stole,
die
,
vereinzelt
der
 ;
auch
-n
(zu
die
)
/–
;
über
ahd.
stōla
,
mhd.
stōl(e)
aus
lat.
stola
›Kleid‹
, dies aus dem
Griech.
(Georges
2, 2812
).
1.
›Stola des Priesters, schärpenartiger, oft ornamentierter, je nach Status des Trägers in unterschiedlicher Weise angelegter Teil der priesterlichen Amtstracht und als solcher religiöser Symbolträger‹; Verwendung oft im sachlichen und semantischen Orientierungsfeld von weiteren Symbolgegenständen im Rahmen kirchlicher Ritualhandlungen (
solemnität, weihe
); teilweise Übergang in Richtung auf ›Ritualgewand, -mantel‹; ütr. auch: ›Kleid (der Seele)‹; offen zu 2 und 3.
Zur Sache: Lex. d. Mal.
8, 190
.
Bedeutungsverwandte:
im Orientierungsfeld von
2
albe
,
dalmatica
,
handfane
,
kasel
 1,
kleid
,
palle
,
manipel
,
mesgewand
,
chorrok
,
rok
,
umbrale
.
Syntagmen:
stolen wirken, die / eine s. holen / nemen
(auch: ›stehlen‹),
die s. am halse haben, um den hals binden, jm. die s. an den hals anlegen / werfen, die s. zu dem fest nutzen, jm. die s. geben / gönnen
;
die s
. (Subj.)
etw. bedeuten / bezeichnen
;
in der s. gehen, mit der s. obenan sitzen, sich mit einer s. bereiten, etw. mit einer s. tun, die sele mit einer s. bekleiden, die toten mit der s. begraben
;
die breite / guldene / schöne / weisse s., die s. von gold / gestein gemacht
.
Wortbildungen:
stolenweise
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
12014
 ff. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
ir ieslichem wart ein eben | Sne wiez stole da gegeben | [...] | Die stole bedutet hie | Rechtes gelouben ummecleit; | Der stolen wirt auch ein geleit | An sie vor der urstende.
Ebd.
12048
:
Daz quit: zwivalde selikeit | Wirt stolen wis an sie [die guten] geleit.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 324, 9
(
rib.
,
1434
):
Vort soilen [...] die vurs. suͤsteren up den anderen vunf gezauwen [...] wirken stolen, gernenroeckelen, wijlen.
Reichert, Gesamtausl. Messe
7, 10
(
Nürnb.
um 1480
):
das zu dem ambte gehoert priesterlicher weyhe und das man thut mit wirdikeyt und solemniteten und mit gewandt, mit stolen, mit gebete.
Sachs
14, 300, 2
(
Nürnb.
1553
):
Der pfaff kumbt, hat den stol am halß, ein buch und gerten in der handt, und spricht: [...].
Rieder, St. Georg. Pred.
9, 3
(Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
der hantvan bezaichet sine demuͤtkait. dú stôl bezaichet die lang arbaite und die marter die er uff ertrich laid.
Bremer, Voc. opt.
19008
(
wobd.
,
1328 ff.
):
Stola(/-le) est vestis similis maniplo secundum latum et excedens secundum logitudinem collum sacerdotis involuens et lateraliter deorsum descendens; et per ligamina quedam, que dicuntur succingula, astringitur in lateribus vtrisque sacerdotis.
Rot
353
(
Augsb.
1571
):
Stol, oder gantz stolla, Ein jedlichs langs kleyd bey den Alten / ein ehrlichs frawen kleyd / schauben / gengker / hußaͤcken oder langer mantel. Jtem das / so die Priester vber die Alben kreutzweiß schrencken / oder vbern Chorrock an halß hencken / zu bedeuten / das sie sich willig vnder das joch des Herren begeben woͤllen.
Buijssen, Dur. Rat.
30, 15
(
moobd.
,
1384
):
Der priester der mess haben will ann suntaͤgen, der schol sich beraitten mit ainer stoll und mit ainer alben ee dann er dıͤ gasel anleg, [...] und schol darnach sprengen den alter, die chirichen und daz volkch, daz alle unrainchait der poͤsen geist (auzgetriben) wert.
Drescher, Hartlieb. Caes.
352, 11
(
moobd.
,
1456
/
67
):
Darnach nam er sein stoll und pand sy ir umb iren hals, mit guͤtten, sáligen wortten darzu gesprochen, also vertraib er erst die teẃffel von dem totten leichnam.
Jaksche, Gundacker
2305
(
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
den engel sahen si verhangen | mit ainer schonen stole wîz.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
200, 8
;
282, 10
;
627, 8
;
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
110, 31
;
Luther, WA
30, 2, 252, 25
;
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
1, 1093, 2
;
Struck, Joh. Pfannstiel
92, 49
;
ders., Marienst. Wetzlar
1158, 56
;
Sachs
14, 179, 22
;
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 360, 44
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 229, 27
;
Bächtold, N. Manuel. Krankh.
235, 1
;
Drescher, a. a. O.
272, 11
;
Wackernell, Adt. Passionssp. Vsp.
1651
.
Vgl. ferner s. v.
1
band
 1,
barma
.
2.
›mantelähnliches Gewand als Zeichen herrschaftlicher Würde oder anderer, z. B. weiblicher oder besonderer persönlicher Auszeichnung‹.
Wortbildungen:
stolschwester
.

Belegblock:

Buch Weinsb.
1, 54, 29
(
rib.
,
um 1560
):
Ursel quam zu s. Mauritz, wart da ein stoilsuster und Beil wart an einen buddenbender bestadt.
Reissenberger, Väterb.
24315
(
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Ouch wart er an in
[Frauen von üblem Ruf]
gewar | Einer grozen werdekeit, | Di den andern was verseit: | Daz waren lihter stolen zwo.
Chron. Nürnb.
2, 28, 13
(
nobd.
,
1438
):
do [grab] lag auf kaiser Carls kron, sein apfel, und ein gulden und silberin zepter, sein schwert und kaiser Carls stoll.
Voc. Teut.-Lat. ff iijv (
Nürnb.
1482
):
Stol. stola od’ iunckfrawschafft vl’ camisia mulieru͂.
Chron. Augsb.
4, 299, 1
(
schwäb.
,
v. 1536
):
Der kaiser hat angelegt ain alb, handfanen und stol und ain levitenrock wie ain evangelier.
Feudel, Evangelistar
29, 23
;
Chron. Nürnb.
3, 376, 20
.
3.
›geistliche Gewalt, Herrschaft‹; als Metonymie: ›Gebühr, Abgabe an die geistliche Herrschaft‹.

Belegblock:

Chron. Köln
1, 20, 575
(
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
we zo banne steit jair ind daich | ind die stole betwungen neit en maich, | den sal dar na dyt swert betwungen.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
1, 1057, 4
(
mosfrk.
,
1363
):
die Aebtissin von Essen hat in Breisig stol und ban und scholteßenambt.
Ebd.
1070, 3
(
1342
):
[die Grundherren]
sint schuldig ader der camerer des goitzhuse, [...], in des goitzhuse wegen und umb sins ampts wille mit der stolen zu vorderen und wider zu heischen mit siner moge und gunst.
Geier, Stadtr. Überl.
567, 32
(
nalem.
,
1557
):
aller andern gerechtigkaiten, accidentalien und zuͦstand in der kürchen von der stol, jarzeiten und seelbuͦch, wie das ain pfarrer bißher selbs eingenomen.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
245, 18
(
noobd.
,
1333
):
swaz hintz der stol chuͤmt, daz ist des pfarrers.