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lippe,
die
;
–/-n
;
nahezu ausschließlich als
pl. tantum
belegt.
›Lippe‹.
Nrddt. / md. / nobd.; gehäuft poetische Texte.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. , .
Syntagmen:
die lippen anschauen/ behüten / entschliessen / auftun / regen / spalten, mit dem finger rüren
;
die lippen
(Subj.)
leuchten, beschlossen / ein türschlos sein, etw. reden
;
etw.
(Subj., z. B.
der türkis
)
für
(›im Vergleich zu‹)
den lippen verbleichen, jn. mit den lippen anbeten / eren, sich mit den lippen zu etw. nähern, mit den lippen etw. berüren, unter den lippen vergiftnis tragen
;
des mundes lippen
(explikativ);
die röte der lippen
;
cancer an den lippen
.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen Rosenw.
73, 23
(
Hamburg
1646
):
sie machte meine raͤchte wunde viel tuͤfer / als sie mit ihren lippen die meinigen beruͤrete.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
daͤvon ouch umbesnittin | nâch hovellichin sittin | mînes mundis lippen sîn.
Luther, WA (
1517
):
O gott, erloße meine seel von den triglichen lippen
(hier tropisch)
, das ist, falschen leeren.
Ders. Hl. Schrifft.
Ps. 34, 14
(
Wittenb.
1545
):
Behüte deine Zunge fur bösem / Vnd deine Lippen
[
Mentel
1466:
lespen
; 1483-1490:
lebßen
;
Mentel
1475
1
/
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
leftzen
]
/ das sie nicht falsch reden.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
undir iren lippen [...] | tragen si bose vergiftenisse.
di lippen sint [...] | ein ture sloz vor di zene. | di wil di lippen beslozzen sint, | so enkumpt dar zu noch wort noch wint.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
dar nach her zu mir neic | Eines glich des menschen kint | Rurnde mines mundis spint, | Entsliezende die lippen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Diz volc êret mich mit den lippen
[
Mentel
1470:
lespen
;
Froschauer
1530:
laͤfftzen
]
, abir ir herze ist verre von mir.
Opitz. Poeterey
41, 31
(
Breslau
1624
):
fuͤr den Lippen muß ein Tuͤrckiß auch verbleichen.
v. Ingen, Zesen. Ged.
384, 16
(
Breslau
1641
):
Es ist auch wol schoͤne und anmuthig die Roͤthe der Lippen.
Bell, G. Hager
140, 3, 14
(
nobd.
,
1595
):
thu auf die lüpen mein, | Das mein mund ver künd fein / allein | Deinen Rum.
v. Ingen, a. a. O.
72, 34
;
ders., Zesen. Ged.
385, 13
,
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
24, 2
;
Fischer, a. a. O. ;
Stedtfeld, Roger-Glosse, S. 
86
;