gedank,
der
;
-en/-en
, auch
;
gedanke,
der
;
-n/-n
;
zu
mhd.
danc
›Denken, Gedanke, Geneigtheit, Wille, Absicht‹
().
1.
›das Denken (an etw.), die Überlegung‹;
vgl. (
das
1.
Syntagmen:
einen g. brechen / fassen / keren / sehen / wissen; ein argweniger / färlicher / tiefer / übler g
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Ich Got weiz an in beiden | Al ir gedanken und al ir werk.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Ick stondt in gedancken.
Luther, WA (
1531
):
Also mochte die falsche lehre und des Teuffels gedancken ausfallen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
876
(
mrhein.
,
um 1335
):
Sin vbel werg, sin vbel gedang | vns dar zu getwungen hant.
Dubizmay, kurß zu Teutze
50, 2
(
hess.
,
1463
):
Sunder bewar vns nach | deynem willen vnd geleyte | vnsere gedancken vnser werck | vnd vnser wortt.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Vil gar sine gedanken | Vliezen zu dirre unvlat.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
36, 30
(
omd.
,
1487
):
Den sich darauß mancherleÿ nachrede vnd argwonige gedancken entspÿnnen.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan, swenne der gedank vergât, sô vergât ouch der got.
Opitz. Poeterey
20, 19
(
Breslau
1624
):
stehe ich sehr im zweifel vnnd bin nur der gedencken / es leichtlicher zue wuͤndschen als zue hoffen.
Gille u. a., M. Beheim
73, 135
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Sy sehen wal den rat und dy | gedanken aller teufel hy | und poser leut mit eine.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
173, 30
(
Nürnb.
1548
):
Nach solchem bekentnuß vn̄ gebet / so gibe dich flugs mit deinen gedancken hieher / vnd hoͤre / wofuͤr Simeon diß kindlein halte.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
764, 28
(
els.
,
1362
):
So opheren wir nuͦ den lichomen vnd das bluͦt Cristi vns zuͦ einem ewigen heilsamen gedancke sines lidendes.
Goedeke, Fischart Floh haz,
1859
(
Straßb.
1594
):
Gewis, wann sie in gedanken sitzen, | Auf uns sie ir gedanken spitzen.
Karnein, Salm. u. Morolf
123, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Da sie inn das munster kam, | die frone messe hup man an. | ir pater noster was nit zu lang, | das schuffe die zauber wurtze, | nach der stunt aller ir gedanck.
Ruh, Bonaventura
331, 3
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
do sol harren vnnser betrachtung, wann do ist ain end aller vnnser gedank vnd werk.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Ein jungfrow, hies Anne, | [...] Ze Gotte stuͦnd aller ir gedank.
Schmidt, Rud. v. Biberach
55, 5
(
whalem.
,
1345
/
60
):
der gedanck gat gar traglicher ab wege, want er enspringet von bildung.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
46, 7
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
der schein der wont uns nahent pei, | also redt sin und mein gedankch.
Klein, Oswald
17, 10
(
oobd.
,
1410
):
in Suria stet mein gedanck.
Bauer, Imitatio Haller
44, 26
(
tir.
,
1466
):
Dein gedankch vnd dein pitten das sol stet sein an alles aufhören czue Kchristo dem herren.
Bremer, Voc. opt.
266
;
Schmitt, Ordo rerum
329, 5
;
330, 9
;
Hulsius
C iijr
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 32
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 65
;
Weber, Oswald. ;
Dietz, Wb. Luther f.;
Öst. Wb.
4, 583
.
2.
›Erzeugnis, Ergebnis des Denkens; Gedanke, Idee, Absicht, Einfall‹;
vgl. (
das
2.
Phraseme:
gedanken sind zolfrei
.
Syntagmen:
gedanken denken / finden / kennen / offenbaren / vertreiben / zusammenfassen, sich seine gedanken machen; argwenige / böse / edle / eigene / fliegende
›flüchtige‹ /
grosse / gute / heilsame / mutige / schwere / sündige / traurige / unreine / verliebte / wunderliche gedanken
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Boͤse Gedancken klopffen jmmer an.
Ziesemer, Proph. Cranc Jer.
49, 30
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
ja hat widir [uch] Nabuchodonosor [...] eynin rat angegangin und hat gedacht gedankin widir uch.
Luther, WA (
1527
):
das ist ynn der schrifft, das wir an dem wort hangen und halten, sonst sind es fliegend gedancken.
Ebd., (
1529
):
gedancken sind zolfrey.
Ebd., (
1545
):
Denn der Teuffel ist ein Meister, boͤse gedancken in die guten hertzen zu schreiben wider Gott und Menschen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Wy man beichten sal boße gedankken.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Mein seel verschlagen grawsamlich, | Mit schweren gedancken engstet sich.
Dedekind/Scheidt. Grob.
181, 23
(
Worms
1551
):
So nemens gleich die menner war / | Vnd haben boͤß gedanck auff dich.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
68, 7
(
Frankf.
1535
):
Die tuͦgent des Amethist dient wider die trunckenheyt / vnnd machet den menschen wacker / vnd vertreibt boͤse gedancken.
Perez, Dietzin
1, 43, 6
(
Frankf.
1626
):
sintemal meine Gedancken gar nicht sind / der welt Netz vnnd Garn zustellen.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
wen ich huͤrte der glocken klang, | so hatte ich wunderlich gedang.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
54, 22
(
omd.
,
1487
):
Szo ehliche menner nunnt mitt andernn frawen vnd Junckfrawen reden haben ÿr ehliche weiber argwonige gedancken.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
in einem ieglîchen guoten gedanke oder guoter meinunge oder guoten werke werden wir alle zît niuwe geborn in gote.
ich haben hvte einen willen vnd habe morne den delben gedanch.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
Wan von hinnen von der lûte herze gên vore bôse gedankin.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
sagt eure Gedancken von der Kranckheit.
v. Ingen, Zesen. Ged.
391, 12
(
Breslau
1641
):
wie gluͤckseelig schaͤtze ich mich / daß ich noch zur Zeit mit solchen verliebten Gedancken nicht verhafftet bin.
Logau. Abdank.
165, 3
(
Liegnitz
1651
):
Leittet mich auff andere und villeicht bessere gedancken.
Stackmann u. a., Frauenlob
13, 59, 6
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
ja, wol ein gut gedanc ist daz.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
127
(
Nürnb.
1517
):
Das gesetz Christi verbeut einen iden unreinen gedanken.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
122, 23
(
Nürnb.
1548
):
so du ein mal zur kirchen kombst / vnnd fleissig deine gedancken zusammen fassest.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
So hoch ist der gute Mann bekümmert, daß er sich tausenterley Gedancken macht.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Auß einem vollen haupt / vnd bauch / kompt selten ein subtiler gedancken.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
GOtt aber gabe ihm ein heylsammen Gedancken ein.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Do kam gedank in iren mut | Es wære ir ze allem haile gut | Ob si ruͦrti sin gewant.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
laider nu ist daz hertze so wilde und der gedank so witswaifig daz unser hertze selten mit Got ist.
Goldammer, Paracelsus
7, 175, 7
(
1530
):
dann ursach sie brechen die ehe in irem herzen; so die nit haben, so seindt die gedanken hurengedanken und nit eheliche gedanken.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
93, 49
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
vnd wissen, daz der guett gedancken ist ain gab gots vnd nicht ain frucht oder ain volpringung vnsers hertzen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
freiem volk sollen nit allain die gedank frei sein, sunder auch die red.
3.
›Denkkraft, geistiges Vermögen, Empfinden, Vorstellung, Fantasie, Gemüt‹;
vgl. (
das
3.
Syntagmen:
gedanken des (menschlichen) herzens; ein betrübter / schläferlicher g
.

Belegblock:

Rosenthal. Bedencken
37, 28
(
Köln
1653
):
Die Catholische Lehr aber haͤlt hie beym engen vnd reynen Weg / nemblich ob schon die Sinn vnnd Gedancken des Menschlichen Hertzens von Jugend an zum Boͤsen geneigt seind.
Dubizmay, kurß zu Teutze
12, 8
(
hess.
,
1463
):
die gefallen wol meynes mundes rede vnd meynnes hertzen gedancken vor deynnem gesicht allezeyt.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
Indem nun ihrer viel in den Gedancken geblieben / als waͤre Koͤnig Sebastian noch am leben.
Feudel, Evangelistar
7, 20
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
durch dynes selbis sele sal eyn swert gen uf daz manchis herczen gedanken geoffenbarit werden.
Jostes, Eckhart
23, 6
(
14. Jh.
):
diweil sein gedank einvalticlich underflozsen und eingeflozsen got waz, do sloz sich daz mer zesam under sein fuͤzz.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Die Heiden stunden zwar auch in den Gedancken / als ob sie nach einiger Zeit wiederumb ans Licht kaͤmen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
66, 25
(
Nürnb.
1548
):
das hertz aber geht mit andern gedancken vmb.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
179, 24
(
els.
,
1362
):
Vnser sele ist von drien kreften begobet, daz ist fernúft, gedang vnd wille.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
sin gedank ist rein und guͦt gegen dir.
Schmidt, Rud. v. Biberach
37, 20
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Hie sprichet Gregorius, das der sel mund ist ir meditieren old ir gedank vnd betrachtunge.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 157
(
halem.
,
15. Jh.
):
daz got vúrkome die sele vnd si erweke vnd si beruͤre vnd vf richte zuͦ dem guͦten gedanke.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
du solt dich flissen daz din hertze und din conscienci gar rain und luter si, nit liht argwaͤnig, nút uppig gedanke.
Klein, Oswald
51, 6
(
oobd.
,
1409
/
10
):
herz, müt, sin, gedanck ist worden mat.
Ebd.
114, 76
(
oobd.
,
1436
):
wie ser betübt wer ir gedanckh.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
287
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Es haist auch ydea der vorgeund gedankch des zimermans in seinem herczen, da er das zimer nach stelt.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
85, 36
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Vnd darumb von dem hertzen des menschen gent aus poͤs gedanck.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
71, 19
(
tir.
,
1464
):
darnach da pelaib chain pöse pegierd in mir oder gedankh des neides vnd hoffart.