1
berille,
1
barille
(letzteres etw. seltener),
berillus,
(mit Schwund des vortonigen Vokals zunächst selten, sich gegen Ende der Epoche für 2 aber durchsetzend:)
2
brille,
der
,
vereinzelt
die
;
-n/-n
;
zu
mhd.
berille
(), dies aus der Wortfamilie von
afrz.
beril
,
mnl.
berille
,
lat.
berillus
(
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943
);
in einigen Belegen ist keine sichere Trennung von
baril
,
2
barille
möglich.
1.
›Beryll, ein glasklarer, farbloser Halbedelstein, Schmuckstein, der je nach Gehalt an bestimmten Stoffen jedoch auch in Gestalt von kristallner verschiedener Färbung auftreten kann‹; generalisierend: ›Edelstein überhaupt‹; dem Beryll wird die Fähigkeit der optischen Vergrößerung, der Spiegelung sowie der Bündelung von Licht zugeschrieben.
Bedeutungsverwandte:
,  1.
Syntagmen:
den b. polieren
;
b. zweier schlachte, von zwiefalter art sein
;
im b. ein spiegelgesicht sein
;
b. der minne
›Brennspiegel der Liebe‹;
grünekeit des b
.;
kreuz / pacem mit einem b
.;
klar als ein b
.
Wortbildungen:
berillenstein
(verdeutlichend),
berillenweis
›weiß wie ein Beryll‹, ˹
brillenbüchse
,
brillenfas
˺ ›Gefäß aus Beryll‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Berillus ist der achte. | Der stein ist zweier slachte | Von art an sime tuene: | Bleich ist her und ist gruene, | Doch clarer dan die cristalle.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
109, 35
(
preuß.
,
1508
):
i brillenvas mit heiligthum, 3 agende, 2 legende.
Ebd.
548, 10
(
1421
):
1 monstrancia, item 1 brillenbochse, item 1 tept.
Ebd.
694, 1
(
1416
):
Gesmyde offm hogen altar: eyne grose monstrancia mit dryn bilden, 1 grose monstrancia mit eyner brillen und heiligethum, 1 silberyn tenaculum mit czweyn englen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
98, 6
(
Frankf.
1535
):
Berillus komet auß Jndia gleich dem Smaragd / vnnd an der gruͤnen farb doch bleycher / Jst ein steyn violfarb oder gleich dem meerwasser.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 20, 21
(Hs. ˹
schles.
,
14. Jh.
˺):
erbrennet durch berillen warer minne | daz trübe jachandine herze wart entzündic inne.
Ebd.
11, 4b, 4
(
nobd.
, Hs.
3. V. 15. Jh.
):
din heim, daz ist bescheidenheit | so clar als ein berille.
Pyritz, Minneburg
2418
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Parellen und perlin wiß, | Rapante durch floriret.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
479, 22
(
nobd.
,
1482
):
oben mit einem crücifix und unten mit einer parillen.
Sachs (
Nürnb.
1565
):
Ich aber schneid edel gestain | [...], | als granat, saphir und demuet, | Schmarackt, rubin, jacinken guet, | Auch calcidoni und paril.
Goldammer, Paracelsus
7, 264, 13
(
1530
/
40
):
das augurium hat in ihm ein speciem, zu sehen im nagel am daumen oder in der hand oder in der barillen.
Sudhoff, Paracelsus (
1537
/
8
):
zum ersten ist ein spiegelgesicht und ein species im berillen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
In der vierden crisolitus
.
onichinos
.
vnd berillus: vmbgeben vnd einbeschlossen mit golde.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Parillen vnd perlin weisz. | Damit bist durch florieret.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Berill / in gemein ein jedes Edelgestein / einem Crystall gleich / mit einer vermischten farb / in sonderheit / So einem Merrwasser gleich.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
VON DEM BERILLEN. Berillus ist ainer der zwelf stain. der ist plaich an der varb, geleich den merwazzern; aber die sint die pesten, [...] die niht straimel inwendig habent [...]. wenn der berill sehsekkot ist, sô pringt er an der sunnen schein all die varb, die an dem regenpogen sint.
Wackernell, H. v. Montfort (
soobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Din lieben brüst barillen wiss | in rechter gröss und rein.
Stolz, Zollwesen
75, 25
(
tir.
,
um 1440
):
helfenstein [...], barill, agstein [...] und ander baliertes [...] gestain.
Helm, a. a. O. ; ; ;
Ziesemer, a. a. O.
108, 29
;
Belkin u. a., a. a. O.
52, 7
;
18
;
Pyritz, a. a. O.
4789
;
Wendehorst, a. a. O.
485, 41
;
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Bremer, Voc. opt.
10136
;
Schmitt, Ordo rerum
412, 7
;
Voc. Teut.-Lat.
e iijv
;
Voc. inc. teut.
c ijr
;
s ijr
;
Maaler /v;
Öst. Wb.
2, 1099
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 86
.
2.
›Brille‹; die Verbindung zu 1 ergibt sich daraus, daß aus dem Beryll seit 1300 Augengläser hergestellt wurden.
Phraseme:
jm. eine brille aufsetzen, jm. brillen verkaufen / ansetzen
(jeweils: ›jm. etw. vortäuschen‹);
jm. eine brille für die nase bauen
›jm. die Aussicht nehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.
2
.
Syntagmen:
eine b. brauchen, auf die nase legen
;
einer b. bedürfen
.
Wortbildungen:
berillenror
.

Belegblock:

Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 145, 27
(
nobd.
,
1513
):
alle porillen, deßgleichen die zauberpüchlein und instrumenten Belials und Astrette fuderlich von den besagten zu handen bringen.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
v. 1486
):
Bring mir her die parillen mein!
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
durch was mittel vermag er so grosse dinge? Vermittels eines Bryllenrohrs [...], durch welches bequemlichkeit Er [...] die ungewißheit unserer vnfehlbarer Principiorum Theologicorum entdecket.
Wackernell, H. v. Montfort (
soobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
werlich dìn lieb sich meren tuot | als durch den barillen die gesicht.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
2. H. 15. Jh.
):
es sol kainer kain glas in gold versetzen noch kain tobel noch kain parillen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
1525
):
eure gnad sige übersichtig und bruche ein brill oder augenspiegel uf der nasen.
Hampe, a. a. O.
2, 428, 17
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 804
;