behangen,
behängen,
(in 1 Beleg:)
behachen,
V.;
1 und 2 unregelmäßig, semantisch und formal eher an
mhd.
hangen
›hangen‹
anschließbar (); 3-7 semantisch eher zu
mhd.
hengen
›hangen lassen‹
() zu stellen.
1.
›körperlich an etw. hängen, kleben, haften‹.
Syntagmen:
j. in einem stegreif, in der schrenz, an einem baum b., j. am galgen b. bleiben, j. mit dem arm b. bleiben, j. zwischen himmel und erde b., fliegen / mücken im spinweb b. bleiben, bär im garn b., habich in dem vogelleim b., egel an des menschen fleisch b., widder in der hecke b., natter / holz an der hand b., haubet an der eiche b., hirn / schaum an etw. b., pfenning an jm. b., feuer an jm. b., brosamen im barte b., kat an den füssen b
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
ist er uber die Cantzel mit der brust stilschweigende behangende blieben.
Kurz, Waldis. Esopus  (
Frankf.
1557
):
Vogelleim an einer stangen; | Darinn der Habich blieb behangen.
Pyritz, Minneburg
3855
 (
nobd.
, Hs.
um 1400
):
suͤde ez by begirde gluͤt, | Bitz ez behang vor sterke | An dem leffel sußer werk.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Das untrew ihren herren trifft | Und sich mit eygnem gifft vergifft | Und selb in der schlingen behecht.
˹Mit obszöner Anspielung: Ebd. (
1552
):
Der juncker aufft bulschafft meint gangen, | Er wird gwiß in der schrentz behangen | Meiner frawen mit einem fuß
Kehrein, Kath. Gesangb.  (
Nürnb.
1631
):
Er wird gfangen, | Im guten Lieb Netz bhangen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
112, 32
(
els.
,
1362
):
vnd trůg den pfenning wider uf den alter, do behing der pfenning aber an ime.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel  (
Straßb.
1466
):
do das maul waz eingegangen vnder ein dicke eichen vnd ein michle sein haubt zůhafft der eych: vnd er [absolon] behieng zwischen dem hymel vnd der erd.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
als die magt von dem kind wolt gan, da was sie am kind behangen mit den schlischlen oder sunst und zoch darmit das kind, daß es herab fiel zů tod.
Henisch  (
Augsb.
1616
):
Inn Spinnweb bleiben nur mucken vnnd fliegen behangen / die grossen Hum̃eln vnnd Wefftzen reissen hindurch. […]. Wer Schalckheit vbt / vnd boßheit treibt / Am Galgen er behangen bleibt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.  (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn er [egel] an ains menschen flaisch behanget.
Weber, Füetrer. Poyt.
272, 7
 (
moobd.
,
1478
/
84
):
Alls si kamen zw mittlerm see, | pehienngens an ainr ketten in dem wage.
Weitz, Albich v. Prag
132, 16
 (Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
da legst du dann ayrklar auff das hiern plos, so behangt das hiern dar an.
Bobertag, Schwänke ;
Gille u. a., M. Beheim
278, 6
;
Williams u. a., a. a. O.
165, 16
;
409, 6
;
Barack, Zim. Chron. ;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Qu. Brassó
5, 571, 33
;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›in etw. haften, wo hängen, stehenbleiben; in etw. bestehen; fortbestehen‹; ütr. von 1 auf Bezugsgrößen unterschiedlicher Art.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Diu minne vertœret und behanget in der güete, und in der minne sô behange ich in der porte.
Kurz, Waldis. Esopus  (
Frankf.
1557
):
Denn wers durch ander wege sucht, | Vnd wils mit muͤssig gehn erlangen, | Bleibt offt auff halbem weg behangen.
Strauch, Par. anime int.
114, 19
(
thür.
,
14. Jh.
):
noch da der son uzflizinde ist fon deme vadere, da inbehangit di sele nicht, si ist pobin bilde.
Barack, Zim. Chron.  (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
was in der jugendt gewonet, das behangt und bleibt merthails im alter.
3.
›etw. (meist) / jn. (seltener) mit etw. behängen, bedecken‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße auf das zum „Behängen“ dienende Material: ›(Dachziegel) auflegen‹.
Syntagmen:
den altar, das bild mit etw. b., jn. mit franzosen b.
;
mit etw
. (z. B.
mit ästen / schilden
)
behangen sein
;
behangener wagen, behangenes gemach
.
Wortbildungen:
behanger
›überdeckter Wagen‹.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
117, 25
(
preuß.
,
15. Jh.
):
2 tocher do man dye bilde in der fasten mit behenget.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
M. 16. Jh.
):
ist D. Tilmannus […] uf einen behangenen wagen auß der Stadt biß zur Clueß gefürt worden.
Thiele, Minner. II,
30, 77
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
were dat ewyge paradyz | mit rychlicheit also behanghin.
Ebd.
127
:
vrouwe Venuͤs […] | behangen umb mit finem golde.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
91, 10
(
omd.
,
n. 1474
):
voer myne wertynne von Norenbergk vff irme behangen wagen.
Luther. Hl. Schrifft. 
4. Mose 16, 38
(
Wittenb.
1545
):
Denn die pfannen solcher Sünder sind geheiliget […] / das man […] den Altar da mit behenge.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
die Leidige Junge Wittwe saß in einem mit Traur und schwartzem Tuch behangenen finsteren Gemach.
Adrian, Saelden Hort 
6725
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
uf wallende man dringen | da siht ain mertze brunnen, | der selten ummer sunnen, | […] | von der linden este hat, | mit den er ist behangen.
Diefenbach (
Straßb.
1515
):
ain schener wag der beschlagen ist mit schinen […]. pehanger.
Munz, Füetrer. Persibein
46, 5
;
Voc. inc. teut.
s iiijv
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 481
.
4.
für eine Tätigkeit im Baugewerbe, am wahrscheinlichsten: ›etw. verputzen, mit Putz versehen‹.
Syntagmen:
den gang / stal, das gemach / schauer b
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1405
):
knechten, die das virde vyrteil von dem gemuwerten huse behangen haben.
Ebd. (
1406
):
2 m. Fellensteyn vor den ganck zu behengen.
Ebd. (
1408
):
vor das schuwer obir den zygelofen zu buwen und zu behengen.
5.
›jn. erfassen, jn. belasten‹.
Bedeutungsverwandte:
 3,
1
 12.
Syntagmen:
mit sündigem fleisch / geiz / liebe/ sorge behangen sein
.

Belegblock:

Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Geschefftig. Vnmuͤssig. Mit geschefften fast beladen. […]. Getrengt / oder / Behangen.
Gille u. a., M. Beheim 
331, 83
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
unhail het mich ümb vangen, | mit diser euln pehangen.
Sachs (
Nürnb.
1518
):
Ir spracht, ir het nach mir verlangen | Und seidt vorhin mit lieb behangen.
Andreae. Ber. Nachtmal 
81r, 13
([
Augsb.
]
1557
):
so lang wir mit disem sündigen flaysch behengt sein.
6.
›sich mit jm. verloben, verbinden; sich mit jm. abgeben, mit jm. umgehen (z. B. mit Papisten)‹.

Belegblock:

Henisch (
Augsb.
1616
):
Behaͤngen / verloben vñ verbindẽ / spondere, obstringere. Der Gesell hat sich mit der losen Metzen behengt.
7.
›(einen Leithund) an der Leine auf eine Fährte setzen‹.
Syntagmen:
dem / den hund b
.

Belegblock:

Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 13
(
15.
/
16. Jh.
).