credenzen,
V.
1.
›etw. vorkosten‹; ütr. obszön verhüllend: ›jn. (eine Frau) auf ihre Jungfräulichkeit untersuchen‹;
vgl.  1.

Belegblock:

Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Mag sie es an irem vater gehaben | So schüllen wir [...] euch credenzen lan, | Ob sie mag bei im pestan | In der ee und umb und umb.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
da wolt man dem kunig von Ungern vergeben haben und der credenzer starb, der im credentzt het.
Goedeke, Fischart
127
(
Straßb.
1610
):
Dem sie credenzet gleicher weis | Auf dem tisch beides trank und speis.
Wiessner, Wittenw. Ring
8340
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
das wasser das man trinken sol, | sol man vor credentzen wol, | und auch die frömden speis dabei, | wil man wesen giftes frei.
Gereke, Seifrits Alex.
8319
(
oobd.
, Hs.
1466
):
Jobas [...] menget die gift darein | [...] | der chaiser nam des chainen war, | do er es vor gredenczen hies.
Boot, Cassiodor. Hist. Eccl.
425, 6
(
moobd.
,
um 1385
):
ıͤr veͣterleich gewonhait [...] was, daz si ıͤr junkvrawn liezzen e gredennczen und weslaffen, ee daz man si der chanschaft gab.
2.
›jm. etw. (meist: eine Speise, einen Trank) feierlich anbieten, überreichen‹;
zu  2.
Syntagmen:
jm. den brief / trank, die speise, das evangelienbuch, die postillen c.

Belegblock:

Luther, WA (
1546
):
ich habe dem Papst eine guͤldene Schale in die Hand gegeben, da soll ers erst credentzen.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Wer ein solch meyd hat in dem hauß, | [...] | Die im credentzet tranck und speiß.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3364
(
schwäb.
,
1453
):
Kredenczen als aim fürsten hoch | Ain junger ritter da begund.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
das [evangeliumbuͦch] muͦst ich vor mit ainem weissen seidin tuͦch credentzen.