marterlich,
Adj.
1.
›qualvoll, leidvoll; gequält, gemartert; grausam; asketisch anstrengend, mühevoll‹, von Handlungen, Verhältnissen u. ä. gesagt, denen sich der Mensch (z. B. aktiv zum Erwerb der Seligkeit) unterzieht, denen er (passiv etwa im Sinne spiegelnder Bestrafung innerweltlich begangener Sünden) ausgesetzt ist, die von außen auf ihn zukommen; Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
m. gebaren / leiden, sich m. stellen, m. die hände winden, m. durchächtet werden, etw
. (z. B. die sünde
) m. gearnet
›gesühnt‹ werden
; der marterliche blik / ser, die marterliche sele / übung, das marterliche ende / klagen / leben / trauern
.Belegblock:
Wenne nicht sunde ist so tougen | In diser werlde geschen, | Sie enwerde da
[am Jüngsten Gericht]
gesen | Und marterlichen gearnet. meisterschaft und pflegamt haben und dem rehte tuͦn, daz ist nit gemaches pflegen, es ist ein marterliches leben.
sich, daz ist din [Welt] richsen: | in we gebern, in jamer leben, | ain materliches ende geben, | ain wellen, weltzen, werren.
Kain hailig wart Gott nie so liep | Er wurd verschmechter denn ain diep | Und durch aͤchtet marterlich, | Woͤlt er verdenen Gottes rich.
Wir lassen hie ze lande | Die schönnen
[Helena]
one schande, | Dü dik on misse wende | Wand marterlich ir hende. Nit stell dich vastent märterlich | Vnd suͦch dein lon nit werntlich.
3.
›merkwürdig, ungereimt‹ (Interpretation der Belege semantisch unsicher).Belegblock:
da ward in kund tan, si solten ziechen gen Augspurg, da wurden si [...] für groß gehalten, des verstuͦndens marterlich und zugen da hin und [...] lebten in sünden der unkeusch.
Er
[der
weise]
kan sich stellen marterlich | und maint, das im niemand geleich.