melken,
melchen,
V., unr. abl.
1.
›melken, der Melktätigkeit nachgehen; (ein Tier) melken‹; dazu mit verschobener Bezugsgröße: ›(Milch) melken‹; mehrfach ütr.: ›etw. der Milch Verglichenes bereiten‹ (s. die Syntagmen und Belege); ›jn. schaffen‹; ›jn. (wie ein Tier) melken, ausbeuten, schinden, zu seinen Zwecken nutzen, hart hernehmen‹; ›jn. aus etw. (z. B.
aus dem leib
) extrahieren‹; ›etw. (z. B. das
wort
) durch Ausquetschen eines Textes auslegen‹; in rechtlichem Zusammenhang: ›einer der Kindesaussetzung verdächtigten Frau die Milch zu Beweiszwecken abziehen‹ ().
Phraseme
(hierher?):
die oren melken
›jn. betören, jm. Honig um den Mund streichen‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen
teils absolut (ohne Obj.); mit Angabe:
in ein geschir m
.; trans.:
die ku
(oft),
das pferd, vieh, einen bok m.
;
der ku
(wohl Gen.obj. der Zuwendung, oder Ellipse von
milch
?; dann Dat.obj.)
m
.; mit Verschiebung der Bezugsgröße (vom gemolkenen Tier auf das Produkt, teils mit hinzukommender Ütr.):
die milch
(mehrfach)
m., die milch auf einen stein m., etw
. (z. B.
arbeiten
›den Milchertrag‹)
zusammen m
., ütr.:
ein mus m
.;
jn. als / wie milch melken
›jn. schaffen‹ (vom Schöpfungsakt),
jn. m
. ütr. ›schinden‹ (s. o.);
j. im melken
(Subst.)
sitzen
.
Wortbildungen:
melcher
(a. 1607),
melk|albe
(Gw zu
1
 3; a. 1590),
melkeimer
,
melker
,
melkerin
,
melkfas
,
melkfeld
›Melkplatz‹ (a. 1607),
melkgeis
(a. 1536/7),
melkgelte
(Gw zu
1
),
melkkübel
(Beleg s. v. ),
melksächter
(Gw zu mhd.
sehte(r)
, dies aus lat.
sextarius
, ein Hohlmaß, sechster Teil des
congius
;
Kluge/S.
2002, 836
).

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
21, 28
(
preuß.
,
1440
):
eyn fischkessel, item drey beslagen melkeymer.
Ders., Gr. Ämterb.
555, 22
(
preuß.
,
1443
):
5 milchmulden, item 2 czober, item 2 boten, item 1 emer, 2 melgvas.
Luther, WA (
1518
):
als er spricht an dem xxj. psalm: Extraxisti me de ventre, Du hast mich außgezogen von dem leib: nit darein gemolcken, wie Job spricht, Das er gemolcken sey als milch von seim vatter.
Ebd. (
1521
):
das wort weyden lessit sich nit szo melken.
Ebd. (
1534
):
wo eitel gnade da ist, und der Fürst sich einer jedern melcken und auff dem maul trampeln lesst.
Voc. inc. teut.
p viijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Melcher melcker Lacticinator et melckerin. [...] Melchgelten mulcrum.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
18, 5
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
czwey legil mit mylche, und ab yn das gebreche wert, so melkin si di pfert.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
77, 7
(
osächs.
,
1570
/
7
):
melke die kue, welcher ihre milch genommen und abgezaubert ist.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Mulctrale Melckgelte.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
Da hört man lieber heuchlerey | Von den schmeichelhafftigen schelcken, | Welche die ohren künnen melcken.
Ebd. (
um 1526
):
Denn muß der babst seyn schuldt bekennen | Und sich eyn knecht der knechte nennen | Und lassen seynen gwalt der hert, | Die er vor malck, schandt und ermört.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Múlckestu mich nit als die milch. vnd rentest mich als den keß?
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1429
):
so gaben si dem herren die erbetten, als si denn in zwoͤin oder dry tagen zuͦsamen gemolchen hatten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Maͤlchen / die milch außhinziehen / als von einer kuͦ. Mulgere. Jn ein geschirr Maͤlchen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
48, 15
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
da malck sie [unser frowe] die milch uff ainen rotten marmelstain.
Rot
329
(
Augsb.
1571
):
Molchen, Milch [...] das ist / melchen / zeydlen. Vnd Molgus ein melcher.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Der armen Kuh muß man melken / nicht schinden.
Klein, Oswald
25, 119
(
oobd.
,
1414
?):
da mit [kü] ich hab zu melhen | ain müss des morgens frü.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
sol er ime ain pfand geben, sein es kue, ist das pfand der melchsechter, sein es schwein, ist es die kampten.
Vgl. ferner s. v. , .
2.
›(Milch) hergeben (vom Milchvieh, auch von der Amme gesagt)‹.
Gegensätze:
 2.
Wortbildungen:
melkenstut
›Gestüt für Mutterpferde‹,
melkschaf
,
melkvieh
.
Gehäuft Wirtschaftstexte.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
87, 34
(
preuß.
,
1418
):
41 kobeln in der melkenstut.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Das melgkeviehe und melgkeschaffe sollen im alten forbrige gehalten werden.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
21, 3
(
osächs.
,
1570
/
7
):
forwerg, da sechzig melkender küe gehalten.
Ebd.
78, 5
:
Wann sie
[Milchvieh]
auch durch cattatten bezaubert, das sie blut melken oder sonsten böse milch melken, so giebet man derselben kuhe einen wurm mit butternbrod.
Ebd.
172, 40
:
Von einem itzlichem alten melkendem schaff gibet der schefer 10 alte pfennige.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
15. Jh.
):
ain hungrige sau und ain warmer drek | Und saugente kind und melkent ammen | Die dink fügen alle wol zu sammen.
Lohmeyer, a. a. O. ; ;
Ermisch u. a., a. a. O.
17, 42
;
171, 27
;
172, 28
;