her,
Adj.;
in attributiver Funktion meist dem Bestimmungswort nachgestellt. – Gehäuft älteres Frnhd.
1.
vor allem mit Bezug auf den christlichen Gott und speziell auf Jesus Christus: ›göttlich, heilig (und deshalb verehrungswürdig), himmlisch, nicht irdisch‹; daneben auch mit Bezug auf biblische Personen, die sich durch eine besondere Gottesnähe auszeichnen (z. B. Maria), seltener auf Gegenstände und Handlungen des christlichen Kultus bezogen: ›geheiligt, erhöht, von Gott auserwählt oder ausgezeichnet‹.Bedeutungsverwandte:
heilig
benedict
gebenedict
gebenedigiclich
geheiligt
götlisch
heimlich
Gegensätze:
irdisch
ärmlich
leblich
leiblich
Syntagmen:
das sakrament
(Subj.) h. sein
; der herste unter den engeln
; got / Jesus / sankt Bernhard der here, der engel / evangelist / leichnam, die bettefart, das kreuz her(e), David / herre her, mutter here
; die here trinität, das here blut
.Wortbildungen:
herheit
hertum
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
13103
(nrddt.
, 14. Jh.
): Wen die wort sint heilic und war | Und daz sacrament ist her.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
20, 17
(md.
, Hss. 14.
/15. Jh.
): hilf uns, hêriu trînitât.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
259
(mrhein.
, um 1335
): Maria, swester, kere | zuͦ Iesu, dem vil heren.
Stackmann u. a., Frauenlob
9, 3, 7
(Hs. ˹schles.
, Hs. 14. Jh.
˺): Maria, muter here, | nu sende uns dine lere.
Gille u. a., M. Beheim
76, 108
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): als dann durch einen engel her | oder ein propheten het er [got] | uns wal erledigt lassen.
Bihlmeyer, Seuse
84, 20
(alem.
, 14. Jh.
): daz du nieman nút schuldig noch gebunden siest von diner grossen herheit.
Chron. Strassb.
105, 13
(els.
, 1362
): Nu ist die bettevart so her.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
723
(halem.
, Hs. um 1435
): Als uns die ewangelisten her | Sagend mit ir gewaren ler!
Sappler, H. Kaufringer
17, 164
(schwäb.
, Hs. 1464
): was will got, der milt und her, | ze lon hie nach disem leben | seinen liebsten frainden geben?
Ebd.
26, 150
(Hs. 1472
): Es ist pillichen, das man ere | das hailig creuz edel und here, | wann gott daran erstorben ist.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
2, 6, 196
(schwäb.
, 1471
): hör ze lob dem hörsten | Mesz lesen oder singen!
Gierach, Märterb.
13949
(Hs. ˹moobd.
, A. 15. Jh.
˺): do nam mann daz hertum, | indenn freithof wart ez getragen | Ponciani und da begrabenn.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
792
; Ettmüller, a. a. O.
421, 7
; Froning, Alsf. Passionssp.
690
; Mone, Adt. Schausp.
1, 1877
; Strauch, Par. anime int.
134, 6
; Gille u. a., a. a. O.
81, 190
; Lindqvist, a. a. O.
1664
; 3249
; Sappler, a. a. O.
26, 166
.2.
von weltlichen Herrschern: ›würdig, edel, erhaben, angesehen, gesellschaftlich hochstehend‹; fließender Übergang zu 3 und 4.Texte der Sinnwelt ,Religion/Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl. adellich
angesichtig
ansichtig
auserkoren
ansehelich
benümt
geert
gehert
gut
herlich
herrisch
1
stathaft
statlich
Syntagmen:
der fürst / grafe / könig her(e)
; die here gütigkeit / mächtigkeit
.Wortbildungen:
here
Belegblock:
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
280, 11
(md.
, Hss. 14.
/15. Jh.
): swaz künege, vürsten, grâven hêr | was, wâ sint si mit ir gelenker zungen?
Froning, Alsf. Passionssp.
4414
(ohess.
, 1501 ff.
): das die Juddische diet | keynen konig enhon anders nyt | wan den Romische konigk herre!
Gille u. a., M. Beheim
96, 16
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): gat gnad dem fursten here, | Fur den man piten sule.
Sappler, H. Kaufringer
14, 233
(schwäb.
, Hs. 1464
): si wont, es wär ir lieber man, | der edel künig her und reich.
Rieder, St. Georg. Pred.
184, 22
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): wie groz [...] ist dú vil here diner suͤssekait, die du hast verborgen den dich furhtent.
Kummer, Erlauer Sp.
2, 145
(m/soobd.
, 1400
/40
): Herodes chunig her, | wıͤr dankchen euch also ser.
Froning, Alsf. Passionssp.
5799
; Gille u. a., a. a. O.
134, 237
; Stackmann u. a., Frauenlob
14, 25
[E], 5; Sappler, a. a. O.
14, 579
; 14, 638
; Primisser, Suchenwirt
25, 285
.3.
besonders von (sozial hochstehenden) Frauen, oft im Kontext des Minnesangs: ›anbetungs-, verehrungswürdig; edel, lieb, teuer; vornehm‹; anschließbar an 2.Bedeutungsverwandte:
vgl. anbetlich
angenem
heimlich
herz
herlich
Gegensätze:
vgl. abscheulich
gescheuche
greulich
Belegblock:
Karnein, Salm. u. Morolf
2, 2
(srhfrk.
, Hs. um 1470
): Er [Salmon] nam ein wip von Endian, | eins heiden dochter her und lobesam.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
22, 18
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): di obristin herren di brengin io der man sin erste wip als dy herste.
Henschel u. a., Heidin
822
(nobd.
, um 1300
): Dar zu twinget si [die minne] mich so sere | Daz ich vrowe here | Mich gentzlich dir ergeben han.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
99, 5
(moobd.
, 1473
/8
): Sunst gieng sy hin, die minniclich und here. | Hie was gelegt der minne strick.
v. Tscharner, a. a. O.
30, 11
; Ettmüller, Heinr. v. Meißen
11, 3, 13
; Menge, Laufenb. Reg.
1531
; Fichtner, a. a. O.
26, 3
.4.
›stolz, selbstbewußt, hochgesinnt, hochmütig, kühn‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. gefier
gelf
geprängisch
herlich
stolz
Wortbildungen:
herheit
Belegblock:
Bihlmeyer, Seuse
421, 9
(alem.
, 14. Jh.
): kint mins, so stant húte uf, und gib uf din herheit und den verborgnen úbermuͦt diner liplichen edli und herheit diner frúnden.
Koppitz, Trojanerkr.
16748
(Hs. ˹noschweiz.
, 15. Jh.
˺): Wol uff hundertt tussend man, | [...] | Mitt im wolten für Troye varn, | Und dar zü ritter mere: | Fünffzig hundertt tegen here.
Niewöhner, Teichner
333, 17
(Hs. ˹moobd.
, 1360
/70
˺): der zuchtig man [...] ist nicht hochvertig und her | und tuͦt albeg gutz mer | denn deu hochvertigen neben.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
6, 19
(moobd.
, 1478
/81
): ain junger fürst in Armenia, [...], der durch sein heres herz durch ain nicht maint zu sein in dienstperkait der Römer, sunder in anererbter fürstlicher freyhait.
Pyritz, Minneburg
2771
; Bihlmeyer, a. a. O.
363, 12
; Sappler, H. Kaufringer
13, 167
; Niewöhner, a. a. O.
381, 44
; Brinckmeier
977
.5.
›köstlich, wunderbar, herrlich, hervorragend‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. ausbündig
gelfig
götlich
herlich
Belegblock:
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 48
(md.
, 14. Jh.
): das golt daz ist aler tuͦrist vnd ouch aller herist vor alme gesmyde.
Pyritz, Minneburg
190
(nobd.
, Hs. um 1400
): Auch waz die sule gezirt so her | Mit bilden [...] | Us flader holtz gesniten, | Buchsbum, aloe, cipressen.
Rohland, Schäden
437
(nalem.
/schwäb.
, 1400
/33
): das
[Salbe]
ist das aller herste vnd das beste. Sachs
16, 331, 4
.