neis-,
Satzadv.,
Kontraktion von vorauszusetzendem
ne weis [...]
›weiß nicht [....]‹ (vgl. ;
Henzen, Dt. Wortbildung.
1965, 39
).
– Nahezu ausschließlich im wobd. Raum belegt.
fungiert als Unbestimmtheitspräfixoid im Sinne von ›irgend-, weiß nicht, etwa‹ u. ä.; Wortbildungen erfolgen meist mit
w-
Ausdrücken, Pronomina, Adverbien.
Wortbildungen
(hier die meist belegten Beispiele):
  • neislich
    ›irgendjemand‹.
  • ˹
    neiswa
    ,
    neiswo
    ˺ a) ›irgendwo, weiß nicht wo‹; b) ›ungefähr‹.
  • ˹
    neiswan
    ,
    neiswen
    ˺ a) ›irgendwann‹; b) ›wie weit auch immer‹; c) ›wie lange auch immer‹; d) ›irgendwoher‹.
  • neiswar
    a) ›irgendwohin‹; b) ›etwa, vielleicht‹; c) ›irgendwie‹.
  • ˹
    neiswer
    ,
    neiswas
    ˺ ›irgendwer, irgendjemand‹ (auf Personen bezogen); ›irgendetwas‹ (auf Sachen bezogen, mehrfach mit Tendenz zu:) ›große Menge e. S.‹. – Synt.:
    neiswas
    (Akk.obj.)
    tun
    ,
    ansprechen
    ;
    neiswer
    (Subj.) [wo]
    sein
    ,
    etw. wiederreden
    ,
    etw. singen
    ,
    jm. neiswas wiederfaren / gebresten
    ,
    für die oren fallen
    ;
    neiswas heimliches / verborgenes / gutes / neues / empörung / torheit / unfreundschaft / unsinnigkeit / gnaden
    ;
    neiswas heimlicher befindlichkeit
    .
  • neiswie
    a) ›irgendwie‹; b) ›etwa, ungefähr‹. – Weitere Bildungen z. B. im ff.

Belegblock:

Zu
neislich
:

Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
daz es mir nie uff gehept ist worden, daz ich vor neyßlichem geflochen sig.

Zu
neiswa / neiswo
a):

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
do kom ein bruͦder, der hat daz geschelle neiswa gehoͤret.
Maaler (
Zürich
1561
):
Du muͦst Neißwo angreyffen.
Vetter, Pred. Taulers ;
Warnock, Pred. Paulis
23, 294
;
27, 258
.

Zu
neiswa / neiswo
b):

Maaler (
Zürich
1561
):
Neißwo drey oder vier. Tres aliqui aut quatuor.

Zu
neiswan / neiswen
a):

Bächtold, N. Manuel. Krankh.
221, 15
(o. O.
1528
):
sie ist neisswan under den wissgerbern gewesen, die hand iro die ripp zerstossen.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
der hat deren von minem geblüet vyl ertödt. Find ich inn neyßwann, so wyll ich mich an im rächen.
Bihlmeyer, Seuse ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Vgl. ferner s. v.  2.

Zu
neiswan / neiswen
b):

Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
da er neyschwan fer kom, do ward er von den heiden angerant.

Zu
neiswan / neiswen
c):

Maaler (
Zürich
1561
):
Neißwan hie. [...]. Neißwan lang warend sy wol eins.

Zu
neiswan / neiswen
d):

Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
1470
):
so muͦß es [prassen] neißwan harkommen.

Zu
neiswar
a):

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
do was im vor in einer gesiht, wie er neiswar verfuͤret weri in ein ander land.

Zu
neiswar
b):

Argovia (
halem.
,
1547
):
Ob neiswar mangels oder geprästen wäre, das also in disem brief nit geschriben stuond.

Zu
neiswar
c):

Argovia (
halem.
,
1527
):
so mag einer sin Guot mit g’richt und Recht vermachen wem er will, old es were dann neißwar nit recht.

Zu
neiswer / neiswas
:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz neizwaz gar heimlîches und verborgens und verre dar enboben ist in der sêle, dâ ûzbrechent die krefte vernünfticheit und wille.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Also hort er ussrenthalb der stuben neiswen singen ein himelsches gesang.
Warnock, Pred. Paulis
26, 219
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Won möcht gott naiswaz volkomenhait zuͦfallen, die nit in im wäre, so wär er nit gott.
Vetter, Schw. zu Töß (
halem.
, Hs.
15. Jh.
):
das sy wol sach das ir naiswas gnaden was beschechen.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
Wilhalm [...] hört ouch daz nayßwar uf der burg was, der lebt, da ylet er hin zuo.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
2r, 1
(
Zürich
1521
):
ist das nit neißwas grosser torheit vnd vnsiñikeit?
Ebd.
5r, 22
:
Jn vile͂ ist neißwas heimlicher befindlikeit der gemuͤten / vnd neißwas wunderbaren anreytzu͂g zuͦ lieby.
Vetter, Pred. Taulers ;
Rieder, St. Georg. Pred. ; ;
Warnock, a. a. O.
24, 169
;
Welti, Urk. Rheinfelden
471, 178, 11
;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Man.
11, 2
;
Bachmann, Haimonsk. ; ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
738, 29
.
Vgl. ferner s. v. (V., unr. abl.) 6.

Zu
neiswie
a):

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wan guͦtú werk [...] dem menschen neiswi reht sin herz erluphent, me denn wort allein, so [...].
ez [tanzen] waz neiswi ein himelscher uswal und ein widerinwal in daz wild abgrúnd der goͤtlichen togenheit.

Zu
neiswie
b):

Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
15. Jh.
):
Und was in der buntnúss herzog Sigmunt von Oͤsterich und all Eignossen ewiklich, [...] neiswie fi(er) jaren und nit ewig, aber der herzog [...] ewig.