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galle,1.
›die Galle als menschliches oder tierisches Organ; die in der Gallenblase gespeicherte bittere gelbgrüne Absonderung der Leber, die vor allem der Verdauung von Fetten dient; Gallenblase‹.Gehäuft in medizinischen Schriften.
Wortbildungen:
˹gallenbitterin
gallenblase
gallenblat
gallenblatter
gallenfel
gallenhaut
gallensucht
Belegblock:
De lunge, dy dut den schumen dez bluͦdez an sich; de galle, daz heyze blod.
Sie haben macht zuͦ stercken vnd zuͦ stopffen stuͦll geng. Vnd widder das brechen daz do kompt von der gallen.
Nym ein gallen von einem stier vnd nicht von einem ochssen, aloepaticum, vnd solt nemen die zwey gleich, vnd reib die zway gar wol.
Hab ich disen gulden ring darin gfunden | Er lag neben der lebern bei der gallen.
durch vil acetosische seuri der gallen kompt zittern in den glidern.
Gilis gallenbitterin.
2.
›die bittere, gelbgrüne Absonderung der Leber‹; metonymisch: ›bittere Flüssigkeit‹.Phraseme:
jm. läuft/fliest die galle über
›j. wird wütend, zornig‹.Syntagmen:
g. bieten / einschenken / geben / nemen / trinken / verspritzen; ein trank mit essig und g
.Wortbildungen:
gallenwasser
Belegblock:
want der herre hat uns gemacht swigen und hat uns gegeben gallenwazzir zu tranke.
gef eme de galle to drinkende.
Nuͦ dring, daz ist vnser drang. | [...] Ez ist mirre vnd galle. | Smacke, wie ez dir gevalle.
Ich aber als deren die Gall schon vbergelauffen / suchte Gelegenheit mich zu rechen.
dringk, Jhesus, den drang, | der sal dir von mer werden geschangk! | hie ist von essigk und von gallen: | das loiß dir gar wol gefallen.
mit dissen dingen ess ubel tud | unnd vellet in di laster alle | unnd wirt ym bitter alss ein galle.
si gâbin ime wîn zuͦ trinkene mit gallin gemischet.
nim von mancherlei thieren die gallen, mische die unter essig, damit besprenge die soller und bödem.
Da wird jm [Jesus] geben Esig vnd gal, | Auch vil scheltwort vberall.
eyn scheuslichen tranck gemacht auß essig, gallen vnd myrren.
Das deucht als mich | gen irer mynsten tugend | und klainsten miltikait gelich | alz gallen gegen hunig same.
der kan es úch verwandeln in bittere mirre und galle.
Do wart in dem grimmen turste galle und essich minem turstigen munde gebotten.
ein lieblich suͤssen wyn / der bedunckt jn bitterer dañ ein gall.
wer des ochsen gall mischt mit hong, sô zeucht si ainen dorn oder ain holz oder ain eisen auz.
nimb alpadira in der apodeckhen vnd gallen, vnndereinander gemacht, vnnd die zügl damit geschmirt.
man sol [...] rayne gaißmilich vnd aines geyers gal alles mit einander müschen vnd jn ain rain glas thuen.
3.
›Ärger, Bitternis, Falschheit, Groll‹; ütr. zu 2; personifiziert ›ein Mensch als Verkörperung des Bösen, Falschen‹.Syntagmen:
des neides / todes, der hölle / sünde / unkeusche g., g. und gift; ein mensch voller / ane g.; bittere / böse / falsche g
.Belegblock:
din süze ist wordin galle.
Vor irn schepfer sie vortreten, | Daz sie nicht envallen | In der sunden gallen.
ganck hen, du bitter galle, | und laß mich yn freydenschalle.
Ob er wol [...] jhn seinen lieben bruder nennet / so ist doch sein Hertz voller Gall vnd Gifft.
Tu in loz, daz er icht valle | Noch stige in dis todes galle.
ich spür | gallen in honeges list.
Daz er hint ist gevallen | In der unkusche gallen.
sein leib hat chainen fursacz und | sein hercz ist voller gallen.
Das man uns hinten hin haist traben. | Das dunkt uns gar ain bitter all.
Swebel, bech und ouch die gallen | Güßet der tüfel in sie alle.
alle die die dis ie gesmahtent, den ist alle dise welt ein bitter galle.
Sie heißt die andern huͦren al | Vnd ist ein solche böse gal.
Hie hoͤrstu / dz man auß Christlicher lieb / in aller senftmuͦt / on alle gallen handeln muͦß.
das der loblich könig Rupprecht ain herr sei gewesen ganz milt und voller tugenden, auch ain könig one gallen und arich.
Das er ist warme vnd truken gar, | Vnd nymet der gallen war | Dar vmbe ouch alle zite | Zuͦ kriegen vnd zuͦ stryte | Syne kinde sint bereit.
dú tuteltube ist rain und senfte und ân gallen.
Vmb diß het neydes gallen | entzunndt Rǔelandes hertz.
wie leiden kompt von gottes witz, | gedultig sei des fro, | wann leiden swennt der sünden gall.