brauch,
der
;
-s/-e
, auch
+ Uml.
– Urkunden, Rechtsschriften.
1.
›Verwendung einer Sache zu einem bestimmten Zweck, Anwendung, Benutzung, Gebrauch‹.
Syntagmen:
b. und nuz
.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
68, 10
(
Frankf.
1535
):
Der steyn Asius würt alleyn in Alexandria funden / der der allerbest ist zu dem brauch der artznei der ist weißfarb.
Ebd.
136, 16
:
Der brauch des eisens ist nach andern metallen erfunden.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Denn wirdt mein ler vnd grosse list | Bestetigt vnd fein bracht in brauch | Fuͤr deinen vnd fuͤr meinen Bauch.
Luther, WA (
1530
):
Einer kan gleich alß wol den prawch mit gelde halten in der amachten hand alß in einer starcken hand.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Vom brauch der Tabel eines kleinen rechtwincklichten DreyEcks.
Vom Nutz und Brauch Catalogi Locorum, oder der Rolle etliche benambter Oerther.
Der Mittel ordentlichen brauch / und wie dieselben fuͤglich und vorsichtig zu tractiren seyn.
Reu, Süddt. Kat.
1, 251, 36
(
Heidelberg
1563
):
Es seind sichtbare heilige warzeichen vnd Sigill, von Gott darzu eingesetzt, daß er vns durch den brauch derselben, die verheissung des Euangelions desto besser zuuerstehen gebe.
Heydn. maister
14v, 19
(
Augsb.
1490
):
Den prauch golds vnd silbers als ein materi aller übeltaͤt hat er aufgehebt.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1425
):
das nieman weder korn noch vich uff dem land nit kouffen sol, denn so vil, als einer in sinem hus zů sinem bruch notduͥrftig ist.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1506
):
was von wachs oder kertzen uff sant Jacobs altar kompt, sol dǎselbs dem heiligen zů er gebrucht und von den [...] Barfůssen nuͥtzig dar von getragen, noch in dehein andren bruch verwendt werden.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Jnen ist awch nichts verdamblichs e, bis sy zum brawch der vernunfft komen vnd dem fleysch nachhengen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
Awenrecht. Ob ain fruchtper paumb in der aw stuend, [...] sol sich derselb, so der paum ist, sonderliche nit aignen, sonder alle die so gemein bei der aw haben zu gleichem brauch steen.
2.
›alltägliche Verwendung, Gewohnheit, Sitte, Tradition‹.
Bedeutungsverwandte:
(
das
), ,  1,  1, , (
das
711,  2, – Synt.:
einen b. abtun / anzeigen / haben / halten
;
b. und gewonheit / herkommen / ordnung / recht / satzung / sitte / übung
;
ein alter / althergebrachter / böser / deutscher / gemeiner / guter / königlicher / langer / rechter / schädlicher / üblicher b
.

Belegblock:

Rosenthal. Bedencken
20, 20
(
Köln
1653
):
Daß aber Augustinus daselbst vom uͤblichen brauch des Catholischen Volcks handele / ist auß dem Buͤchlein bekant gnug.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
alles Volck seyndt derselbigen Religion / haben auch dieselbige braͤuch vnd Policeyordnung / die sie in Peru vorzeiten haben gehabt.
Küther, UB Frauensee
386, 16
(
thür.
,
1528
):
Zu bewerung seynn volgennde felle oder breuche fur augenn.
Luther, WA (
1544
):
Wir haben den rechten verstand und brauch der heiligen Tauffe, des Sacraments des Leibs und Bluts unsers HErrn, der Schluͤssel Bann und Absolution.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 4, 11
(
Wittenb.
1523
):
Seelsorger / eyn vnd ab zu setzẽ mus man sich gar nichts kerẽ an menschẽ gesetz / recht alltherkomen / brauch / gewonheyt.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1531
):
dabei wo befunden, das des steigers haus und erbe uffim freien gelegen, so stehet es nicht den paten, sunder der gemein noch bergwergs brauch zu.
Opitz. Poeterey
40, 34
(
Breslau
1624
):
Die reimen deren weibliche verß eilff sylben / vnd die maͤnnlichen zehen haben / nennen die Frantzosen vers communs oder gemeine verse / weil sie bey jhnen sehr im brauche sind.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
138, 34
(
omd.
,
1529
/
30
):
es gibet dy ordinung und brauch uf andern bergwerken.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Zu dem schickt David, thet begeren | Ein reichen segn von seiner hand, | Wie es denn war der brauch im land.
Ebd. (
Nürnb.
1563
):
Also der brauch in kriegen ist, | Daß man brauchet groß trug und list.
Ebd. (
Nürnb.
1562
):
Am abend hielt man diesen brauch: | Ein bachant legt das teuffelkleid an, | Den etwan sechß truten jagen than.
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 8, 6
(
Straßb.
1524
):
Die alten faulen vnd boͤsen breüch vnd gewonheyten [...] sollen nun hynfürter nit weyter gelten noch krafft haben.
Wickram
4, 43, 23
(
Straßb.
1556
):
Disen brauch habend unsere bettler im Teutschen land gar fein / und hoflich gelert.
Behrend, Spangenb. Anbindbr. (
Straßb.
1611
):
ist nunmehr durch alten Brauch / | Solches gantz fest bestättigt auch / | Dass die Leut jetzund fast allsamen / | Mehr sehen auff den Ehren Namen / | Als auff den Gburtstag.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 240, 15
(
schwäb.
,
1511
):
soll es in sollichem allem und allen andern fallen nach lut obgeschribner ordnung und des gerichtz und flecken Dorndorff bruch gehandelt [...] werden.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
wie dann der deutsch brauch uf den deutschen hochen schulen eingerissen mit diser losen gewonhait, das ein bachant und nar den andern vexiert.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1510
):
diewil sich die gerurten urteilen und leutrungen alweg uf den alten bruch lenten, so möchten die von Hugelheim und Zienncken nit absin.
Müller, Lands. St. Gallen
63, 10
(
halem.
,
1533
):
Daruf ist beratschlagt, das er denen von Uttwyl den alten bruch anzaigen und ir antwurt daruf erwarten soll.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1571
):
sy aber vermeint, söllichs irem alten bruch und gewonheit, ouch landsfryheiten zů wider sind.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1615
):
so soll der kleger sich anerbieten, alles das, was unser statt bruch und recht vermag, zů erstatten.
Es soll ein jede schuld ynzogen und gefertiget werden nach bruch und recht des grichts.
Meisen u. a., J. Eck
46, 17
(
Ingolst.
1526
):
also ist das im brauch gewesen aller heiligen concilien.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die [völker] all haben besonder preuch, sprach, glauben.
reim, sprüch, sprichwort, wie noch bei uns der welt brauch ist, die Lateiner nennens vers.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 313, 34
(
oobd.
,
1558
):
dieweills an dißen ort noch cristlich ist vnd alle ding nach alltten prauch.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
107, 2
(
mslow. inseldt.
,
1614
):
śoll gemelter herr Palasty Janor Zum hauß Zue greiffen dem Stadt brauch nach.
3.
›Abgabe, Steuer, Last‹.
Syntagmen:
b. und steuer
.

Belegblock:

Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1471
):
Der voit sal uff dem molnhofe personlich wohnen, [...] alle zcinse, renthe, pechte, lehenwar und ander gerechtickeit zu dem hofe und ampte gehorende, auch alle bruche von gerichte und ungerichte gefallende furdern.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen f. (
halem.
,
1445
):
als denn die gotzhusluͥt meinent, dz si getruͥwent, das inen die herren soͤllent helfen tragen stuͥr und bruͥch nach marchzal iro guͤtern.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1611
):
diewil sy, unsere burger, als billih burgerlihe beschwerden, stür und brüch, lieb und leid, mit einanderen haben tragen söllen.
Argovia (
halem.
,
1670
):
und solches fur all krieg, rach, hagel, wind, reifen, miszgewachs, theurung, landbresten, steür, bräuch vnd sonsten all ander vnfäl vnd mängel.