greiflich,
Adj.
1.
›mit den Händen anfaßbar; sinnlich wahrnehmbar; körperlich, real existierend‹; offen zu 2; vgl.
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12.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
18110
(nrddt.
, 14. Jh.
): Set, Got, der uns geschaffen hat | Von eime nichtesnichte | Zu griflicher gesichte.
Ebd.
20233
: Wir sullen irsten alle | [...] | Vor unses herren ougen | Griflich und entsebelich.
Pfefferl, Weigel. Gn. S.
54, 22
(um 1571
, Hs. 1615
): also ist der Mensch geordenet [...] in den leib, Geist vnd Seele, den sichtbaren greifflichen leib, hat er von den Ellementen.
Ebd.
66, 7
: der Eisserliche greiffliche leib ist eigendlich nicht der Mensch, ßundern nur ein Hauß oder werkhzeug, deß vnsichbaren Menschen.
Luther, WA
21, 232, 8
(1544
): Den andern sol es eitel greiffliche finsternis sein.
Ebd.
21, 293, 35
: das er [Christus] [...] nicht mehr wil gebunden sein on leiblich, sichtbar, greifflich, weltlich wesen, zeit, stete, raum.
Ebd.
41, 303, 16
(1535
): es feilet daran, das wir die grosse [...] herrligkeit, [...], mit leiblichen augen nicht sehen, Und greifflich nicht tappen.
Ebd.
46, 331, 31
(1538
): wie ich [...] aus diesem sterblichen leben jnn ein ander wesen trete, da jr mich nicht mehr anruͤrlich noch greifflich; Sondern mit dem Glauben erkennen und haben sollet.
Reissenberger, Väterb.
34315
(md.
, Hs. 14. Jh.
): Nu sich, ich bin ein menscheit, | Griflich vleisch und bein.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
16, 13
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): wann wir weder leben noch wesen noch gestalt [...] haben, nicht geist sein, nicht sichtig sein, nicht greiflich sein.
Gille u. a., M. Beheim
13, 36
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Cristi person wart auf ein punt also | unsichtig sichtig, unpegreiffenleichen | greiflich, entphintleich unenpfintlich da.
Mayer, Folz. Meisterl.
34, 385
(nobd.
, v. 1496
): So hat sich Got entnummen | War fleisch unnd plut volkummen | [...] | Ein gancz greifflich persane.
Schade, Sat. u. Pasqu.
1, 143, 615
(1542
): Er wirt ubr das noch kriegn fünf sinn | Daß er ja greiflich fülen kan, | Die pein.
Ruh, Bonaventura
330, 16
(oschwäb.
, 2. V. 15. Jh.
): der mensch [...] wiß, das der, den er lieb hatt, ist nit sichtig, nicht safftlich, nit hoͤrlich, nit griffenlich, nit schmeklich.
Luther, WA
48, 225, 12
; 49, 22, 6
; Drescher, Hartlieb. Caes.
379, 23
; Schweiz. Id.
2, 721
.2.
›kognitiv wahrnehmbar, erkennbar; für jedermann handgreiflich, offensichtlich, einsehbar, deutlich‹; vgl.
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14.Bedeutungsverwandte:
ansehelich
augenscheinlich
augensichtlich
klärlich
kund
kundlich
lautbrecht
offenbar
offenbarlich
offenlich
scheinbar
unverborgen
Belegblock:
Schöpper
31b
(Dortm.
1550
): Notum. Kundt offenbar offentlich offenbärlich scheinbar scheinbarlich lautbrecht clerlich greifflich augenscheinlich vor augen am tag kuͤndig kuͤndtlich wissentlich schein vnlaugbarlich vnhäling vnuerborgen ansehenlich augensichtlich.
Luther, WA
30, 2, 213, 33
(1530
): Dar umb ist dis aber mal ein gewis, greifflich zeichen, das der leidige teuffel sey.
Ebd.
41, 206, 22
(1535
): Jst das nicht greiffliche luͤgen und lesterung?
Ebd.
47, 395, 13
(1538
): Es ist gahr ein greifflicher irthumb, das ich gehn Rohm lauffen solte und vergebung der sunden holen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
220, 5397
(Magdeb.
1608
): Weil das Pferd so greifflich vnd grob | Nur erzalte sein eigen lob / | [...] | Vnd verschwieg alle missethat.
Buch Weinsb.
5, 118, 16
(rib.
, um 1560
): In guten sitten hab ich mich von jongs uff zimlich geubt und ohn ruhm geredt, nit boisen, unloblichen brauch van sitten an mir; mit gain, [...] essen, drinken reinlich, nit so griflich mit gruissen, winken.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
13, 21
(Frankf./M.
1563
): als ein verstorbener jungling seiner Mutter alle nacht sichtbar unnd greifflich / wie er geleibt und gelebt hat / sey vorkommen.
Chron. Nürnb.
5, 787, 18
(nobd.
, 1516
): und gemainer stat durch iro hantierung vor andern greiftlichen nutz pringen.
Sachs
20, 322, 4
(Nürnb.
1563
): Machomet in seim alcoran | Zeigt zwo grewffliche lügen an.
Chron. Augsb.
7, 136, 10
(schwäb.
, zu 1548
): obschon seine unerbare sachen offenbar und mercklich, ja greifflich.
Ebd.
496, 46
: Aus welichem ferner greiflich erscheint, daß die gůt reichsmüntz neben der auslendischen geringen, pösen müntz nit erhalten werden kan.
Luther, WA
30, 2, 372, 21
; 30, 2, 465, 8
; 47, 156, 3
; Schwäb. Wb.
3, 821
; Dief./Wü.
634
.