mitleiden,
V., unr. abl.
– Deutlich schwächere Belegung als für das Verbalsubstantiv
das mitleiden
; vgl. generell letzteres!
1.
›mit jm. mitleiden‹ (vom Wirken Gottes gesagt); ›mit jm., (vereinzelt:) mit einem Geschöpf mitleiden‹ (vom Menschen gesagt).
Mehrfach Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
bedauern
 1,
2
dauern
,
klagen
 1.
Syntagmen:
got, die mutter (mit jm.) m
. (absolut);
j. jm
. (z. B.
dem kranken / armen
; ütr. auch:
einem schaf
 )
/ der christenheit m
.;
eine ader mit der anderen m
.;
das mitleidende kind
.
Wortbildungen
mitleider
(dazu bdv.:
mitmärterer
).

Belegblock:

Luther, WA
41, 302, 4
(
1535
):
Wer Christus bruder und miterbe wil sein, der dencke, das er auch ein mitmerterer und mitleider sey.
Quint, Eckharts Trakt.
53, 17
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz got mit uns ist in lîdenne und mitlîdet mit uns.
Ebd.
54, 2
:
allez, daz der guote mensche lîdet durch got, daz lîdet er in gote, und got ist mit im lîdende in sînem lîdenne. Ist mîn lîden in gote und mitlîdet got, wie mac mir danne lîden leit gesîn.
Voc. inc. teut. q
iiijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Mitleider Cõpatie͂s Cõdole͂s.
Reissenberger, Väterb.
15753
(
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Wie der gelarte wurde also | Daz er den cranken mite lide.
Glatz, Chron. Bickenkl.
82, 24
(
önalem.
,
um 1640
):
Die mitleidente kinder widerrietens ir
[der kranken Äbtissin],
dan sie förchten, sie mechte als dan noch schwecher werden.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2949
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Und [richer mann] suͦcht in gantzer gerender kaͮff | Das ellend und verlorne schaff. | Dem hett er als gar mitlitten.
Dirr, Münchner Stadtr.
113, 11
(
moobd.
,
1328
):
daz sih euer igleichs uͤbe an den werchen der parmhertzichait und euer iegleiches dem andern mitleidint sei und trostleich.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
32, 19
(
oobd.
,
1349
/
50
):
in dem vastendem gedirm sint fünf âdern gestecket, die haizent die pärmleichen âdern, dar umb, daz si mit allen andern âdern mitleident.
Ebd.
63, 36
:
daz er [hailig lêrer] mitleidend ist der christenhait in irer krankhait.
Niewöhner, Teichner
245, 1
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
Mit leiden, wer daz chan, | der ist dez heiligen gaistes man.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
16, 18
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
wer möcht laides ane wesen, | der die mueter auserkesen | sehe den sun mitleiden an?
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. II,
1231
(
tir.
,
1486
):
Ich pestell das alles auff meinen grosen neyd, | Das ain mensch dem andern nicht mitleidt.
Hübner, Buch Daniel
4576
;
Niewöhner, a. a. O.
347, 15
.
2.
›eine steuerliche Belastung mittragen, zu den Lasten einer Stadt mit herangezogen werden‹ (zur Motivierung s.
mitleiden, das
, 3).
Obd.
Bedeutungsverwandte:
1
tragen
 1; 4.
Syntagmen:
eine bürde, den kosten / schaden m
.

Belegblock:

Chron. Nürnb.
4, 431, 28
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
da die ,uns verwanten des reychs lehenleut in dem anschlag [...] begriffen sind und mit sambt uns als in der gemain den costen und schaden deßhalb emphahende helfen mitleyden und tragen‘.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
66, 30
(
moobd.
,
1403
):
[leut], die mit wein, salcz und andrer hab arbaitten und doch in stewr, wacht und andern notdurfften [...] nicht mit leiden wellen.
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 1224, 9
;
2, 2, 2870, 34
;
Rwb
9, 771
.