kolbe,
kolben,
der
die
); –/-n
(erstere Form); -n/-n
(letztere Form).1.
›Keule in unterschiedlicher Stärke aus Metall oder Holz für verschiedene Zwecke‹; als Schlagwaffe im Kampf, als Strafvollzugswerkzeug, als Hilfsmitel beim Umgang mit Tieren, beim Viehhüten.Phraseme:
jn. mit kolben lausen, jm. den kolben auf den schild legen, jm. den k. verleihen
jeweils ›jn. tüchtig verprügeln‹.Bedeutungsverwandte:
bengel
keule
knüppel
knüttel
stange
stecke
waffe
Syntagmen:
einen k. aufheben / brauchen / füren / halten / hinlegen / reissen / tragen / werfen; jn. / etw. mit einem k. (er)schlagen / hauen / schmieren / strafen / treffen, jm. mit einem k. nachlaufen; bleierner / eiserner / geschliffener / grober / grosser / hölzerner / rauher / schwerer / silberner / starker / ungeheurer k.
Wortbildungen:
kolbenfechten
kolbengericht
kolbenstechen
kolbenstecke
kolbenträger
Belegblock:
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich
1281, 3
(Hs. A. 15. Jh.
): einen kolben ungehure trug er sicherlich.
Kollnig, Weist. Schriesh.
275, 27
(rhfrk.
, 1562
): Wer es sach, daß zween hinaußgingen, zweiten oder zanketen sich mit worten [...] reissen sie kolbe oder schwert.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
147, 10
(rhfrk.
, um 1435
): Da mit hube Warakir sinen kolben vff / vnd traff eynen morder an sin styrn.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
67, 21
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): wer lugenn auffpringt [...] denn sol man straffenn [...] mit dem kolben durch die zeil oder gassenn der wagenburgk.
Sachs
5, 296, 27
(Nürnb.
1540
): Mit kolben-stechen in dem stro,
(hier obszön)
| Schwerd-tentz, rayff-tentz ist man auch fro. Ebd.
22, 320, 33
(1545
): Narren mues man mit kolben lawsen | Wan sie sint grob.
Schottenloher, Flugschrr.
101, 30
(Bamb.
1523
): dweil jnen bewust ist, das durch die der kolben zum hund nit kan gelegt [...] werdenn.
Roloff, Brant. Tsp.
304
(Straßb.
1554
): hant mir wunden und scharten | Gehauwen [...] | Die Ritter mit armbrust / schwert / und kolben.
Koppitz, Trojanerkr.
1528
(Hs. ˹noschweiz.
, 15. Jh.
˺): Söltte diere grosse hund | Den stierr essen an diere stund | [...] | Ich verliche im den kalben ee.
Ukena, Luz. Sp.
823
(halem.
, 1575
): Die kolben zuͦ v̈ch nend | Mit denen wir inen lusen wend.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4273
(schwäb.
, 1453
): Sie kummen nit für kolben gericht | Es sy denn gar ain schalkhaft wicht, | Dem lieber wer, das er wer tot.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1813
(oobd.
, 1607
/11
): Ein Herculeskindl [...] hatt [...] in der rechten hand sein kolben.
Drescher, Hartlieb. Caes.
368, 28
(moobd.
, 1456
/67
): da kam Michel der ercz engel mit ainem eysen kolben und slwͦg in uns.
Munz, Füetrer. Persibein
426, 5
(moobd.
, 1478
/84
): Darnach gab er Achilles ainen schlag | mit ainem kolben geschliffen scharff mit egken.
Winter, Nöst. Weist.
4, 3, 5
(moobd.
, A. 16. Jh.
): welcher ainem ain schaden zuezug mit ainem kolben [...] der ist von ainem iedlichen schuldig fräfflswandl.
Zingerle, Inventare
37a, 28
(tir.
, 1489
): czwo streithagken vnd ain grosser kolb czu payden hennden.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
297, 17
; Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
7188
; Schmitz, Schiltb.
38, 10
; Sachs
22, 82, 5
; Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 36, 6
; Kurrelmeyer, Dt. Bibel
1, 316, 52
; Lemmer, Brant. Narrensch.
90, 12
; Päpke, Marienl. Wernher
8401
; Anderson u. a., Flugschrr.
29, 13, 8
; Winter, a. a. O.
2, 777, 1
; Siegel u. a., Salzb. Taid.
19, 45
; Voc. rerum
30v
; Brack
b 2r
; Dasypodius
360v
; Maaler
247v
; Golius
230
; Rwb
7, 1172
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
202
; Vilmar
216
; Schwäb. Wb.
4, 571
; Schweiz. Id.
3, 225
.‒
Vgl. ferner s. v. akst
, barte
, instrument
2.2.
›mit einem Narrenkopf versehener Stock (insofern eng an 1 anschließbar)‹, Attribut eines Narren: ›Narrenszepter‹; metonymisch: ›Narrheit‹.Literarische Texte.
Phraseme:
jm. seinen kolben zeigen
›jn. auf seine Narrheit aufmerksam machen‹; jn. mit dem kolben rüren
›jn. verprügeln‹; jm. gefällt kein kolbe dan der seine
›j. findet nur an der eigenen Narrheit Gefallen‹; kolben und kappe / schellen
.Syntagmen:
den k. tragen / zücken, jm. k. und kappen nemen; der kappe und des k. frei sein; jm. etw.
(z. B. zäne
) mit dem k. ausschlagen; k. des karsthansen
.Belegblock:
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
2, 251, 15
(Frankf.
1602
): Solch des Triboulets gespräch war gemeinlich von seinem kolben und den schellen daran hangend.
Sachs
16, 163, 3
(Nürnb.
1560
): Der narr zuckt sein kolben.
Ebd.
17, 208, 9
(1557
): Hab im auch [...] | Zwen zen mit meinem kolbn außgeschlagen.
Ebd.
216, 17
: Wan wen er gar würd zu eim lappen, | So nömb er mir mein kolbn und kappen | Un trüg sie darnach selber an.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 68, 2
(Straßb.
1520
): Darumb vns gebüren wil dem narren seinen kolben zuͦ zeügen.
Enders, Eberlin
2, 73, 2
(o. O. 1521
): Ich merck aber des karsthanßen kolben wol.
Lemmer, Brant. Narrensch. Vorr.
132
(Basel
1494
): So mag es sprechen / das es sy | Der kappen vnd des kolben fry.
Ebd.
54, 10
: Keyn guͦt dem narren jn der welt | Baß dann syn kolb / vnd pfiff gefelt.
Adomatis u. a., J. Murer. Abs.
27
(Zürich
1565
): ich will [...] uff üch wyber han guͦt acht | welche dar lut schwaͤtzt oder lacht | Die will ich mit mim kolben ruͤren.
Barack, Zim. Chron.
3, 114, 19
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): das im kein kolb gefiel, dann der sein, do ward er von menigelichem verachtet.
Schmitz, Schiltb.
81, 26
; Lemmer, a. a. O.
42, 8
; 105, 16
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
202
; Schwäb. Wb.
4, 571
.3.
kolbenähnliches dickes Ende eines Gegenstandes: ›Knopf, Griff‹; auch: ›glans penis‹.Bedeutungsverwandte:
kopf
Syntagmen:
k. an einem nagel / stab; breiter / runder / übergoldeter k
.Wortbildungen:
kolbenbüchse
kolbstier
Belegblock:
Jürges u. a., Waldecker Chron.
351, 24
(wmd.
, 1546
): 1 kolve von des apts stabe uberguldt.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
136, 39
(osächs.
, 1570
/7
): Muß man gutte eiserne grabstickel haben, oben mit breiten kolben.
Dasypodius
360v
(Straßb.
1536
): der Kolb oder kopff am menlichē glid. Glans.
Zingerle, Inventare
110a, 21
(tir.
, 1490
): Ain eysen kolbenpüchsen.
Maaler
247v
; Schwäb. Wb.
4, 572
; Schweiz. Id.
3, 227
.4.
›Hinterschenkel eines Tieres‹.Syntagmen:
k. an einer henne / taube, von einem kranich
.Belegblock:
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 41, 10
(Straßb.
1522
): Er sprach zuͦ der Koͤchin: Das Gebratens wer jetz an dem allerbesten zuͦ essen. Geben mir ein Kolben von dem Kranch.
Schweiz. Id.
3, 227
.5.
›Auswuchs, Geschwür am Körper‹.Bedeutungsverwandte:
geschwür
ruffe
warze
zapfe
Syntagmen:
einen k. heilen
.Belegblock:
Vetter, Pred. Taulers
431, 7
(els.
, 14. Jh.
): alle die toͤde der bluͦtsturzungen die kloppele, die kulben, die wunden.
Sudhoff, Paracelsus
10, 502, 19
(1536
): wo kolben, zapfen, warzen, ruffen, scabies mitliefen [...] so sag das franzosen seien.
Schwäb. Wb.
4, 572
; Schweiz. Id.
3, 227
.6.
›kurzer Haarschopf‹; bei Mönchen: ›Tonsur‹.Bedeutungsverwandte:
har
das
) 2.Belegblock:
Boon, St. Prätorius
53, 19
(Ülzen
1579
): ob wol zuweilen etzliche viele last vber ein Schiff her rauschen / das den Shiffleuten Kappen vnd Kolben nass werden / so mus doch gleichwol solch wasser das arme Schiff nicht gar ertrencken.
Luther, WA
47, 602, 16
(1537
/40
): du must ein munch werden, las dir eine kolben machen, trage einen krantz, das du etwas soͤnderliches seist.
Ebd.
47, 800, 2
(1539
): Non est muͤhe, das einer ein graw kappe antrage und kolben.
Enders, Eberlin
2, 51, 23
(Grünau
1522
): von harr oder kolben etc. fichtet man, fur vnd wyder, als von heuptsachen.
Luther, WA
47, 800, 2
; Schwäb. Wb.
4, 572
.7.
›an einer Stange getragene, große, runde Laterne‹.Belegblock:
Chron. Augsb.
5, 374, 5
(schwäb.
, zu 1530
): da kham derselb legat, ließ im das creicz auf ainer silbern stangen und sein silbern kolben vorher tragen.
8.
›dickbäuchige Flasche mit enger Öffnung‹.Bedeutungsverwandte:
gefäs
geschir
glas
retorte
Syntagmen:
den k. herausnemen / vermachen; etw. in den k. tun; gläsiger k
.Belegblock:
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 279
(Hamburg
1676
): wurden die Kolben [...] herausgenommen / da war eine schwartze Erde darinn.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
188, 42
(osächs.
, 1570
/7
): Lorbern [...] thue die in einen kolben in das wasser.
Sudhoff, Paracelsus
14, 393, 41
(1568
?): was anders vom werkzeug zu deinem fürhaben gehört, von glesern, als kolben [...] und irdine geschirr.
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 168
.9.
als Bezeichnung für verschiedene Geräte zum Ansetzen, Graben, Rühren, Stoßen, z. B. ›Ansetzkolbe; Mörser‹.Belegblock:
Joachim, Marienb. Tresslerb.
597, 7
(preuß.
, 1409
): 1 m. 2 scot vor eyne yserynne kolwe, polfer domete yn zu stossen.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
24, 6
(schwäb.
, 1548
): ein wagenn oder 20 mytt bullferttunenn, denn ettlich mytt wyscher und kolbenn und ladstecken.
Zingerle, Inventare
107a, 10
(tir.
, 1483
): i kholben, damit man arbys ruͤert.
Rechn. Kronstadt
1, 672, 45
(siebenb.
, 1526
): Bartholomeo fabro pro labore kolwen canalia concremanda [...] asp. 12.
Ebd.
3, 420, 36
(1547
): vulgo kolwyn, quo uruntur cannalia forata.
10.
im Bergbau: ›Vorrichtung zum Mahlen des Erzes‹.Belegblock:
Siegel u. a., Salzb. Taid.
201, 14
(smoobd.
, 1346
; Hs. 15. Jh.
): Wir wellen auch, das niemant in seinen cholben mal oder malen lazz, eder derselb, der in dem cholben melt, trag dasselbs gelt auf unsern wechsel.
Ebd.
202, 9
.11.
Bezeichnung für verschiedene kolbenähnliche Pflanzen, z. B. ›Rohrkolben‹ (s. Marzell
, s. v. 5
kölblein
und kolben
).Belegblock:
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 113, 33
(Straßb.
1522
): ein groser Eichbaum [...] ward [...] umbgeworffrn in ein Weyer, da wuͦchsen fil Ror und Kolben in.