kretschmer,
der
;
-s/-Ø
.
1.
›Schenkwirt‹.
Östl. Nrddt. und Omd.; gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
den k. kiesen / verlegen
;
der k.
(Subj.)
etw. verkaufen
;
dem k. etw. erlassen / schuldig bleiben
.
Wortbildungen:
kretschmerei
›Schenkwirtschaft‹; ›Schacher, Fälscherei‹,
kretschmerin
.

Belegblock:

Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
307, 3
(
preuß.
,
1423
):
Nicelos Beckerynne, die kreczmerynne czu Arndsorff ist uns schuldig 20 ß.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
301, 24
(
preuß.
,
1389
):
9 scheffel habir dem kreczemer czu Rossiten.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1407
):
1 m. dem kreczmer zum Schkerlin dirlassen.
Ebd. (
1405
):
6 m. der kreczmerynne vom Pruschenmarkte.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 323, 3
(
preuß.
,
1418
):
Ouch begeren wir, das keyn kretczemer unsern undirsaszen bir vorkouffe.
Ebd.
627, 23
(
1434
):
das die hern keyne hantwerker adir kretczmer vor den steten und huwsern setczen.
Ebd.
3, 142, 6
(
1450
):
der voyghet zcum Leszken meltczet und bruwet und vorleget die kretczmer in der Lichtenow.
Thunert, Ständetage Preußen (
preuß.
,
1476
):
das der ufsatz des bires [...] beqwemlich zolde uffgesatzt werden, zo das der breuwer und cretzmer nicht szulde schaden haben.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 210, 6
(
omd.
,
1427
):
dy kretczemer, die in iren kretschem vorkoufen mogen sotane ware.
Luther, WA (
1527
):
straffet er mit ernsten wortten, daz sie den tempel Gotes schendeten mit jhrer kretzschmerey.
Ebd. (
1528
):
Christus [...] ist kein kauffman nach kretzschmar, der da wolle seine gnade yhm abgekaufft haben.
Ders., WA Bibel (
1522
/
46
):
Denn wyr sind nicht, wie etlicher viel, die mit dem wort Gottis kretzmerey treyben.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
766, 12
;
Toeppen, a. a. O.
1, 342, 15
;
701, 22
;
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
119, 18
;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
506
;
2.
›Dorfschenke (als Gebäude und Wirtschaftseinheit)‹; als Metonymie: ›Jahrmarkt‹;
vgl. .
Bedeutungsverwandte:
, ;  1,  1.
Syntagmen:
sinen k. bauen / besuchen / finden
;
des kretschmers sich enthalten
;
etw. (bier) im k. schenken / verzeren
;
umliegender k.
Wortbildungen:
kretschmerzins
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1407
):
1 m., die der groskompthur und der treszeler vorzereten im kreczmer of der Wysen lachen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
641, 17
(
preuß.
,
1421
):
tusent 63 marg 3 ½ scot hubenczins, molen und kreczemerczins.
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 111, 13
(
md.
,
1497
):
Auch von vmblygenden Dörfern ader Kretzschmarn mit schenken, Brawen [...] nicht bedrängt werden.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 207, 15
(
omd.
,
1427
):
das yn stetin und [...] cretczemeren [...] keyn Prusze noch Pruskynne dynen sal.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Hat Andres Lauterbach die leut, die do die zeit im kretzschmarn gewest seint, von gerichts [...] wegen angerufen.
Luther, WA (
1532
):
O welch ein schone kirchwey, kretzschmer, und jarmarckt solt da werden!
Ebd. (
1532
):
er mus seine Capell odder kretzmer bey der kyrchen bawen.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
57, 8
;
Ders., Gr. Ämterb.
228, 24
;
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 634, 8
;
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 48, 2
;