etwan,
ezwan,
etwen,
Adv.;
zu
mhd.
ëtewanne, ëteswenne, ëtwenne
›zuweilen; früher; irgendwann‹
(
Mwb
1, 2220
).
1.
›früher, einst, damals‹; ›zu einem (nicht näher bestimmen) Zeitpunkt, in einer (nicht näher bestimmten) Zeiterstreckung in der Vergangenheit‹; temporales Adverb; in attributiver Stellung vor Personenbezeichnungen vereinzelt mit Tendenz zum Adjektiv.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2, , , .
Gegensätze:
 13, (Adv.) 1.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Es hat sich etwan ein grosser streit erhaben uber den Bildern zwischen eim Keiser und dem Bapst.
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
3, 1
(
pfälz.
,
1480
):
Jargezijt des ersamen herren Friderich Hossen etwan pfarrers zu Rode.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
39, 33
(
thür.
,
1474
):
Caspar Moller schuldiget Hans Wentczeln, daz er etwann des genanten Caspars vaterswester zcu elichem lebin genomen habe.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
man hat ettwan geben fur fure, was man umb dreissig pfenning kauft hat, do hat man vier pfenning von geben; aber man muß ietzunt 6, 7 pfenning geben.
Sachs (
Nürnb.
1545
):
Ein groß genuweschis raubschieff, | Das bracht sehr vil maydlein und knaben, | Die sie etwann geraubet haben | In dem köngreich Armonien.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1525
):
Steffan Störr, der etwan lutpriester zu Liestall, [...] in diser uffruor widerumb dohin zu der pursame komen was.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 318, 13
(
halem.
,
1508
/
16
):
Anno domini 1491 ward Thomas von Cicilia, [...], etwan ein kanzler keiser Friederichs [...] zuͦ bischof erwelt.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
255, 29
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Etwenne warent ir vinster, aber nu sint ir lieht in dem herren.
Morrall, Mandev. Reiseb.
17, 23
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Die ynsel von Rodis waz etwan genant Colles.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
1456 da kamen zwen menschen von des türckischen kaissers herr, die waren etwan kristen gewesen.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
[Nazareth] ist etwan gewesen ein gute stadt; nun ist es ein clain dorff.
Luther, WA Br. , Beil. II;
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
2, 49, 7
;
Meisen u. a., J. Eck
13, 15
;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
2.
›manchmal, bisweilen, von Zeit zu Zeit, immer mal wieder (iterativ)‹; temporales Adverb, teils mit Tendenz zum modalen Adverb: ›zum Teil, teilweise‹; zuweilen Inhalte antithetisch gegenüberstellend bzw. additiv reihend gebraucht.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
200, 3
(
Frankf.
1535
):
Mann macht etwan glas von blei vnd subtiler erden / on farn eschen oder heuw.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
eynn grosser stern mit eyme langen zagel [...] bedutet allewege etzwas gutis ader obils zukunftiges, etzwanne die gebort eynes grossen fursten, etzwann seynen todt.
Keil, Peter v. Ulm
247
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Etwen wirt ein geswer in den oren, [...] etwen so kriechen die wurm dor ein, etwen so seusent sie.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wenne ein garte [...] geeget wurt von dem unkrute, so blibet do ettewenne ein wurtzelin von dem unkrute.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
ettewenne gelag obe Pompejus, etwenne Julius
(im Kampf).
Jörg, Salat. Reformationschr.
61, 32
(
halem.
,
1534
/
5
):
es hatt [...] Zwinglj sich [...] ettwan gegen synen schuͦlgsellen / gar üppicklich mercken lan / und geredt [...] er well sim selbs noch ein ewigen namenn machen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
daß gemeiner stat sachen zum allerlangsamisten und unfleißigisten [...] oder etwan gar nit ausgericht [...] worden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
iedoch ist etswenn ain menschen haupt [hirnschal] gesehen, dâ nindert ain nât an was, und daz bedäut des menschen gar langez leben.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
6, 31
(
tir.
,
1464
):
Ich han auch das vorgenant puch verwandelt nach dem tëxt vnd etwen nach dem sinn vnd han das pracht zu ainer schlëchten gemainen teücz.
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›irgendwann (einmal); zu einem nicht näher bestimmten (späteren) Zeitpunkt; jemals‹; temporal-modales Adverb, im Gegensatz zu 1 auf zukünftig bzw. möglicherweise eintretende Ereignisse verweisend.

Belegblock:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
ob diz etwanne geschiet
[dass eine Schwester
muzzig oder mit ydelre reden
angetroffen wird]
von summilichere, so sal man [...].
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
249, 2333
(
Zwickau
um 1540
):
Das wird auch etwan finden seinen ort.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
wie lang [...] wölt ir solichs leiden? erwacht etwan!
(hier wohl ›endlich; jetzt‹; Aufruf zum Aufstand gegen den
rat
).
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
um 1564
):
wover im
[dem Kind eines Kürschners, das von den Erinnyen aufgezogen wird]
etwan die sach [zuͤ hohen dingen gelangen] fehlen [...] wurde, [...] sich wider in sattel schwingen [...] möcht.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. I,
942
(
tir.
,
1486
):
Wier muessen ain weil darumb vechten, | Etwan treffen wier den rechten.
Quint, Eckharts Trakt. ;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
4.
›vielleicht, möglicherweise; wohl‹; modales Adverb, das die Gewissheit der Aussage einschränkt; anschließbar an 3.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
Eine [...] grosse, treffliche vermanung lesset Mose vorhergehen, ehe er die zehen Gebot anfehet [...], damit sie es jnen einen ernst sein lassen, auff das sie nicht meinen, sie hoͤreten etwan ein Fabel.
Perez, Dietzin
1, 405, 30
(
Frankf.
1626
):
[die boͤse Aufferziehung] zu allem boͤsen [...] mehr als je etwas anders anreitzen vnd verleyten kan / biß der Mensch etwan gar zu einem Todtschlaͤger / Verraͤhter oder sonst zu einem verruchten buben wird.
Sachs (
Nürnb.
1531
):
Wie, wenn ir het nit recht gehört? | Das er euch etwan het gelehrt, | Das ewer son solt gelt gewinnen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Jch aber [...] gienge fort, damit nicht etwan, wo ich antwort gäbe, von jemand möchte erkannt werden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
Es ward grosse hoffart getriben, daß man maint, es mecht ettwan bös alter nemen.
5.
›ziemlich, einigermaßen‹; ›sehr‹; teils auch: ›ein bisschen, ein wenig‹; modales Adverb, in der Regel zur Modifikation von Ausdrücken (z. B. von Adjektiven, Indefinitpronomen), die eine Relation bzw. Quantität ausdrücken; selten auch: ›ungefähr‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
Zu dem undern Galgenhoff sein ettwen vill prücklein über den Vischpach.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Der ryß [...] wott inn inn daz hol tragen; aber do er etwann wyt kam, kam Ruolland wyder zuo im selbs und zog sin schwert uß.
Maaler (
Zürich
1561
):
Thuͦ dich von jnen Etwan lang / oder ein kleine zeyt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1490
/
1500
):
man [...] begruͦb in und besang in, und lag also etwen lang in dem kirchhoff.
Ebd. (
1533
):
daß wir bisher alles, das uns miglich wiewol etwan beschwerlich gewessen, von bessers frids wegen gedult und gelidten haben.
Ebd. Anm. 2 (
1544
/
5
):
Es hat sich [...] erfunden, als daß ain e. rat etwan
[›ungefähr‹]
bei 2000 guldin den juden schuldig gewesen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
1533
/
6
):
da funden sy [feind] in
[
kaufman
, den sie einen Felsen hinabgestürzt hatten]
lebendug on alle verserung, ausgenomen am hals under dem kun hett er sich etwan
[hier wohl: ›ein wenig‹]
angestossen, sust prach im an seinem gantzen leib nichts.
Ebd. (
v. 1542
):
eß starben am ersten etwan ful
[Erkrankte]
ön beicht und sacrament.
Meisen u. a., J. Eck
17, 33
.
6.
›beispielsweise‹; Kommentaradverb.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
Wan nw ein mensch etwan ein leben, ein werck, ein geloͤbde in solcher meinung anhebt, das er [...] durch dasselb [...] gerecht und selig werden moͤge, so irret er.
7.
in Verbindung mit unbestimmten adverbialen und pronominalen Ausdrücken mit Tendenz zur Partikel bzw. zum Wortbildungselement: ›irgend-‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
/
7
):
bringt eyner faule stinckende Eyer [...] zu marcke, der macht sich stoͤltzer damit denn etwan eyner mit eynem kram, der etlich hundert guͤlden werd ist.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Es sehen mich mein bruͤder all, | Als etwan einen fremden mann, | Achten mich gleich eim vnbekanten.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
Gehilfest du mir nit etwan hin, daz ich mich der willen tiere erweren mög, töden sy mich.
Maaler (
Zürich
1561
):
Etwan eine. Aliqua. [...]. Etwan hin / oder an ein ort gon. Concedere aliquo.