insiegel,
ingesiegel,
das
;
-s/-Ø
;
Kontamination von
lat.
sigillum
›Siegel‹
und
insı̄gne
›Abzeichen‹
oder aus
mlat.
insigillare
›ein Siegel eindrücken‹
(
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 1290
).
1.
›Stempel zum Abdruck eines Siegels in weiche Masse, Petschaft‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
ein i. in wachs drücken, das i. der stat versetzen; ein i. graben / innehaben / machen / vergülden / verlieren / vermissen / zerschlagen; i. der stat, des landes; heimliches / goldenes / grosses / kleines i.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1407
):
2 m. 4 scot vor unsers homeisters ingiszegil zu machin.
Strauch, Par. anime int.
38, 4
(
thür.
,
14. Jh.
):
alse daz ingesigile deme wasze sine formen gibit.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl. 
106
(
pfälz.
,
1436
):
als von einem jngesigel jngetruckt wirt jn das wachse ein bilde.
Welti, Stadtr. Bern  (
halem.
,
15. Jh.
):
dz man die ze besiglen ein clein insigel machen, das ein gerichtschriber haben sol.
Morrall, Mandev. Reiseb. 
137, 28
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Uff sinem insigl stätt geschriben: Deus in celis.
Koller, Ref. Siegmunds  (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
es sol in dem weltlichen standt ain idlich reichstat zwai insigel haben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.  (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz die sün von Israhel der stain gar vil durchgruoben mit mangerlai gestalt, sam man diu insigel grebt.
Dirr, Münchner Stadtr.  (
moobd.
,
1364
/
80
):
Daz wir der stat insigel besorgen und handln.
Joachim, a. a. O. ;
Quint, Eckharts Pred. ;
Jahr, H. v. Mügeln
181
;
Strauch, a. a. O.
78, 4
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade 
1341
;
Koller, a. a. O. ;
Barack, Zim. Chron. ;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
2.
›Abdruck eines Siegels‹; metonymisch: ›das einen Siegelabdruck tragende Stück Siegellack, mit dem etw. (als Zeichen der Rechtskraft: Brief, Urkunde, oder zum Schutz von etw. Wertvollem: Buch, Christi Grab, Tür) versiegelt wird‹.
Syntagmen:
ein i. abziehen
(›fälschen‹) /
brechen / entschliessen / innehaben / mishängen / miskeren / vergolden / verlieren / zerschlagen
,
ein i. an einen brief aufdrücken / hängen
,
ein i. an etw. legen
,
einem ein i. wiedergeben
;
mit einem i. bekräftigt / besiegelt / verfestigt / verschlossen
;
etw. mit brief und i. beweisen
,
mit anhangendem i.
,
etw. unter i. geben
,
sich unter js. i. mit bürgen verbinden
(›selbstschuldnerisch mit anderen bürgen‹);
heimliches / grosses / kleines, abteiliches / angeborenes / fürstliches / keiserliches / königliches / verruftes
(›für ungültig erklärt‹),
bleiernes / goldenes / rotes / silbernes, anhangendes / aufgedrüktes i.
;
i. des bischofs / convents / gerichtschreibers / grafen / landes / pfarrers / probstes / schultheisen, der stat; brief und i., i. und handzeichen
.
Wortbildungen:
insiegelrecht
(a. 1445).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
ir tor, ihr sloz, ir rigele, | ir wassen ingesigele | daz fundens ganz.
Fischer, Brun v. Schoneb.  (
md.
, Hs.
um 1400
):
Johannes in apokalipsi sach, | daz sibinde insigl.
Schottenloher, Flugschrr. 
36, 4
(
Mainz
1522
):
Des zu urkundt hat unser ieder sein angeporn insigel wissentlich an dissen briefe gehangen.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1385
):
hain wir darzu alle sementlichen gebeden […] daz ir ieclicher sîn ingesiegel auch an dusen brief gehangen hant.
Schultheiss, Achtb. Nürnb. 
109, 29
(
nobd.
,
1383
):
Heinrich Tuͤsel ist die stat verboten 5 jar […] darumb daz er seiner swyger ein insigel von einem brif gebrochen hat und den brif zersniten.
Sachs (
Nürnb.
1552
):
Zeuch du bald ab dein betschier-ring! | Druck darauff das insigel dein.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
Das was ain bull mit ainem blygin insigel und mit henffin bendeln.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
675, 13
(
els.
,
1362
):
Do beschlos er sú in ein kleines cellelin […] vnd leite sin ingesigel dar an.
Rieder, Gottesfr. (
els.
, Hs.
15. Jh.
):
und ouch zů urkunde sin eigen silberen ingesigel mit eime riemen hatte selber daran gehencket.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Wer ist wirdig auffzethůn das bůch vnd zů entbinden seine insigel.
Päpke, Marienl. Wernher  (
halem.
,
v. 1382
):
Da
[Jesu Grab]
wart vil ingesigel an | Durch grosse sicherhait getan.
Hauber, UB Heiligkr.  (
schwäb.
,
1558
):
mit ainer rothen durchgezognen schnur und meinem gewonlichen notariat angehengktem secret insigel.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.  (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das […] der lanndtlewdt bryeff dem kunig gegeben wardt mit 31 anhanngenden innsigel und petschadten verfertigt.
Dirr, Münchner Stadtr.  (
moobd.
,
1340
):
er hab sich verpunden under eines andern erbern mannes insigel mit andern porgen.
Auer, Stadtr. München  (
moobd.
,
n. 1347
):
Ez mag chain hantfest chraft haben, ez sein dann die insigel gar und ganz daran chomen.
Mollay, H. Kottanerin 
10, 38
(
moobd.
,
1439
/
40
):
nomen die Heiligen kron her aus mit dem votrumb, do waren vil Insigel an.
Helm, a. a. O. ;
ders., H. v. Hesler. Apok. ; ;
Quint, Eckharts Pred. ;
Reissenberger, Väterb. ;
Köbler, Ref. Wormbs
309, 5
;
Leman, Kulm. Recht ;
Thiele, Chron. Stolle ;
Ermisch, Sächs. Bergr. ;
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Zingerle, Inventare ;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 216
;
Näser, in: Sprache und Brauchtum.
1980, 299
.
3.
›Sinnbild, Inbegriff‹; in religiöser Interpretation zeichenhaft für Gott.
Syntagmen:
i. der güte / minne / gerechtigkeit
.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
103, 3
 (
14. Jh.
):
die sel […] sol daz guldin insigel an sich druken.
Strauch, Par. anime int.
103, 29
(
thür.
,
14. Jh.
):
Got ist daz ingesigile und di sele daz wais.
Schmidt, Rud. v. Biberach 
147, 23
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Denne leit si daz ingsigel ir guͤti vnd trukt es in den menschen vnd bildet in nach gotte.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
druke hút daz guldin insigel siner goͤtlichen minne in din sele.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 52
 (
noschweiz.
,
15. Jh.
):
Gnǎd ist ain bild der warheit vnd ain jnsigel der gerechtikait.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Fischer, Brun v. Schoneb. ; ;
Jahr, H. v. Mügeln
1721
;
Stackmann u. a., Frauenlob 
2, 17, 12
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Rieder, St. Georg. Pred. ; ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
90, 16
.
4.
›Kennzeichen der Fährte des Hirsches‹.

Belegblock:

Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 100
(
14.
/
15. Jh.
);
Schwäb. Wb. (
14. Jh.
).