ausfliessen,
V., unr. abl.
1.
›durch etw. hindurch nach außen fließen, wegfließen‹; in 1 Beleg des
Rwb
(1, 1017; a. 1425) trans. (s. v. ): ›(Holz) hinausflößen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1, .
Wortbildungen:
ausfliessung
1.

Belegblock:

Dasypodius (
Straßb.
1536
):
gaͤhe auß Fliessung des bluͦts durch die naß oder sunst.
Langen, Myst. Leben
161, 9
(
nobd.
,
1463
):
kunig Manasses, der [...] dy propheten / todten ließ zw Jerusalem, also das das plut zw den toͤren außfloß.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dar umb muoz daz merwazzer dann auz fliezen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
59, 20
(
mslow. inseldt.
,
1574
):
der Endres Römer [...] Auch das waśśer [...] abflieśśen śoll laśśen, vnnd durch die Odrach [...] ausflieśśen.
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›entspringen (von Brunnen)‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›aus etw. herausfließen, hervorquellen‹; ütr.: ›aus etw. hervorgehen, seinen Ursprung in etw. finden, sich aus etw. herleiten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Wortbildungen:
ausfliessung
2.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 14, 35
(
preuß.
,
1459
):
dasz das Land Preussen von alters her und die herschaft der creutziger doselbst wehre uszgeflossen usz der crone.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
131, 14, 77
(
schles.
,
1352
):
inswelchen formen adir entslisungyn der wurte eczwen sy [getroknisse] seyn vs gevlossen adir kunfteklich us gevlisen mochten.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
13ra, 26
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Es wirt ain brunne ausfliezzen von unsers herren hause.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
auß Fliessung des natürlichen somens. Gonorrhea.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Das allenthalb das bluͦt us flos | Und hopt und antlút úbergos.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 297
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
daz wasser, das da vss flússet, des manglet der brunne.
Mönch v. Heilsbronn. a. a. O.
13va, 2
;
Bremer, Voc. Opt.
1, 207
;
Voc. inc. teut.
b vijr
;
Hulsius
E iijv
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 139
.
3.
›sich manifestieren, offenbaren, sich erströmen, ergießen (von Gott, göttlichem Urquell o. ä.)‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße (auf das Herausströmende): ›aus etw./jm. herausströmen, herausfließen, ausfließen, herkommen, ausgehen, hervorgehen‹; Ütr. (meist) oder Bild zu 2.
Religiöse Texte vorwiegend der Mystik des 14. Jhs.
Syntagmen
heiliger geist / son / person / bornspring a.
, verschoben:
gnade / kräfte / minne / barmherzigkeit / güte / kreatur / liecht / sele / wesen / wort a.
;
aus dem born / quell / herzen / verdienstnis a., in den son / heiligen geist, das werk, die tugend a.
;
ausfliessendes werk / wesen
;
ausfliessende gotheit / minne
;
ein ewiges a.
(subst.)
haben.

Belegblock:

Feudel, Evangelistar
23, 27
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
wer got uwir vater, so hettet ir mich lyp, wen ich byn kumen von gote uz geflozzen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der heilige geist kan niergen sîn ûzvliezen hân noch sîn ûzblüejen dan aleine von dem sune.
Daz daz wort ûzvliuzet und doch inneblîbet, daz ist gar wunderlich.
diz bewîsent alle crêatûren, daz sie ûzgevlozzen sint [...] von götlîcher natûre.
Ich han es me gesprochen: von dem werke in gotte vnd von der gebvrt, da der vater gebirt sinen eingebornen svn, vnd von dem vs flvsse entblvͤget der heiliger ‹geist›, das der geist von in beiden ‹vs flv́sset›, vnd in dem vs flvsse entspringet dv́ sele vs gevlossen; vnd das bilde der gotheit ist gedruket in die sele, vnd in dem vs vliessende vnd in dem wider vlissende der drier personen wirt dv́ sele wider in gevlossen vnd wirt wider gebildet in ir erste bilde svnder bilde.
diu sêle muoz als gar enblœzet werden alles des, daz zuogevallen ist, und als lûter ûfgetragen werden und wider învliezen in dem sune, als si ûzgevlozzen ist in im.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
33
(
Nürnb.
1517
):
ein lautere gnad, und die auß dem verdinstnuß Christi [...] ausfleust.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
daz edele indewendige fúnkelin hat ein gelich widertragen und ein gelich widerfliessen in sinen ursprung do es usgeflossen ist.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
[er] sprach: ’gelopt sie dú ader der usfliessenden gotheit.
wan als daz usfliessen der personen usser got ist ein foͤrmliches bilde des ursprunges der creatur.
dú wort, dú in der lutren gnade werdent enpfangen und usser einem lebenden herzen dur einen lebenden munt us fliezent
[mit letzterem Syntagma Ütr. zu 1].
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 109
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
die einikeit vnserre obersten krefte vnd vnsers geistes, do die hoͤhesten crefte vs fließent wirgliche in alle túgende.
Ebd.
980
:
alle die eigenschaft mit vs fliessenden werken sint gemeine allen den personen.
Ebd.
984
:
Die [...] vs fliessende milte gemeinheit goͤttelicher naturen, die zv́het den menschen in ein verwundern.
Ebd.
989
:
er siht die goͤttelichen personen, eine gemeine vs fliessen vnd wirken in gnaden.
Ebd.
3, 159
:
allez, daz lebet in dem vattere vnerzoͤiget in einikeit, daz lebet in dem súne vs geflossen in der offenbarunge.
Illing, Albert. Sup. miss.
521
(
els.
,
n. 1380
):
Die wasser menigualtiger gnoden dez lebenden brunnen ihesu cristi het der himelsche vatter geheissen vsfliessen in diseme sacremente.
Ruh, Bonaventura
345, 22
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
das gemiet [...] druckt uß uon im das wort, uon dem fluͤst uß die gab der libin.
Höver, Bonaventura. Itin. A
373
(
2. H. 15. Jh.
):
daz yn yn [ding] [...] mag gesehen werden die ewig geperung des wortes, des pilldes vnd des suns, der da ausfleuszt ewikleichhen von got.
Jostes, Eckhart
80, 23
;
Sermon Thauleri
2rb, 3
;
Vetter, a. a. O. ; ; ;
Bihlmeyer, a. a. O. ; ;
Eichler, a. a. O.
1, 460
;
2, 426
;
982
;
1879
;
1884
;
1974
;
3, 135
;
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 297
;
Dietz, Wb. Luther ;
Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb. ;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 139
;
Zirker, Bereicherung d. dt. Wortsch.
1903, 46
.