lefze,
lefse,
die
,lebse,
lepse,
der
;-n
(für die
) / -n
, auch -Ø
;f
- geringfügig häufiger; zum 17. Jh. hin immer seltener belegt; zumeist im Pl.1.
›Lippe‹, als pars pro toto für: ›Mund, Sprechwerkzeuge insgesamt‹; metonymisch dazu: ›Sprachfähigkeit des Menschen; Rede des Einzelnen, Einzelsprache‹.Phraseme:
einer lefzen sein
›dieselbe Sprache sprechen‹.Syntagmen:
die l. abschneiden / auftun / behüten / beschneiden / bewaren / erheben / färben / külen / rüren / überstreichen / weren / zerbeissen / zusammenbeissen; die l. jn. loben / preisen, etw. behalten / decken / hassen / reden / sagen, etw.
(z. B. den wein
) versuchen, vor etw.
(z. B. vor dem lob gottes
) stehen; mit (den) l. beten / eren / loben / predigen / segnen / sprechen / sünden, etw.
(z. B. die zäne
) mit den l. beschliessen, etw.
(z. B. die speise
) mit den l. anrüren, etw.
(z. B. die zunge
) mit den l. versehen, jn. mit (den) l. eren, etw.
(z. B. das schwert
) in den l. haben, in eine l. beissen, in den l. reden, etw.
(z. B. einen finger
) auf die l. legen, etw. von js. l. ausgehen, etw. von js. l. stelen / vertreiben; l. des mundes / priesters, der gerechten / huren; die dicke / obere / untere l., die bleichen / dünnen / engeren / falschen / freundlichen / frölichen / hängenden / langen / redenden / röslichen / spaltenen / spitzigen / unkustigen / zarten / zornigen lefzen; der geist, das lob / wort der l
.Belegblock:
geborne wort, – | Nicht wort daz oren wirt gehort, | Noch daz man sprichet mit lefsen.
Jch will mit meinen lebssen erzelen all rechte deines mundes.
Dises volck nahet sich herzu mit den lebsen, aber jr hertz ist ferne von mir.
Nur von JESV Läfftzen stehlet, | Dannen klaubet hönig auß: JESV Lefftzen, Mund, vnd Augen | Vol des besten safftes sein.
were dine zunge von ubele und dine lespen, daz sie inkeine loisheit insprechen.
meyn lepßen | loben dich.
Ebd.
27, 6
: mit frolichen leptzen | lobet dich meyn munt.
[Alaun] Jst wider den krebs / vnnd aufflauffen der lefftzen [...]. Den feuchten lefftzen oder weichen zenen mit essig oder honig.
Auch hatte er [Esopus] ein spitzigen kopff / ein kurtzen hals / vnd lange lefftzen.
Daß [...] ein Gefangener [...] auff der Tortur, damit er schweigen moͤge / die Zeene auff einander beist / die Lefftzen zusam͂en ziehet.
Min volc schriet zu mir ho | Und irbutet mir wirde | Mit lefsen ane girde | Ires herzen.
Mit dinen oren hore min gebet, nicht in vnkustigen lephsen.
du wilt petten mit dem lebssen, ader in deynen gedancken, so ualle dümütiglichen für die füsse der götlichen maiestat.
wie erwirdig ist das ambt des priesters, den gegeben ist gewald, mit heiligen worten den Herren der maiestat consecriren, mit den lebsen zu segnen.
einen wein, der wirdig ist, das in got trink, das in sein lefzen und zeen widerversuchen.
Als denn wil ich dem volck auff erden | Mit freundling leffzen preding lassen.
Sein zungen vor uebel pehüet | Und sein lefzen weislich und klueg, | Auf das sie nit reden petrueg.
sie [heiden] reden mit einander, | In den lebsen ir allersander | Sind scharpffe schwerter solcher maß.
behüte meinen mund, | Und meine lefftzen mir bewar.
Denn die lebsen der huren sind | ein honigseim süß.
mein lefftzen sollen allzeit | Hassen alles, was ist gottlos.
HERR thu mein Mund vnd Lefftzen auff, | Daß ich preiß den Namen dein.
Wann daz lant waz einer lebsen
[
zungeLuther
1545: ]
vnd der selben rede. ein gleichsam des suns des menschen ruͦrt mein lespen
[
lippenLuther
1545: ]
: ich tet auf meinen mund vnd rett: [...]. Do legt er einen finger vff | Sein beyde lefftzen für den mundt.
wer wird euern weibern die dünnen lefzlin ferben und die spizige näslin puzen? der teufel im hungertuch.
mine leftzen sont niemer gereden die valschhait.
dar vmbe sint „din lesbe als ein sich vrgiessende wab“.
Mit lefftzen solt dyn zen beschliessen.
Mit lefzen mich das volk ert.
Die Laͤfftzen. Labia, Labrum. Laͤfftzen rot als rosen. Labra emula. DEr groß Laͤfftze͂ hat / Ein triel / Trollmaul. Labio. Laͤfftzle. Labellum.
die lefftzen des priesters behalten die kunst.
da sind unsuber lút, die hond die lefftzen als lang und gros, wann sie ligend an der sunnen, so deckent sie daz andlit mit den lefftzen.
Er lieff als bald von verrn her zu mir, bugglot, zittern, mit hangenden lefftzen, kychend.
Das, u, ist ain laut, gemacht mit spitzige lefftzen vn zusamen gezognem mund.
Er hat gescherpfft sein zungen wie die schlangen und das gifft der natern under seinen lefftzen.
mein lebssen sind nye gestanden vor dem lob Gots.
da mit er im kuͦelt lebs vnd munndes guͦmen.
Er hat nicht gesündet mit seinen lebssen.
Ebd.
42, 33
: das sbërt haben si in iren lëbsen.
Volz, Prophet Daniel W
10, 16
; Oorschot, Spee. Trvtz-N.
203, 26
; Gille u. a., M. Beheim
173, 78
; Reichert, a. a. O.
30, 1
; Spechtler, Mönch v. Salzb.
47, 3
; A. à S. Clara. Glori ;
Voc. rerum
3r
.2.
›Rand, Umrandung‹; möglicherweise: ›Becken, Badewanne‹.Belegblock:
Min zucker sußer mynnen lebs, | Sluß uff diner gnaden kebs!
(Deutung erfolgt hier als Synonym zu
kebse ›Reliquienkapsel‹,
Dwb
5, 374; das Wort wird von Pyritz
als ›Lippe‹ interpretiert). macht er ein gegossen mere oder ein zwachen habent x daum elen von einem lebs
[
ranfftFroschauer
1530: ;
randLuther
1545: ]
bis zuͦ dem andern lebs. In seiner schoß was ein daum ellen: vnd ein daum elen in der breyt: vnd sein kron vntz biß an den lebs in dem vmbring einer spannen
(in den Varianten jeweils auch
lefze; bei
randLuther
1545: ).
Labium leph [...] lesbe [...] lefze [...] láftzig. [...] item est extrema pars scutelle deflexa uel ad extra, vulgariter schuͤsselrunft [...] schusselranft [...] part [...]. Item labrum est est vas ablutorium, [...] batschefflin [...] badschaff
(in diesem Beleg wird das Lemmazeichen
labium mit
labrum wieder aufgegriffen;
labrum ›Lippe‹ ist aber von
lābrum ›Becken‹ zu unterscheiden; s.
Georges
2, 524; insofern ist obiger Ansatz ›Becken‹ unsicher). Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Voc. Teut.-Lat.
svr
.3.
›Spalte; Wundspalte, Wundrand‹; Metonymie zu 1.Belegblock:
füg die leftzen der wu͂den zuͦ samen.
Ebd.
21va, 23
: So giengent die lefftzen der wunden wider vff.
Ebd.
21vb, 30
: das man eı͂m nadel stoͤsset durch die beid lefftzen der wunden.
salb die leffczen da mit.
Ebd.
138, 20
: du solt auch die lebsen der wunden gar wol mit den henden zu samen trucken.
Cirurgia H. Brunschwig
21rb, 8
;