1
bot,
das
;
–/-Ø
, auch
-e
.
– Gehäuft in Rechtstexten und Urkunden.
1.
›Anordnung, Befehl, Gebot, Verbot‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
ein b. auflegen / ausgehen lassen / ausrufen / ausschreien / geben / halten / tun / übergehen / übersehen / verachten / vergessen / verschmähen / verstehen; b. und verbot; die b. gottes / der alten e; die zehen b
.
Wortbildungen:
fastenbot
,
wiederbot
.

Belegblock:

Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
So verstunt ic, here, dyn bod.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
da adam das pot v̈ber gie, da ward er aws dem paradeis verstözzen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1425
):
do tet man ein pot, das niemant kein samat und kein gulden tuch noch kein seiden tuch solt uber tecken bei 50 gulden.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Uns lert das cristlich pot | Ein itliche persan an spot | Zu nemen Got und her.
Sachs (
Nürnb.
1523
):
Unzal hat der bapst solcher bot, | Der doch keins hat geboten Gott.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Fiertzehen Dotsünden, zwentzig Bot Gottes.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1370
/
5
):
Ez sol niemen kain bott vor der kirchen weder burger noch uslüt tůn.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
Diser aber dorst das bot nit übergeen, es were ym lieb oder leid.
Volz, Prophet Daniel E
4, 3
(
Augsb.
1537
):
Vnd durch mich ist ain bot gesetzt worden / das für mich wurden eingefuͤrt alle weise Babylonis.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1665
):
Zuem sechsten solle iede herrschaft uff ihren gietern iber ihre underthonen ihre bott und verbott haben unverhindert der andern.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1456
):
das die von Úberlingen in iren gerichten muͤgent haben bott und verbott.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1513
):
dan sy nit fon bot wegen des kaiserß zugen, sunder us irm aygen ubermuͤt.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3068
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Do tett in Moÿse bekant | Wie uff dem berg Sÿnaÿ sin Gott | Geben hett die zechen pott.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
dass uf bed siten alle unzimliche, reizige schmächwort verboten, und wer soͤlich bot ubersaͤh, dass der selb nach gstalt der worten darum gestraft [...] werden sol.
Jörg, Salat. Reformationschr.
107, 12
(
halem.
,
1534
/
5
):
die bicht waͤr kein pot gotz.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
welher das uberfert und nit halt, sol einem herren von Sant Gallen sin bott und verbott, sin straf und herlicheit vorbehalten sin.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1587
):
das wir macht und gwalt allenthalben in unseren landen und gebieten, bott und verbott zethůnd.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Versaezz aver er diu selben zway pot, so ist er dem richter schuldich 72 dn.
Niewöhner, Teichner
464, 1673
(Hs. ˹
moobd.
,
1370
/
80
˺):
daz wir sein und nichtz ensein, | daz verstet in soͤlihem pot.
Buijssen, Dur. Rat.
27, 23
(
moobd.
,
1384
):
so sol er sich schuehen nach dem pot dez czwelifpot.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
79, 141
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
do er gab Moysy daz pot der alten ee.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
nachdem ain Podt was newlich außgangen von Bischoff Sixten zu Freyßing.
Wedler, W. Burley. Liber
34r
(
moobd.
,
v. 1452
):
den, die aufnemen an tugenten, den sol man auflegen geseczte pot, aber den müessigeer nicht.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die zeit, do got dem Mosche die zehen pot gab auf dem perg Sinai.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
18. Jh.
):
wo er aber solch both veracht, so mag sich ain richter sambt ainer burgerschaft unterstehen denselben zu pfänten.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ; ;
Barack, Zim. Chron. ; ;
Geier, a. a. O. ; ; ; ;
UB Zug
1720, 5
;
1742, 6
;
Merz, Urk. Lenzb.
79, 17, 93, 26
;
Jörg, a. a. O.
33, 36
;
196, 5
;
284, 19
;
401, 4
;
591, 29
;
Müller, a. a. O. ; ; ; ; ;
Dirr, a. a. O. ; ; ;
Hohmann, a. a. O.
95, 75
;
105, 31
;
105, 33
;
Turmair, a. a. O. ; ;
Schmid, R. Cysat
6, 15
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 741
;
Bad. Wb.
1, 300
;
Öst. Wb.
3, 670
f.;
2.
›behördliche (gerichtliche) Aufforderung, bes. zur Zahlung einer Schuld‹.

Belegblock:

Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
wär das nit tůt, dem oder den selben [...] sol umb entledigung und bezalung bott nach gestalt der sach angelait und deshalb gehorsam gemacht werden.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
mit bot und bůss die schamlichen kurzen kleider verkommen, verbieten und ernstlich strafen soͤlle.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
der soll gestrafft werdenn als ein v̈bertrettender eins schultheissenn pots nach innhalt derselben satzung.
Waͤr eins schultheissenn oder des raths pott nit halttet.
Müller, Lands. St. Gallen
23, 12
(
halem.
,
1525
):
wär die überfüri und nit nachkäme, sol umb alle übergangne pott gestraft und nüntz desterminder mit der venkgnuß gehorsam gemacht werden.
Ebd.
38, 24
(
halem.
,
1534
/
1630
):
Wo es aber nit beschicht, so mag der clagende tail gegen den sümigen die großen pott und zu letst die venkgnus erlangen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1625
):
was mit clag und both umbfangen, es sein güetlich oder zum rechten verabschidt, daß soll ân gerichtswillen nit gericht werden.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ; ; .
3.
›(finanzielles) Angebot‹.

Belegblock:

Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
, zu
1560
):
nachdem aber menigclich irer beeder unbillich handlung wissenschaft gehabt, hat sich niemand solcher wahren mit dem wenigsten bot nit underfahen wöllen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 115, 16
(
schwäb.
,
1554
):
der [amman] soll dann dem schuldner bieten nach gestalt der sachen vom münsten biß uf daß höchste pott.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1520
):
so mögen statthalter oder stattamann uf ansuchen deß clögers, er sei burger oder gast, ain zeit zůvor nach gestalt der sachen das bott oder die verkündung thůn lassen.
4.
›Aufgebot, Versammlung von Handwerkern‹.

Belegblock:

Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1552
):
wellicher der meystern bott übersicht, der soll fünf schilling d. vervallen sin.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1594
):
welcher ein gmein bott begärt an einem sontag, montag, mitwuchen, donstag oder frytag, ist er ein heimscher meister, gipt er bottgelt 8.
Wann nun also ein gesell oder junger ein pott will laßen besamblen und im daßelbig zůgelaßen ist, soll er den uͤrti gsellen zwen plappert leggen.
Ebd. (
halem.
,
1604
):
das nun hinfür keiner etwas uß dem pot oder handwerck [...] nit schwätzen, ußkünden, noch einicherley gstalt vermären.
5.
phras.:
alle bot
›in einem fort, unaufhörlich‹.

Belegblock:

Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 491, 7
(
halem.
,
1508
/
16
):
da schussend si alle pot mit ir grossen büchsen durch die stat us.
Schmid, Pilgerreisen.
1957, 407
;