beutel,
der
;
-s/–
.
1.
›tragbarer Beutel aus Stoff, Leder o. ä. für unterschiedliche Zwecke‹.
Phraseme:
die augen in beutel stecken; jm. einen beutel an den hals henken
.
Bedeutungsverwandte:
 1,
1
 1.

Belegblock:

Luther, WA (
um 1535
):
Jch habs ym synn, hett ichs ym beutel.
Ebd. (
1545
):
WEr nu hie augen hat, der stecke sie nicht in beutel.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1403
):
4 m. vor szemische hosen und butel zu voreren gekouft.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
als eines goukeleres budel | stet manches menschen munt offen.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1576
):
Warumb hat die traub vil budelger, darin sie den most erhelt?
Struck, Marienst. Wetzlar
1158, 33
(
hess.
,
1495
):
in eym syden budelgin ist en wenig brach silber inn und tzwene silbern leffel darbii.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
das gemeyne volk zeich sie, das sie die wasser unde borne vorgifftiget hetten unde das man leynen buttil mit der vorgifft dor ynne funden.
Fastnachtsp. (
n. 1450
):
Die [güldein] werden im von dem künig und von der künigin geschenkt | Und in eim seiden peutel an seinn hals gehenkt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
da tets si [weib] es [sacrament] haimlich aus irem mund in ain beitel und trůgs haim.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
um 1630
):
soll richter und ganz gmain [...] denselben schandlichen man nemben und ihme ainen peidl an halß henken und zweenundsibenzig pfening zu zeugnus, und sollen den hinauß antworten.
Ebd. (
1670
):
hett ihn dan dießer nit zu bezahlen, so vermag daß recht daß er ihn ein beitl kaufen und ihn an halß henken kan.
Luther, a. a. O. ;
Ziesemer, Gr. Ämterb.
167, 8
;
ders., Marienb. Ämterb.
18, 12
;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3166
;
Sappler, H. Kaufringer
13, 272
;
Rechn. Kronstadt
3, 250, 24
;
2.
›Geldbeutel‹; Spezialisierung zu 1.
Phraseme:
beutel und maul füllen
;
den beutel dün machen
›sich als arm ausgeben‹;
dem beutel am boden kratzen
›mit leeren Taschen dastehen‹;
jm. zu beutel kommen
›jm. zugutekommen‹;
in seinen eigenen beutel liegen
;
in seinen beutel fronen
›in die eigene Tasche wirtschaften‹;
die augen in den beutel stecken
;
jm. in seinen beutel schweren
›eine Angabe über das Vermögen eines anderen machen‹;
die zeche alleine aus dem beutel bauen
›nur Unkosten haben‹;
es geht über deinen beutel
›es kostet Dich Einiges‹; zu den Sprichwörtern mit
beutel
vgl.
Tpma
1, 456-463
.
Bedeutungsverwandte:
,  2,
1
 1.
Syntagmen:
den b. abreissen / abschneiden / füllen
(oft)
/ zerkiefeln / haben / tragen
;
der b. ler sein
;
des b. denken / hüten
;
etw. in dem b. haben, in den b. greifen, etw. in den b. stecken, etw. aus dem b. nemen / zalen
;
der karge / ledige / volle b
.
Wortbildungen:
beutelabschneider
,
beuteldrescher
›Taschendieb und gleichzeitig Phrasendrescher‹,
beutelerbe
,
beutelgabe
›von Nichtadligen zu entrichtende Zahlung für ein Lehengut‹ (16. Jh.),
beutelknecht
,
beutelmacher
(auch mit Umlaut; jeweils: ›Hersteller von Geldbeuteln‹; dazu bdv.:  1, ,  1),
beutelmelker
›Taschendieb‹,
beutelsame
›Geld‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Ja wenn man das prediget, wer wil ins kloster tzihen ader geben? Solt wol der beůttel welck, die kůchen schmal und gering werden.
Ebd. (
1525
):
Der beuttel ist dir zu schwer, ich wil dir yhn leichter machen.
Habt das spiel jnn guter acht und steckt die augen nicht jnn beutel.
Ebd. (
1535
):
schoner beutel und nicht 1 heller drinn.
Ebd. (
1538
):
Jst ein dieb erbe und beutel erbe. Er ist ein armer betler gewest.
Ebd. (
1544
):
die Amptleut gehen recht mit den fursten umb, machen ihren beuttel dunn gnug, das er nit one runzel bleybe.
Ebd. (
1545
):
Da lies er mit dem ablas etliche Beuteldresscher ausgehen, der leute geld zu erheben, das nicht sein war.
Ders. Hl. Schrifft.
Joh. 12, 6
(
Wittenb.
1545
):
er war ein Dieb / vnd hatte den Beutel
[
Beheim
1343:
bûtelîn
;
Froschauer
1530,
Eck
1537:
säckel
].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
156, 3496
(
Magdeb.
1608
):
Das meins beutels auch werd gedacht / | Vnd ich groß gut moͤge erlangen.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
das eyn man by luten sytzet vnd hot pfennynge in synem butyl. vnd snydet synes selbis butyl abe. vnd vorbyrget yn. vnd tzyget des andir lute [...]. Adir her nymmet sy ym selbir vs deme butyl.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1390
/
1
):
hait der rait eine alde broiderschaf up dem Hoyve, [...], van den budelmecheren nedergelacht.
Ebd. (
1396
):
dat eme alleine zo nůtze ind zo bůdel comen is.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
10069
(
rib.
,
1444
):
[de tzunge] zo keren up allen enden | Dat recht zo kromme ind krom zo rechte, | Up dat mir dat gelt zo budel brechte.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1586
):
dan alles nehewirk stunde innen nit zu, [...], sunst moisten es wapensticker, hanschenmecher, kussenmecher, budelmecher, teschmecher, [...], von innen kaufen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
158, 12
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Da greyff Warakir jn sinen budele / vnd gab syme kinde eyme gelt.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
14, 9
(
Frankf./M.
1568
):
Schlecht aber zuletzt vngluͤck zu | Daß mein Parthey ligt vnterm gaul | Hab ich doch offt gfuͤllt beutl vnd maul.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
157, 11
(
omd.
,
1554
/
1633
):
wer will alßdann die zeche untern stolln alleine außm beutel bauen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
167, 2
(
thür.
,
1474
):
Stegke myr myne phenige wedder in myn buttel.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
das yrgent berurt wurde, das yr in uwer buttele fronen mochtet.
Skála, Egerer Urgichtenb.
119, 9
(
nwböhm.
,
1574
):
sagt er habe Sontags vfm Margkt Zu Eger einem Weib ein Peutel Abgeschnitten.
Schnurrer, Urk. Dinkelsb.
5, 1557
(
nobd.
,
1486
):
Der A. spricht dem Kläger die Fähigkeit ab,
mir in meinen pewttel zu swern.
Hampe, Ged. v. Hausrat
2, 6, 14
(
nürnb.
,
1544
):
Erst getz ueber den pewtel dein | Die Hebam mustw zalen par.
Voc. Ex quo B
246
(
böhm.
,
1416
):
Bursarius [...] Paytlchnechtz.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 59, 5
(
Hagenau
1534
):
Auß vil beutteln / ist gut gelt zelen.
Ebd.
15
:
Man zurreysset eben so mer einen beuttel als vil.
Ebd.
2, 95, 2
([
Augsb.
]
1548
):
Er leüget in seinen aigen Beütel.
Bächtold, N. Manuel. Zugabe N. Manuel
400, 298
(
Zürich
1523
/
6
):
Man wirt s’ [die falsch geistlichen] aber noch wol fatzen, | So s’ dem pütel am boden kratzen!
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
83
(
Genf
1636
):
Beutel abschneider [...] Loculum, Crumenam abscindere.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
1564
(
schwäb.
,
1453
):
Wie wol im was der bütel ler, | So wond er doch, er weͣr der man.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Bawen macht ledige beutel.
Beuteler / beutelmacher / Saͤckler / burschenschneider [...]. Wenn grosse Herren bawen / so gehets vber deß gemeinen Manns beutel. Beutelsamen / gelt. Jn der armen tasche vnd flasche / muß vil weißheit vmbkommen [...] / denn sie koͤnnen nicht leichtlich herfuͤr brechen / weil es jhnen am beutelsamen mangelt. [...] Beutelmelcker / loculorum emunctor. [...]. Beutelschneider / beutelmacher / Saͤckler.
Man find nicht gelt in allen beutteln / die zugebunden sind. Alte beutel schliessen vbel / sie wollen nicht gern auff oder zu [...]. Reiche register / arme beutel. Auff ander leut beutel einkauffen / Vnd wein auffn kerbholtz sauffen / Hat nie lang gelauffen. [...] Huͤt dich fuͤr dem / der mild ist auß eines andern beutel. [...]. Grosse hendel woͤllen grosse beutel haben. Spieler selten ehe abließ / Biß jhn der ledig beutel hieß. [...]. Der gute Montag macht volle kroͤpff / Leere beutel / vnd tolle koͤpff. Es ist kein kunst ziegen in molden baden / aber auß ledigen beuteln gelt zehlen / das ist ein kunst. [...]. Wer will gefallen schnoͤden Weibern / Dem wirt nichts in seinem beutel bleiben. [...]. Da mein beutel auffgehet / da raucht mein kuche / sprechen die kein eigen haußhaltung haben. [...]. Edelgsteine haben grosse krafft / sie koͤnnen einem den beutel leeren. Man soll die Augen nicht in beutel stecken.
Bastian, Runtingerb.
2, 377, 41
(
oobd.
,
1401
):
in dem paͤutel, den er an ym truͤg, 61 R.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
62, 33
(
moobd.
,
1401
):
daz ich aim frumen arm man sein pewtl mit phenning diebleich ab gesniten han.
Kummer, Erlauer Sp.  (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
huͤtt der peutl alsant, | oder ıͤr wert uͤbern aͤrs geprant.
Meijboom, a. a. O.
9394
;
Opel, a. a. O. ; ;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
124, 10
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Wiessner, Wittenw. Ring
3362
;
4434
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
96, 10
;
Klein, Oswald
18, 5
;
123, 55
;
Bremer, Voc. opt.
8014-6
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 585
;
Öst. Wb.
2, 710
.
Vgl. ferner s. v. ,  8.
3.
›Kasse einer Gemeinde oder staatlichen Organisation (als Einrichtung der Finanzverwaltung)‹.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
allet up der gemeinden budel und schaden.
Schwartzenbach
G iiijr
(
Frankf.
1564
):
Fiscus Jst nach Rechtlicher außlegung ein Koͤniglicher oder Fuͤrstlicher Beutel oder Kammersack / darein der Vervrtheilten und Verraͤther guͤter gelegt werden.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
dieweyl derselbig [stattschreyber] aus gemainer statt bewtel besoldet wurd.
hat dem gemainen bewtel on ir yedes beschwernuss zu schaden und nachtail geraicht.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 9, 27
([
Augsb.
]
1523
):
man wirt vil mer in den gemaine͂ beütel der armen gelt legen / deñ in die stoͤck / do man dz gelt auß dem land fuͤrt.
4.
›Stoffsack, durch den das Mehl gesiebt wird‹.
Syntagmen:
den b. bessern
;
achtung auf den b. geben, mel durch den b. reden
;
der gute / reine / subtile b
.
Wortbildungen:
beutelloch
(Sachbeschreibung im Beleg
Gehring, s. u.
),
beutelrucker
›diebischer Bettler‹,
beutelzarge
›Einfassung zur Befestigung des Mehlbeutels‹.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
49, 26
(
preuß.
,
1476
):
1 bewtel, do man mel durch retet.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
158, 2
(
osächs.
,
1570
/
7
):
So bleibet alsdann durch solche beutel das kleine mehl im kasten.
Sachs (
Nürnb.
1551
):
Du bist ein rechter beutel-rucker. | Heb dich nauß!
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
103, 3
(
halem.
,
1346
):
ain hebisen, ain fiertel und ain imi (und ain) imi kasten, ain búttelzarge.
Ebd.
128, 34
(
1360
):
sehs kornkesten, ain hebeisen, dry hemmer, zwo beitelzarg.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
um 1465
):
Die pfister soͤllend ouch ir buͥtel fuͥrwert hin bessren und suptiler halten.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 80, 35
(
schwäb.
,
1587
):
Die rädzüber, mehlkästen, beüteltrög, wannen oder schwingen, sib, beütel und alle korn- oder getreidmeß sollen ganz unschadhaft sein.
Ebd.
577, 35
(
1588
):
wa beitlmülinen seien, sollen die kasten ordenlich uff die trög gemacht werden, daß die geheb in ainer nueten und hert an dem biet anstanden und uber 4 1/2 zoll lang und 2 1/2 zoll hoch und darzu innwendig ain secklin umb daß beitlloch und den stecken gemacht, damit daß melb niendert außstieben möge.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Beutel / Syb / sieb / rennen / reuter / beutel / dardurch man sichtet.
Ermisch u. a., a. a. O.
147, 9
;
135, 27
;
Rennefahrt, a. a. O. ;
Gehring, a. a. O.
3, 716, 2
;
Voc. Teut.-Lat.
y vijr
;
Vorarlb. Wb.
1, 320
;
Öst. Wb.
2, 710
.
5.
›Hodensack‹.

Belegblock:

Stedtfeld, Roger-Glosse S. 
48
:
der butil do dÿ eyer in uesen.
Sappler, H. Kaufringer
11, 460
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er graif an die hoden sein. | er wont, da hieng ain pütenlein; | das wolt er geoffnet han.
Klein, Oswald
70, 9
(
oobd.
,
v. 1408
?):
Gretel, wiltu sein mein treutel? | so sprich, sprichs! [...] | Ja, koufft du mir ainen beutel, | [...] | Und reiss mir nit das heutel
(Wortspiel mit Bedeutung 2).