gehaben,
gehan,
V.
1.
›jn. / etw. erlangen, erreichen, bekommen, erhalten, ergreifen, besitzen, haben‹;
vgl.  124.
Syntagmen:
mit Gen./Akk. d. P., Gen. d. S.; häufig mit Abstrakta im Akk., z. B.
den mut / trost, die ere / freude / gerechtigkeit / gunst / ruhe / weisheit / wonne g
.

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
so sal man yrst tzusprechen deme selb schuldegen ab man yn gehaben mag.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
120, 35
(
rhfrk.
,
um 1435
):
wie selig were der man / der mit der konigynne synen willen mochte gehan.
Froning, Alsf. Passionssp.
709
(
ohess.
,
1501 ff.
):
das ich keyn freude gehaben kan.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
zcu den LXXX marg, do vor hab ich sy gehalden unde wil sy noch do vor haben, ab ich dy von rechte gehaben moge.
Strauch, Par. anime int.
133, 27
(
thür.
,
14. Jh.
):
also ist alliz daz bekentnisse daz alle creature fon Gode gehabin mugin, Gode gliche verre.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
295, 31
(
thür.
,
1474
):
mag danne Hans Winther des vorsetzers briff nicht gehabin.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
52, 14
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
si [...] ladin czu der sunderlichin wirtschaft ir nokebure und ir moge unde vrunde di si mogin gehan.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
He kume zume nehisten dinge unde muge sines vormunden nicht gehaben.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1504
):
Ouch sal Jan Bess das ertzt nehmen und gebrauchen zu dem hammer, wo er das finden ankomen und gehaben mag.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 57, 7
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Sage an, wer möchte stete guten mut gehaben.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
97, 31
(
nobd.
,
1430
):
Mochte er aber des büttels nicht gehaben, so solte er sein selbs botten zu im schicken.
Keil, Peter v. Ulm
145
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Kanstu aber des gebranten wassers nicht gehaben, so nym die gruß von dem schelkraut.
Goedeke u. a., Liederb. (
Nürnb.
1577
):
Hievor hab ich getrauret spat und fru, | auch nit ein stund können gehaben ru.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das were der edelste nútzeste wege den man iemer gehaben moͤchte.
Wickram
4, 30, 32
(
Straßb.
1556
):
damit der guͦt jung herr sein rhuͦ gehaben moͤcht.
Karnein, Salm. u. Morolf
37, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
ich sende dir [...] | sechs dusent sneller helde, | die mag ich rechte wol gehaben.
Morrall, Mandev. Reiseb.
7, 22
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
und sprach zuͦ im das er des oͤles der erbarmhertzigkait nit moͤcht gehaben.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
fieng er täglichs an, wo er nu ainigen fug möchte gehaben, mit den münchen zu zanken.
UB Zug
758, 17, 71
(
halem.
,
1431
):
Mag denn einer nit trostung gehaben, so sol man an einen eid komen.
Klein, Oswald
115, 86
(
oobd.
,
1428
):
Ich main wol, das ain milter man | zu geben nie genüg gewan, | als vil er möcht gehan.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1337
):
mag er pürgen gehaben auf daz recht, die sol der richter nemen, mag er aber nicht pürgen gehaben, so sol in der richter vahen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1414
):
die mugen ir wismad nicht lenger gehain dann unz an das ander jar.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Nach kurtzer zeit besandt der künig all sein fürsten, die er gehaben mocht, auch von der ritterschaft und den steten die weisesten an ainen rat.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
das der tewfel komen sei mit vil ungestuͤmkeit, das die munich in dem kloster nit rue mochten gehaben.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1506
):
wier auch und unser nachkommen von solchen unsern wäldern ain bessern genieß dan bißher beschehen doch ohne verötung gehaben möchten.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1426
):
was sie teuf an aim holz gehaben mag, des sol man ir rechtleich gunnen.
Bauer, Imitatio Haller
59, 12
(
tir.
,
1466
):
Welcher weltleiche mensch wolt nicht gern haben die geistleich freüd vnd trostung vnd möcht er die selbigen albegen gehaben.
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
1528
(
tir.
,
v. 1496
):
Aber mich wundert, das er mit seiner kunst | Nicht mocht gehaben eweren gunst.
Piirainen, Stadtr. Sillein
136a, 7
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
vnd mak er seyn nicht gehan den er sol stellen er muͦz yn bezzern noch dem daz er beclagt waz.
Grosch u. a., a. a. O.
124, 8
;
127, 14
;
167, 9
;
234, 35
;
242, 8
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 65
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 33
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 155
;
164
;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vorarlb. Wb.
1, 1282
.
2.
›sich gebärden, verhalten, benehmen, fühlen‹.
Phraseme:
Abschiedsformel
gehab(e) dich wol
o. ä. ›es möge dir gut gehen‹.
Bedeutungsverwandte:
 5.
Syntagmen:
sich übel / wol g
.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
2208
(
ohess.
,
1501ff.
):
myn brudder Lazarus ist begraben: | darumb magk ich mich wol ubel gehaben.
Stoltzius, Chym. Lustg., Vorr. (
Frankf./M.
1624
):
Gehab dich wol.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Di gesunt sint, di bedurfin nicht des arzedes, aber di sich ubele gehabin.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
liebes kint, gehab dich wol und enbrich nút us.
Thiele, Minner. II,
15, 149
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
wie kanstu dich also gehaben?
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
ir sind ain vest man, | Daz ir üch so wol mugend ghan.
Karnein, Salm. u. Morolf
510, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
da von saltu dich woll gehaben.
Bauer, Geiler. Pred. 77f.,
10
(
Augsb.
1508
):
Saͤlig seind die sich übel gehaben und wainen / wann sy werden getroͤst.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz er naht und tag gie weinen und húwlen und sich úbel gehaben.
Banz, Kreuztr. Minne
67
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Gehab dich bas, denn dir mag gsin, | Und suͦch trost in dem liden min.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Zem besten söltt ir üch gehaben, | Altes laid von hertzen schaben.
Wyss, Luz. Ostersp.
9565
(
Luzern
1545
):
Maria, min bäse, wir wellen gan! | du sollt dich hinfür wol gehan | vnnd gentzlich lan von dinen clagen.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
In der zeit kom ir peichtvatter zu ir, der fragt sy wie sy sich gehabet.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
bevalch ir, si solt sich wol gehaben und sein ingedenk sein.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
wie schullen wir uns gehaben zu unserm großen laid?