tochter sein, der frauen von weibes wegen zugehören, die n. keinen musteil nemen
;
j. js. n. sein
;
der n. die gerade geben / entfremden / entziehen, etw. folgen lassen
;
etw. auf die n. vererben, das erbe auf die n. sterben, die gerade von der n. nemen
;
die n. des weibes
;
die älteste / nächste n
.
Wortbildungen:
niftelgerade
›Fahrhabe, die nach dem Tode der Frau der nächsten Verwandten zufällt‹ ( mit dichter Belegung),
niftelschaft
›von weiblicher Seite her begründetes Verwandtschaftsverhältnis‹; auch ütr.: ›Raum der Vertrautheit, Kloster‹.

Belegblock:

Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
150, 6
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Liebe frouwe / jr sint myn nyfftel. Uwer vader ist myn brüder.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Eyne vrouwe adir eyne iuncvrouwe adir eyne wytewe dy dy gerade genomen hat. von mutir swestir adir von yrre nyftiln. vorbas wenne dy gesterben. dy lossen gerade also vort alsy vndir yn gesterben.
Goerlitz, Magd. Schöff./Posen
93, 13
(
omd.
,
1400
/
36
):
was sy denne noch erem tode gelossin habin, das czu gerade gehort, [...], das mus der man der nesten nifftil lossin folgin.
Ebd.
145, 33
(
um 1456
):
dy hot sy allis uff dy genante Helenen, irer leypliche tochtir, von dem irsten manne geczelet, alz ir nesten nyfftelen gebrocht unde vorerbet.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Wurd eins mans weib siech und sie erkenete (das) irs lebens nit mer (wer); sie hette gerade, die wolt sie irer niftel entfremden.
Wan dem man sein weib stirbt, das von der frauen negst niftel, die ir gerade nimmet, dem man von der gerade sein bett richten soll, [...], so [...].
und bitt urteils nach rechte zu erkennen, ap die gerade icht mit merem rechten auf den schuler gestorben (sei), wan auf die negste niftel.
Gille u. a., M. Beheim
99, 99
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
brüder und swester, dar zu kind, | neven und niffteln, wie dy sind.
Sachs (
Nürnb.
1556
):
Der ist entwicht an har und haudt, | Wann er hat mein nifftel beschlaffen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
749, 18
(
els.
,
1362
):
In disen ziten bekerte er Domicillam, des keysers Domiciani niftel, daz su kúschekeit gelobte.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
der aber gerne drinne ist, dem ist es [closter] ain bluͤgendes paradys. und da von ist dú hýmelsch Jherusalem glich dem closter
(Ergänzung Hs. G:
vñ hain rehte aine núftilschaft vnde hainlichi zain andir dur die gelichi des lebinnes
).
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
Des muter was Suanahildis, ein niftel Odilonis, des herczogen in Bayren.
herczog Otto von Bayren, herczog Heinrichs sun, [...], ein niftel von der mueter künigs Bele ze Ungeren.
Küther, UB Frauensee
107, 37
;
Langmantel, Schiltb. Reiseb. ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 420
;
4.
›in der Linie
grosmutter / grosvater
-
tochter
niftel
stehende weibliche Blutsverwandte, Enkeltochter‹; im eigenen Material schwach belegt.
Bedeutungsverwandte:
, .

Belegblock:

Schmitt, Ordo rerum
79, 10
(
omd.
,
1466
):
Neptis nyfftel [...] Neptis filia fily [...] kindes kind.
Voc. Teut.-Lat.
x vv
(
Nürnb.
1482
):
Nyfftel od’ mog. neptis. od’ ein frauen name od’ kindes tocht’.