mandat,
das
;
-(e)s/-e
, in 3 auch
die
(dann
mandate
anzunehmen);
teils lat. Flexionsendungen;
aus
lat.
mandatum
›Befehl‹
(
Georges
2, 791
).
1.
›von einer obrigkeitlichen Instanz erlassener, mündlich und / oder schriftlich bekanntgegebener Erlaß, Befehl an die dem jeweiligen Rechtssystem Unterliegenden bzw. (selten) an eine Einzelperson‹; als Metonymie: ›Inhalt des Erlasses‹; ›Erlaßurkunde‹.
Bedeutungsverwandte:
 5,
2
 2,
1
 2,  12, (
die
2, ,  6,  1,  2,  1, ,  8,  1; vgl.  2,  12,  2,  1, (
das
4,  1, , ,  234 (s. v. , V., 356),  1, , .
Syntagmen:
ein m. aufsetzen / geben / anschlagen / ausrufen / volstrecken / aufheben / revozieren / brechen / übertreten / hören / lesen / sehen, gut heissen, ausgehen lassen
, [wohin]
schicken, ein m. aufrichten, das [...], jm. ein m. setzen
;
das m. erschallen, das m. sein, das [...]
;
durch ein m. zwingen, durch m. verbieten, das [...]
;
das m. des königs, der majestät
;
das keiserliche / königliche / fürstliche / alte / angeschlagene / ausgegangene / offene/ wormische
›Wormser‹
m.
;
die abtuung / änderung / affigierung / verkündigung des mandates, laut der mandaten
.
Wortbildungen:
mandatar
,
mandatsbrief
,
mandement
›Unteramt eines Amtes‹.

Belegblock:

Koeniger, Sendgerichte (
mosfrk.
,
16. Jh.
):
abe einer wurde geröcht und derselbig wiederspennig und nit gehorsam sein wurde, sall ein commissarius durch ein mandat und ban zwingen, biss daz sie sich vertragen haint.
Alberus
Y ijv
(
Frankf.
1540
):
Edictum, ein ein mandatsbrief.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Befelch. Gehaiß. Mandat.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Versigelts mit meim ring allsammen, | Das alt mandat zu revocirn.
Ebd. (
1561
):
Hie lest köngliche mayestat | Anschlagen ein könglich mandat.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1540
/
2
):
Alsdann der hochwirdig fürst [...] das überflüssig zuͦtrinken, ouch gotzlestern, übelschweren und fluͦchen verpoten nach lut der offnen mandaten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mandat (das) Præceptum. Decretum. Offenlich angschlagen oder außgeruͤfft Mandat. Edictum. Ein erkañtnuß oder Mandat aufheben vñ brechen / nichts mer lassen gelten.
Kläui, Urk. Hermetschwil
169, 6
(
halem.
,
1588
):
weil die herren und obren durch usgangne mandatha verpotten einichen kernenzins [...] zuͦ nemmen.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1640
):
so daß
sy jerlichen by ein tusend centneren wyßgesottenes mehrsaltz [...] in den vier mandamenten allein, by pfunden oder mäßen [...] vertryben mögind.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Darneben welle Ir Majestat mandatta allenthalben in das reich, [...] ausgeen lassen.
Rot
327
(
Augsb.
1571
):
Mandat oder gantz Mandatum, beuelch / gebott / geheyß. Mandatari, Ein beuelch haber / beuelchsman / beuelch geber.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
Ich hab noch nie kain mandat oder landbot gesehen, darin man geboten hett, das die richter und schergen den armen man nit beschwerten.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
Ich hör kain mandat noch hab’s gelesen, darin man ernstlich het bevolchen, das man die zehen gepot hielte.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
568, 1952
;
Kollnig, Weist. Schriesh.
144, 38
;
Wyss, UB Deutschord. Hessen ;
Löscher, Erzgeb. Bergr.
139, 23
;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
473, 32
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Ukena, Zuger Trag.
597
;
Vgl. ferner s. v.  11,  2, .
2.
›als obrigkeitlicher Befehl gedachtes und gehandhabtes kirchliches Gebot, von einer religiösen Instanz hergeleitete Verpflichtung‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 2,  1, ; vgl.:  2.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
Derhalben soll niemant gezymen, disen Brieff, unser
[Clemens VII.]
mandat, gebots, decrets, ermanung und verwarnung zubrechen.
Ebd. (
1537
):
[die bisschoffe] stelleten ein Mandat, dorinnen sie gebotten, das alle [...].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
269, 248
(
Magdeb.
1608
):
Wie der Beißkopff an Gottes stath / | Den Engeln gab dazu Mandat.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
sie werden schweigen mit ihren Mandaten vnd Religionen / vnd werden Christum in jhren Thoren einlassen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 345, 12
(
schwäb.
,
1607
):
Mandatum, wie solches der künderlehr und anderm gotsdienst angeschlagen worden in festo Andreae Apostoli [...] anno 1607.
3.
›als religiöser Auftrag Christi verstandenes Gebot, christliches Ritual, kirchliche Zeremonie‹; speziell bezogen auf das Abendmahl und die Fußwaschung; nach der Antiphonie
Mandatum novum do vobis
(s. ).
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Wortbildungen:
mandatebrot
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
do begieng die mandate | unse herre Jesus Christ, | [...] | mit einem reinen tuche | begort er sich mit muzen | und kniet zu der junger fuzen | und twuc in die vil reine.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
1372
):
daz [korngeld] sal men under dij sichen deẏlen unde dẏ darmit spisen mẏt brode unde wine, als mandatez recht ist.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1475
):
dy machen X schok groschen XLVIII alde groschen alle jare, zw dem mandatebrot 11 pfund ₰.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
Am grünen dornstag was der kaiser bei der mandat, geschach im newen chor, [...]; unser bischof zwüg seinen chorherrn die fuͤß.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
da begie Got mandat. | ich man dich, herre suͤze, | daz du der junger fuͤze | diemûtlich twuͤge.
da mit du, herre, sæze, | mit den jungern du eze, | mit in begie du dîe mandat.
‚pin ichz der | der dich verriet, oder wer?‘ – | ,ja, du hast ez erraten; | nu shuͤl wir mandaten.‘
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Er saczt die procession [...] an dem aschtag den aschen ze segen. und daz die phaffen die peicht niemand süllen sagen, und die füzz pey dem mandat an dem antlaztag ze waschen.
Wackernell, Adt. Passionssp. Br. III,
3253
(
tir.
,
1551
):
[wie Jesus] Vor seinem todt auch hat volpracht | Am heyligen weyhenpfintztag nacht | Das Abendtessen und Mandat.
4.
›auf Antrag des Klägers ergehender richterlicher Befehl, auf den Klageanspruch beschleunigt und in einer die Verteidigung einschränkenden Weise zu reagieren‹.
Wortbildungen:
mandatssache
(a. 1594/5).

Belegblock:

Laufs, Reichskammergo.
134, 2
(
Mainz
1555
):
wann ein bott eynem gericht compulsoriales, inhibitiones, mandata oder andere proceß zu verkünden [...] abgefertigt.
Ebd.
185, 6
:
wo aber der oder die, denen also gebotten, ungehorsam sein würden, soll alßbaldt der keyserlicher fiscal gegen dem [...] ungehorsamen zu der declaration uff obgemelt mandat unverzüglich [...] procediren.
Ebd.
200, 2
:
dem Täter durch das keyserlich cammergericht bey einer namhaften peen und sine clausula justificatoria mandirt und gebotten werden soll, one verzug auch eyniche inrede die pfandung widerzugeben.
Ebd.
201, 6
:
oder daß die sach [...] keynen verzug leyden möcht, dann in sollichen und sonst andern fellen, in denen vermöge der recht a praecepto one vorgeende erkantnuß angefangen werden mag, sollen und mögen durch cammerrichter und beysitzer mandata one justificatori-clausel erkant und one eynich widerrede oder verhinderung volnzogen und darauf wider die, so solliche mandata ubertretten, auf die darin verleibte peenen, [...], procedirt und gehandelt werden.
Ebd.
269, 34
:
gleichwol darüber uff die mandata des cammergerichts nicht zu schreiten.
Ebd.
221, 7
;
5.
›an einen Anwalt erteilte Prozeßvollmacht‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 2, (
der
7, .
Wortbildungen:
mandieren
2.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
das sie nicht einen [Auffrhur] anrichten, weil sie mandiren und gebieten, was unrecht und wider Gott ist.
Köbler, Ref. Franckenfort
69, 20
(
Mainz
1509
):
Es sol auch ein jeglicher montpar oder anwalt / so er in einer sachen rechtlich handlen wil / sein beuelh vnd mandat fürbrengen.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
6, 23
(
osächs.
,
1527
):
der ersame Blasius Smelczer, [...] hansen Munczers [...] vor unß geschwornen erschinen mit anzeigung seins mandats.