gedenken,
das
;
-s/-Ø
;
gedenke,
das
;
–/-n
;
gedenk,
das
;
–/-Ø
;
zu
mhd.
gedenken
›das Denken‹
().
1.
›das Denken (an jn. / etw.), die Überlegung‹;
zu (V.) 1.
Bedeutungsverwandte:
 1.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
289
(
ohess.
,
1501ff.
):
daruff was alle myn gedencken.
Strauch, Par. anime int.
67, 24
(
thür.
,
14. Jh.
):
darumme ist daz des menschin gedenke niman bekennen mac wan Got und he selbir.
Gille u. a., M. Beheim
99, 956
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
über den Drakal mit unhuld | sein gedenken er leget, | Wie er sich mög gerechen.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
do ich also in disen gedenken was, do kam eine grose forhte.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3730
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Hie sond wir heben an | Und mit flÿssz gedenken han | Wie Gott mitt siner rechtikait | Uns lonen wil in ewikait.
Bauer, Imitatio Haller
74, 10
(
tir.
,
1466
):
darumb verschwinden sy mit iren gedenkchen.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
truren alz ein sneller bach | yemitten durch myn gedenke floz | und tet mich aller frewden bloz.
2.
›Erzeugnis, Ergebnis des Denkens; Gedanke, Idee, Absicht, Einfall‹;
zu (V.) 2.
Bedeutungsverwandte:
 2.
Syntagmen:
gedenken benennen / durchsehen; böse / gute / reine / seltsame / üble / unkeusche / unnütze gedenken
.

Belegblock:

Wunderlich, Fierrabr.
146, 16
(
Simmern
1533
):
so ward er selber zuͦ etwas gedencken durch jr schoͤne gereizt.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô sol er [...] alle sîne meinunge, gedenken, willen und krefte mit im vereinen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
402, 9
(
els.
,
1362
):
Nuͦ sist du das ich alle die gedencke erkenne, die dirre wider mich gedencket.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Der dritte vigent daz ist der vigent der vichtet dich an mit arghertzikeit, mit bittern gedenken, mit argwan.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
der benymet ime sine boͤsen gedenke.
Roloff, Brant. Tsp.
1540
(
Straßb.
1554
):
So seltzam sint jetz mein gedencken | Mir ist eben als müßt ich mich hencken.
Wickram
4, 38, 32
(
Straßb.
1556
):
desselbigen solt du gar kein gedenckens haben.
Karnein, Salm. u. Morolf
399, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Morolff ging da wider in den walt, | Salmons gedenck wurden manigfalt.
Dreckmann, H. Mair. Troja
43, 12
(
oschwäb.
,
1393
):
daz du dich nit zugt von den bösen gedenken.
Bauer, Geiler. Pred.
105, 3
(
Augsb.
1508
):
all ir gedenck seind von got und von goͤtlichen dingen.
Adrian, Saelden Hort
4771
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
den unkúschen gedenken | du stete solt entwenken.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4171
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Gib mir guͦt gedenk und recht sinne.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
also sont wir Got eren mit rainnen gedenken und suͤssen worten und werchen.
Klein, Oswald
26, 82
(
oobd.
,
1427
):
Mein frölichkait gab tunckeln schein, | do mich gedenck hin hinder machten switzen.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
209, 45
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Davon chomen pöz gedenkch.
Steer, Schol. Gnadenl.
2, 49
(
moobd.
,
15. Jh.
):
Der funft nucz: Die gnad macht vns got anmynn jn vnsern gedencken, worten vnd werken.
Bauer, Imitatio Haller
51, 6
(
tir.
,
1466
):
Wand der czorn gottes der kchümet schnellikleichen v̈ber sy, so sy aller minst gedenkchen, vnd czerstört alle ire werch, vnd ire gedenkch die czergen.
3.
›Denkkraft, geistiges Vermögen, Betrachtung, Empfindung, Fantasie, Gemüt, Meditation‹;
zu (V.) 3.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 3.
Syntagmen:
die gedenken versenken; g. und fantasie / gesicht / melancholie; g. der sele, des gemüts; edles / götliches g
.

Belegblock:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Sie hude sich alle cit von sunden der gedenke, der zungen, der augen, der hende.
Jostes, Eckhart
101, 11
(
14. Jh.
):
Herre, din gehuͤgde ist suͤsser denne hunig, gedenken von dir ist bezzer denne suͤze spise.
Ebd.
102, 6
:
wan swer mit sinem gedenken und mit sinem herzen dik ist bi got in dem himel, den erkennet got.
Gille u. a., M. Beheim
125, 151
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz ain mensch on schercz | Cristum den hern nympt ie sein hercz | mit rechter kantnis unde | Mit gedenken und anderm.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Also nu etliche lúte sich [...] versammelent und edele gedenke habent und ir gebet getuͦnt [...] so ducket sú es si rechte alles geton.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
714
(
pfälz.
,
1436
):
Wann die sele jn jren gedencken enpfindet des guten, so beweget sich das hertze jn freuden vnd güßt uß geblüte jn die glieder.
Bauer, Geiler. Pred.
322, 3
(
Augsb.
1508
):
deine sün die du von dyser haußfrawen gebürst, die sind deine gedenck und fantaseyen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Oder mit gedenken | Sich tief in Got versenken | Und haimlichen Got schowen.
Wan alles ir gedenken | Was sich in Got versenken.
Schmidt, Rud. v. Biberach
173, 27
(
whalem.
,
1345
/
60
):
so der mensche beschǒd god vnd alle goͤtlich sache vnd alle gedenke der sel in got vfricht.
Jostes, Eckhart
37, 22
(
14. Jh.
):
Ez spricht chuͤnich David: In meinen gedenchen entspringt mir got.
Klein, Oswald
91, 8
(
oobd.
,
1409
?):
Auss slauffes schrick | vil gedenck, melancoli | dicke mir wonen bei.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
83, 1
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Vnd die auslegung der doygen, so ist zu merchen, daz driualtig gedenchen oder inwendigew weissung ist.
Ebd.
95, 67
:
dew do der gedencken vnd der lesung sich fleissent vnd peywesunt sint.
Ebd.
91, 21
:
Darnach volget, daz die gedenchen vnsers gemuͤts sint geleich den spruchen der warhait.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
Maniger hande gedenke in sinem herzen faht.
4.
›Erinnerung‹;
zu (V.) 4.
Phraseme:
mans/menschen gedenken
›Menschengedenken‹.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
66, 7
(
omd.
,
1544
/
5
):
Unßer alt herkomen, [...] und gewonheyͤt, wye wyrß vor alders her gehabt haben bey menschen gedencken.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Wenns dem könig gefellig wer, | Wolt ich, daß man zu eim gedencken | Deß Hammons zehen sön thet hencken | An galgen, welche der bößwicht | Mardocheo het auffgericht.
Ruh, Bonaventura
325, 2
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Scherpffen sol er [mensch] sich uß gedencken siner sünd.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
da was ain bildstock oder marterbild [...] das was da gestanden lenger dan mans gedencken.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1549
):
hat ain rat [...] ain großes pangket gehalten, das bei manns gedencken nit geschehen ist.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Doch nieman also tumber si | Das im gedenken wone bi | [...] War umb si guͤtú klaider truͦg | Und hertes, ruches gewandes nút.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1635
):
in dorf zu Hartenstorf halten die unterthanen und dorfmenig daselbst allweg am montag nach Martini morgens frue alle jahr und bishero ob menschen gedenken die frag und vermeltung des dorfrichters und freiheiten wie volgt.