gemeinde,
die
;
–/-n
.
1.
›Grund und Boden, gemeinschaftlicher Besitz einer Gemeinde, Gemeindeland, -wald, -weg, -weide, -wiese‹.
Bedeutungsverwandte:
(
die
1.
Gehäuft wobd./oobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
gemeindeplaz
›der Gemeinde gehörende Örtlichkeit (z. B. eine Wiese)‹.

Belegblock:

Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 30, 36
(
schwäb.
,
1574
):
wer uff der gemaind ehe es aufgeton und erlaubt würt, mehet oder anders verhandelt und tuot, der kombt umb ein klainen frevel.
Ebd.
3, 806, 20
(
schwäb.
,
1610
):
diejenige grössere gemeindspläz, welche zwischen sommer – und winter-ösch ligen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1534
):
ob sich dann zutragen, das man an der gemaind arpaiten müßt, als steg, weg und anders zu machen.
Leisi, Thurg. UB
8, 496, 6
(
halem.
,
1400
):
ward inen do ze ainem fúrsprechen geben Hans der Tiringer [...] der von iro wegen im batt ze ervaren an ainer urtail, wie die gemaind aber beschehen solt.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1371
):
Wie ainer sin reht gemaind behaben sol.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
138, 4
(
tir.
,
1525
):
die von Gries tragen au͂ch grosse beschwãrde ab denen aus Passeyr [...] die inen au͂f iren gemainden und güetern hu͂eten.
2.
›Gemeinschaft, Gesamtheit der Bewohner einer ländlichen, städtischen Gemeinde; die Gemeinde als Rechtsgemeinschaft‹; metonymisch dazu: ›der Ort selbst‹; offen zu 3.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
(
die
2,  1.
Syntagmen
der gemeinde etw. aufbinden
; Doppelformel:
städte und gemeinden
;
die g
. in Verbindung mit Ortsnamen, z. B.
die gemeinde zu Costenz
.
Wortbildungen:
gemeindebüchse
›Gemeindekasse‹,
gemeindefutter
›Viehfutter, das der ganzen Gemeinde gehört (als Ertrag von Gemeindewiesen)‹,
gemeindeholz
›Wald, Holz, das der ganzen Gemeinde gehört‹,
gemeindekessel
›Kessel der Gemeinde zum Garnsieden‹,
gemeindeknecht
›Bediensteter, meist Hirt der Gemeinde‹ (a. 1561),
gemeindeochse
›Gemeindeochse, Zuchtbulle‹,
gemeindeversamlung
,
gemeindsrechnung
›Rechnungsabnahme der Gemeinde‹,
gemeindsrügung
›Strafe durch die Gemeinde‹ (a. 1590),
gemeindssache
›Angelegenheit der Gemeinde‹,
gemeindsstrafe
,
gemeindsverwandte
›j., der einer Gemeinde angehört, Beziehungen zur Gemeinde hat‹.

Belegblock:

Dat nuwe Boych (
rib.
,
1360
/
96
):
davan der Stede vnd gemeynden vurss. groiss verderflich schade vnd achterdeil af komen is.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1415
):
so gijt unse hobeman van unser heren weigen der gemeinden zo Camp zo uren noeden 2 armburste.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1328
):
Diß ist das bescheit und ußdrach zuschen dem dechen und capittel und der gemeinden zo Carden.
wanne dat man eine cloke ludet umb der gemeinden recht und noit, dat der herren kelner of ein ir bode, den si dar schikent, sal da erschinen sin und hoeren helfen setzen und raden dez der gemeinden da noit ist.
Kollnig, Weist. Schriesh.
234, 19
(
rhfrk.
,
1642
):
Sonsten haben diese gemeinden niemalen weder nach Heidelberg noch in die kellerey Weinheim etwaß weiters gefroͤnt.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1659
):
den ein in die gemeinsbüchsen einzulegen für die arme leut, den andern batzen dem schützen.
Köbler, Ref. Wormbs
338, 30
(
Worms
1499
):
Eyn yeder vnser gemeind burger, inwoner, knecht oder gast mag vñ soll [...] rüffen zuschryen friden zuhalten ermanen vnd gebieten.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
297, 1
(
thür.
,
1474
):
dy obgenante gemeynde zcu Lobesicz beschuldigen Nigkeln von Obirnitz [...] eyne nuwe schefferye uffzcubrenge.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
um 1434
):
doe sol Rohe ein wissen machen mit bewilligung ainer gemeind.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
112, 37
(
nobd.
,
15. Jh.
):
wenn die herschaft zu Lantzperg einen knecht dingen wil, der ein butel sal sein, daz sal mit einer gemeinde wissen thun gescheen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
Dieweil dann die ungehorsam gemeind den Geschlechten das regiment [...] abgetrungen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1666
):
Hingegen ist gedachtes ambt HOhenbaldern darfür schuldig der gemeind Zöbingen jährlichen [...] einen gemeindochsen [...] zue lifferen.
Ebd. (
um 1600
):
da einer [...] selbst nit kommen kan, so soll an seiner statt {...] niemand anders geschickt oder zugelassen werden, es were dann, das man umb gemeindfutter spilet.
Ebd. (
1615
):
wan immer ein gemeindsstraff fällig wird, so solle er dieselbige in acht tagen erlegen.
Ebd. (
1558
):
Auch [sollen die fierleith] ainiche gemaindversamlung nit halten sondern die fierleuth soliches zuͦ der herschaft oder dem vogt auch anzaygen.
Ebd. (
1552
):
nimbt der schulthaiß zwen aus der gemeind oder gericht, die unpartheyisch seind.
Ebd. (
1613
):
Niemand solle unerlaubt weder in den gemaind- noch baurenholzern bösenreiß und raif hauen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 125, 10
(
schwäb.
,
1554
):
daß niemandt in heüser kein garn sieden noch laugen soll oder ein wesch habe und dergleichen grossen feüer nit machen soll, sonder uf den verordneten pläzen in den gemaindskessel.
Ebd.
3, 84, 10
(
um 1600
):
Es werden auch umb Georgii die gemeindsrechnungen gehalten in beysein beeder newer dorffierer.
Ebd.
3, 504, 31
(
schwäb.
,
1570
):
daß auch ain jeder gemaindsverwandter selbs aigner person {...] auch kainer ohne ehehaft ursachen außbleib.
Ebd.
3, 558, 21
(
schwäb.
,
1600
):
diejenigen, so zue zeiten in gmaindssachen von der gmainden wegen für die herrschaften oder sonst außgeschickt werden.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
da das unßer herr der küng märkt, do hieß er im ain gantz gemaind ze Costentz berufen uff das kouffhus.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1378
):
Rudoph, graf und herr zu Greyerz [...] habend der gemeind und parochey Sanen [...] sachen vergünstiget.
Ders., Stadtr. Bern (
halem.
,
1397
):
wir, die gemeind der kilcheri von Muͥnster.
3.
›Menge, Gesamtheit, Gemeinschaft von Menschen, Gemeinde‹; vielfach auf die Gemeinde der Christen bezogen.
Bedeutungsverwandte:
(
die
3,  1.
Syntagmen:
der g. dienen, der g. etw. gebieten / empfelen / verkünden; die g. der bürger, christenheit, die arme / christliche / erbare / ersame / fromme / liebe / reiche / unverständige g
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die zoch uz der gemeinde | Der cristenheit der sure schalk.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
1408
):
Darup wart da geantwert van der gemeynde weigen, dat man hern Arnolt [...] darumb vragede.
Rosenthal. Bedencken
43, 18
(
Köln
1653
):
Vnsere Widersacher wissen auch / wie offt Luther vnd sie selbst von denen in gantzen Gemeinden durchgehendts herrschenden Lastern geschrieben vnd gepredigt haben.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Nu gevelt das under wilen das einre gemeinde wirt uf geleit gros swer gebet.
Illing, Albert. Sup. miss.
677
(
els.
,
n. 1380
):
daz sú vmbe ir zitlich guͦt enphohent daz geischliche guͦt der gemeinde der heilgen cristenheit.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
so sie ainen aufrechten, statlichen und erfarnen man von der gemeind gewußt.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1534
):
ein jeder die sinen in sin oedenliche pfarrkilchen tragen und da von dem bestimpten diener touffen und in die usserliche gmeind und kilchen gottes uffnemmen lassen soͤlle.
Schmidt, Rud. v. Biberach
119, 13
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Wir sullen zem ersten sprechen von minne der engeln in einer gemeinde.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
und fuͤget sich ǒch, sprichet er, in die gemainde reht als ob er sunderbar nieman bekenne.
Meisen u. a., J. Eck
28, 7
(
Ingolst.
1526
):
damit sy in ain ainhelligen verstand der schrifften kemint und unser gmainden nit also in irthum verfielint.
4.
›Zusammenkunft, Versammlung‹.
Wobd.; gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, auch Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
(
die
4.
Syntagmen:
eine g. besammeln / gebieten
›einberufen‹
/ haben / halten / machen
.

Belegblock:

Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 127, 31
(
schwäb.
,
1554
):
Daß die Rörwanger ohne der spitalpfleger wissen und willen kein gemaind zuesamen gebieten noch haben sollen.
Ebd.
166, 26
(
schwäb.
,
1456
):
anders sal sich kain arm man nützit vermessen, noch der gemaind zusamend rüffen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Also wart ain gemaint und gesprech under dem haufen gehalten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1556
):
Es sol auch kain gemaind ohne wissen und willen des obersten gehalten werden.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 88, 12
(
halem.
,
1508
/
16
):
Also hatend si ein gmeind, wie der sach ze tuͦn were.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
dardurch si notturftig wärend, gmeinden zuͦ samlen und zehalten.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1524
):
Allso zuͤgen die fogt mit irn underthon heruff; und do sy komend bis für das Niderthor, do huͤltend sy ain gemaind.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen .