1
pelz,
der
;
–/-e
;
zu
mhd.
bel(lî)z
›Pelz‹
, dies aus
spätlat.
pellı̄cia
(Lexer
1, 174
; Kluge/S.
1989, 534
).
1.
›Haut, Fell‹; die aufgeführten Phraseme sind am ehesten hier anschließbar, ebenso die in den Belegen zitierten Sprichwörter.
Texte religiösen oder didaktischen Inhalts, Unterhaltungstexte.
Phraseme:
jm. den pelz lausen
;
einen pelz vol läuse haben
›voll von Bösem sein‹;
jm. läuse in den pelz setzen
(ein sinnloser Scherz, da die Läuse ohnehin im Pelz sitzen, deshalb: ›Eulen nach Athen tragen, etw. Überflüssiges tun‹);
läuse sitzen im pelz
›man hat Sorgen‹;
einen beschissenen pelz darvon tragen
›jm. schlecht ergehen‹;
jm. den pelz waschen
›jn. rügen, ausschelten‹;
sich bessern wie der pelz vom waschen
.
Bedeutungsverwandte:
fel
,
haut
 4.
Wortbildungen:
pelzballen
›handelsübliches Gebund von Tierfellen‹ (a. 1608; möglicherweise auch zu 3).

Belegblock:

Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1397
(
Eisleben
1565
):
Auch wil ich jhr den peltz wol lausen / | Das jhr ewiglich fuͤr mir mag grausen.
Lichtenstein, Lindener. Rastb.
2
(o. O.
1558
):
wann ich solches fast straffen wolt, müßt ich ein beschissenen beltz darvon tragen.
Spanier, Murner. Schelmenz.
31, 10
(
Frankf.
1512
):
Hett wider gott den herren thon, | Den beltz wil ich myr weschen lon.
Luther, WA
30, 3, 571, 14
(
1533
):
Darumb dencken sie vollend leuse jnn den peltz zu setzen und den huͤnern den schwantz auff zu binden.
Ebd.
41, 583, 10
(
1536
):
Er hat ein beltz vol leuse.
Ebd.
47, 684, 38
(
1539
):
Der beltz wer wol bezalt oder verkaufft, wir werden ihn wol wider kriegen. Uns Christen ists eine schlechte sache, das wir sterben
[›[...] ist gut angelegt‹].
Ebd.
49, 297, 21
(
1544
):
darumb mus ich ihnen hie den Beltz waschen.
Ebd.
692, 23
(
1545
):
wenn du wustest, was fur leuse inn dem peltze seßen i. e. sorgen unnd angst hett.
Ebd.
51, 660, 436
(
um 1535
):
Der peltz ist wol verkeufft
[›er hat sich tüchtig gewehrt‹ (s. o. den formal vergleichbaren aber wohl anders zu interpretierenden Beleg bei Luther, WA
47, 684, 38
].
Mayer, Folz. Meisterl.
38, 174
(
nobd.
,
v. 1496
):
wo haut und hor ist gancz vernichte, | Do wirt der pelcz entwichte.
Bächtold, N. Manuel. Krankh.
221, 2
(o. O.
1528
):
sich eben gebessert, wie der belz vom weschen.
Maaler
57v
(
Zürich
1561
):
Du hast noch deinen alten Beltz an / du hast noch dein alte haut / du behaltest noch deine alte sitten [...]. Es ist die zeyt nach vorhanden / daß ich einen anderen Beltz wird muͤssen anlegen.
Barack, Zim. Chron.
3, 383, 33
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
man dörfe keine leis in ein belz setzen, dann sie wachsen selbs darin.
Henisch
275
(
Augsb.
1616
):
Beltz / (der) faͤll / ein abgezogen haut. [...]. Beltz / art / gemuͤt / sitten / weiß / gewonheit.
Ebd.
276
:
Man darff nicht laͤuß an beltz / oder in grind setzen / sie wachssen wol selbst darinn.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 497, 22
;
Schwäb. Wb.
6, 1614
.
2.
›Person, Mensch‹; Synekdoche zu 1.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist.
3, 106, 11
(
moobd.
,
1630
):
bei vielen und sonderlich den drunkenen pelzen laider die pöße gewonheit eingerissen ist.
3.
›bearbeitetes, als Kleidungsstück oder zum Schmuck getragenes Tierfell; Kleidungsstück aus Tierfell‹; Metonymie zu 1.
Zur Sache: Hwb. dt. Abergl.
6, 1477
; Lex. d. Mal.
6, 1866
-1868.
Phraseme:
jm. einen bösen pelz anhängen
›jm. etw. anhängen‹;
den rauhen pelz anlegen
›grob werden‹;
den alten pelz wieder anlegen
›zu einem früheren Aufenthaltsort zurückkehren‹;
seinen pelz selbs flicken
›sich nur um sich selbst kümmern‹;
der pelz hält den stich nicht
›alle Mühe ist verloren‹;
es wird kein pelz (mer / aus etw.)
›es wird nichts (mehr / aus etw.)‹;
etw. stehet den pelzen auf den ärmeln gleich
›etw. ist offensichtlich‹ (?).
Bedeutungsverwandte:
kürsen
,
rauh
.
Syntagmen:
den / einen p. flicken / kaufen / machen / tragen, den p. vertrinken
;
um einen p. klagen, etw. mit pelzen füttern, sich mit p. der kälte erweren, jn. mit pelzen aussteuern
;
füchsener p
.
Wortbildungen:
pelzblez
›Stück Pelz‹ (a. 1542),
pelzflek
›Stück Pelz‹ (16. Jh.),
pelzgaden
›Kürschnerwerkstatt‹ (dazu bdv.:
kürsenergaden
),
pelzhaube
,
pelzhut
,
pelzkappe
,
pelzkürsen
›Pelzrock‹ (a. 1444),
pelzmacher
(dazu bdv.:
kürsener
,
1
pelzer
),
pelzmächersche
(dazu bdv.:
kürsenerin
, a. 1424),
pelzrok
,
pelzschaube
›Pelzmaterial‹ (a. 1523),
pelzschere
(dazu bdv.:
gewandschere
),
pelzschlappe
›Pelzmütze‹ (a. 1573; 1612),
pelzschope
›Pelzjacke‹ (16. Jh.),
pelzsegen
›Segnung eines Pelzes‹,
pelzstrumpf
(a. 1624/5ff.),
pelzware
(a. 1360),
pelzwaschen
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
688, 7
(
preuß.
,
1396
):
12 pelcze, item 10 korsen, item 400 lampfel.
Lappenberg, Fleming. Ged.
130, 87
(
1634
):
Sein Schaf trägt ihm den Belz, sein Flachs und Hanf stehn wol.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
2, 53
(
Köln
um 1490
):
Dyne kleyder seullen wyr verdrincken, | Idt sij beltz, rock, off wambus.
Schwartzenbach Q ijr (
Frankf.
1564
):
Er besteht auff seinen worten / wie ein beltz auff seinen ermeln.
Hertel, Hall. Schöffenb.
2, 406, 31
(zu
1436
):
Claws Neldener hat geclait czu Heine Worffelere vmme eynen pelcz, dy ime vorstolen waz.
Luther, WA
54, 217, 32
(
1545
):
als wenn ein Kuͤrsner solt einen bosen Peltz flicken, da weder haut noch har gut ist.
Sachs
21, 116, 2
(
Nürnb.
1556
):
Eulenspiegel mit dem beltzwaschen zu Nügstetten.
Ebd.
127, 8
(
1556
):
sein beltzsegn kan ich schon, | Den er hat ubern kessel thon.
Bell, G. Hager
621, 13, 4
(
nobd.
,
1592
):
so werfen wir die scheibhütt hin, | seczen auf die belcz Hauben.
Vetter, Pred. Taulers
270, 7
(
els.
,
1359
):
alles des ir not hant [...], es sin kleider oder belze [...], des gan úch Got.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
34, 12
(
Straßb.
1650
):
alß ein alter Mönch, mit einer Beltzkappe vff dem Haupt, Einen Beltzin Rock umb sich.
Rieder, Gottesfr.
144, 14
(
els.
,
1390
):
Und dar ob tragend sie all beltz und kerend das ruch uß.
Bremer, Voc. opt.
21033
(
wobd.
,
seit 1329
):
Pellicina (pellificina) beltzgaden kuͤrsengaden kúrsingaden kuͤrsnergaden.
Maaler
57v
(
Zürich
1561
):
Beltzmacher. (der) Sůch Kürsiner. Beltzrock. (der) Rheno.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern
950, 12
(
halem.
,
1664
):
ein hůt oder beltz cappen zetragen.
Barack, Zim. Chron.
1, 461, 6
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das zwischen seinem herr vatter und im kain guter belz mer werde.
Ebd.
2, 305, 17
:
wiewol der doctor gern het den rawen belz angelegt, iedoch muest ers bleiben lassen.
Ebd.
4, 230, 30
:
wo haut und har kain nutz ist, | Da wurt kain guter belz.
Chron. Augsb.
7, 423, 32
(
schwäb.
, zu
1564
):
er besorgt, (daß) der gefleckt peltz den stich nimer halten well.
Hulsius B ivr (
Nürnb.
1596
):
Beltzhut / Capeau de pellisson.
Henisch
275
(
Augsb.
1616
):
Mit beltz gefuͤttert [...].
Ebd.
276
:
Ewre sachen stehet den beltzen auff den Ermeln gleich. [...]. Es haltet den stich eben / als ein (alter) fauler beltz. Diß orts ist weder haut noch haar gut / darumb wirt kein (guter) beltz daraus werden. Man flicket so lang an dem (lausigen) beltz / dises sterblichen fleisches / biß er keinen stich mehr halten will.
Pausch, Ital.-Dt. Sprachb.
142, 22
(
1424
):
du geest alzz hubzleich auff dein fussen alzz ein alter pelcz auff sein ermell.
Joachim, Marienb. Tresslerb.
274, 29
;
369, 17
;
Sachs
17, 8, 9
;
Sexauer, Schrr. in Kart.
237, 12
;
Nyberg, Birgittenkl.
1, 208, 22
;
2, 249, 14
;
Brandstetter, Wigoleis
212, 26
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
187, 15
;
Niewöhner, Teichner
441, 153
;
Zingerle, Inventare
185a
, 22;
Mollay, Ofner Stadtr.
177, 6
;
Bremer, Voc. opt.
17097
;
Dasypodius
290r
;
Serranus
30r
;
Maaler
23r
;
119v
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
72
;
Henisch
275
;
Pfälz. Wb.
1, 693
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
28
;
Schwäb. Wb.
1, 838
-840;
842
;
Schweiz. Id.
1, 1189
;
5, 281
;
6, 834
;
8, 97
;
1015
;
9, 616
;
11, 2280
.