etwa,
etwo,
Adv.,
wobd. und besonders in 1 auch
etwar
;
zu
mhd.
ëtewâ, ëtwâ, ëteswâ
›irgendwo, manchmal, einst‹
und
ëtewâr
›irgendwohin‹
(
Mwb
1, 2216
 f.).
1.
›irgendwo; irgendwohin‹; teils auch: ›mancherorts, hier und da‹; dabei mehrfach in Reihung
etwa [...], etwa [...]
›an einigen Orten, an anderen Orten‹; unbestimmtes Lokaladverb; teils mit Tendenz zur Partikel bzw. zum Wortbildungselement: ›irgend-‹.
Bedeutungsverwandte:
 7; vgl. ,  1,  1.
Gegensätze:
 1, .
Wortbildungen:
etwarin
›irgendwo drinnen; in etw. begriffen, enthalten‹ (auch ütr., dann: ›in irgendeiner Angelegenheit‹),
etwarum
›aus irgendeinem Grund‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1518
):
ist etwo eyn ketzermeyster, der sich eyßen zufressen [...] vordunckt, den [...].
Ebd. (
1544
):
Damit er [Gott] auch seine Kirche [...] wil getroͤstet haben, das er sie wil versorgen, das sie auff Erden dennoch etwo sollen narung und stet finden.
Ebd. (
1528
):
Er [Christus] hat mehr denn eine weise etwa zu sein, wie droben gesagt ist.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Dy vreuil ist etzewo fumf pfunt etzewo mynre ettewo mere.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan swaz enpfangen werden sol, daz muoz eteswar în enpfangen werden.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
194, 14
(
Frankf.
1535
):
Wan mann sie [Zigelsteyn] etwa zuͦ mischet / vnd sich damit salbet / so dienet es dem iucken.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Ich wil eine (wile) eteswa bliben, so ich da nieman habe mit dem ich zvrne, denne habe ich rue.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
dar nach er [klotz] tieff lyt oder das er etwar in stecket so muͦß man es [krut] lenger dar vff lassen ligen.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
7v, 19
(
Zürich
1521
):
Jetz so ich an allē dingen verzwyflet bin / begert ich doch [...] etwo in einem kloͤsterlin oder einsidelhuß verborgen lygen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Etwa einer / aliquis, vnus aliquis. [...]. Etwar / jrgendt noch / etwan an einem Ort / uspiam in aliqo loco. [...]. Etwarinn seyn. [...]. Jn eim ding seyn. Etwarinn eim helffen. [...]. Etwarumb gestrafft werden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
tuo wazzer etswar ein und tuo in daz wazzer balsem.
ich [...] wæn, daz diu wurz, diu etswâ merretich haizt und anderswâ kren, radix haizt ze latein.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Etwo wardt manigen armen man hauß, stadel, khassten abgebrochen.
Wackernell, Adt. Passionssp. Br. II, St. 2, zu
2678, 8
(
tir.
,
v. 1496
?):
nembt die schacher auch herab | Und legt sy etwo in ein grab.
Quint, Eckharts Pred. ;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
1377
;
Rapp, UB Stuttg. ;
2.
›früher (einmal), einst, damals‹; unbestimmtes, in die Vergangenheit weisendes Temporaladverb.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
warumb trincket er itzt weyn, der ettwa die tzitzen sog?
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
in der zeit vieng man an den grund zu schlahen zu dem turn [...] bei des Ulrich Stribels haus, das etwo Michel Blaichers was.
Ebd. (
1498
):
der hertzog dantzt mit Ursula Neithartin, etwa Hansen Neitharts burgermaisters von Ulm, tochter
(›der Tochter des früheren Bürgermeisters‹).
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
Nu begab es sich [...], das ain briester [...] der etbo ain ächter zu Wien was gewesen, kam gen Landshut.
Leidinger, a. a. O. .
3.
›ziemlich, einigermaßen‹; ›sehr‹; selten auch: ›ungefähr‹; unbestimmtes modales Adverb, in der Regel zur Modifikation von Ausdrücken (z. B. Adjektiven, Indefinitpronomen), die eine Relation bzw. Quantität ausdrücken.
Obd.; chronikalische Texte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
es ist ze wißen, daß man etwa dick an die Hussen zogen ist.
Ebd. (
E. 15. Jh.
):
der ander der Ochsenfuͦß, der het uns auch etwa vil zuͦ laid getaun.
Ebd. (
1523
/
7
):
wan ich vil am luͦft bin, so han ich etwo ain harn zwen löffel vol, gar wenig.
Ebd. (Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
am herauf und am hinab ziehen ward im etwa vil volks abgestraift von dem statvolk mit erschiessen.
Ebd. (zu
1527
):
mein mann geet mit disem meidlen etwa oft allain gein sanct Gallen durch die weld.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
ainsmals was im der kayser etwo gram, do kam der hertzog Ernnst zu im gein Prespurck.
Chron. baier. Städte., Landsh.,
322, 14
(
moobd.
,
1478
):
an demselben Montag Nacht stund sein Leuchnam auf dem Soller [...] und brunnen etwo viel Liechter bei im.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
in der zeit übten sich di herzog Ruprechtischen auch redlich und viengen etbo vil herzog Albrechtisch.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. .
4.
›vielleicht, möglicherweise; zum Beispiel; gegebenenfalls‹; im Sinne eines Kommentaradverbs die Gewissheit einer Aussage einschränkend bzw. einen Aussageinhalt als exemplarisch-hypothetisch charakterisierend.

Belegblock:

Luther, WA (
1526
):
Das ist wol billich, wo etwa ein Fuͤrst, Koͤnig odder herr wansynnig wuͤrde, das man den selbigen absetzt.
Ebd. (
1535
):
Es ist bey jm ungestellt und ungeferbt, sondern recht wundern und ernst gewest, wie sich ein ander mensch etwo eines dings verwundert.
Schorer, Sprachposaun
7, 1
(o. O.
1648
):
Es ist leider nunmehr dahin kommen / daß / wann ein Teutscher etwa ein Viertel Jahr in Franckreich gegucket [...] so ist jhme seine Muttersprach schon erleydet
(auch zu 3 stellbar).
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
allain es sein etwa hochfürstl. bevelch zu verlesen, so mueß solches vor dieser beschlußfrag geschehen.
Boon, St. Prätorius
43, 19
.