kül,
Adj.
1.
›von der Temperatur her mehr kalt als warm‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
etw. kül halten / machen
;
der wind k. über die stoppeln stossen
;
küler brunnen / duft / lenz / märz / meie / mund / ort / reif / schatten / september / tau / tuft / wein / wind, küle erde / luft / nacht / stat / tenne, küles gewelbe / wasser / wetter
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
358, 3068
(
Magdeb.
1608
):
da von Nord | Der Wind kuͤhl vber die Stoppeln stost.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
tut der heizen sonnen schin | kegen dem morgen vru sundir pin | also eines kulen meien blute.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Got der Herr | [...] | Wirt mich hinfuͤren fein, | Zuͦm wasser still vnd rein, | Zuͦ frischen kuͤlen brunnen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Der elyphant hat di witze | Daz iz durch groze hitze | Sich in den kulen schaten tut.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Vielleicht hat die kuͤhle Luft einige Enderung erwecket.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3302
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
spricht alsus | der grosser lerer Ysidorus | das her [apphil] sy vil luten gesunt | unnd si also ein kuler mund.
Gille u. a., M. Beheim
148, 283
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wy sy sassen im feure | recht als in einem kulen tau.
Menge, Laufenb. Reg.
424
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Die bletter denne rysend | Abe den boͮmen alle | Von küler ryffen qualle.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Sie [...] trinck gern guͦten kielen wein.
Morrall, Mandev. Reiseb.
19, 16
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
das tuͦnd sie daz sie dester kuͤler habend, wann das land ussermassen haiß ist.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
am 16. tag setember, da fieng es erst an kiel zuͦ werden.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
88, 29
(
tir.
,
1464
):
der sellig pischolf [...] chöm an die selbigen chüelen vnd sichern stat vnd lëget sich auf das grab des heiligen Jeronimi.
Opitz. Poeterey
42, 26
;
Keil, Peter v. Ulm
243
;
Rohland, Schäden
458
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
814
;
2.
›abgewogen, gelassen, gleichgültig (vom Inneren des Menschen)‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 2.
Syntagmen:
j. / eine sele (nimmer) k. werden
;
etw. k. lieben, sich k. unterstehen, zu [...]
;
küler kopf / mensch / mut
.
Wortbildungen:
külsinnig
(a. 1529).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
die sele des gerechten | [...] | wirt nimmer kul | Der waren Gotes minnen.
v. Ingen, Zesen. Rosenw.
19, 51
(
Hamburg
1642
):
wenn zur seiten sitzet | Mein Geliebter werd’ ich kuͤhl | daß ich keine Schmertzen fuͤhl.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
8
(
Nürnb.
1517
):
mögen [wir] auch nit wirdiglich loben das verborgenlich gesehen und kuel gelibet wirdet.
Ebd.
233
:
der herr [...] sagt, er wölle den kuelen menschen aus im werfen, demnach ist not zu wissen, wer warm, kalt oder kuel sei.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 121, 5
(
Straßb.
1520
):
das ich dir zuͦ verston gebe wie kiel vnd vnbewerlich du dich vnderstanden hast ein lere zuͦ approbieren.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Also söllich küller mütt | Ward nie rainen wiben gütt.
Helm, a. a. O. ; ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3406
;