gnappen,
gnaben
(letzteres seltener), V.;
zu
mhd.
gnaben
›wackeln‹
(Lexer 1, 1041
; Schweiz. Id. 2, 666
; Dwb 4, 1, 5, 617
).1.
›mit den Gliedmaßen (Kopf oder Beinen) unkontrollierte, unfeste, unsichere Bewegungen verrichten, wanken, wackeln, hinken‹; ütr.: ›schwanken (in der Meinung)‹.Bedeutungsverwandte:
gampen
gnauken
hinken
schlipfen
schnappen
schütteln
schwanken
tappen
vacillieren
wanken
webern
wipfen
zappeln
Belegblock:
Schöpper
38a
(Dortm.
1550
): Vacillare. Schwancken dappen gnappen zappeln schlipffen.
Opel, Spittendorf
475, 32
(osächs.
, um 1480
): die schöppen wolden nicht sprechen, do gnapten sie sich underlangk in der vierherren dörntze.
Sachs
9, 527, 17
(Nürnb.
1559
): Und gnapt mit dem kopff hin und her | Und fing an uber-laut zu lachen.
Dasypodius
337r
(Straßb.
1536
): Gnappen mit den fuͤssen. Vacillare. Gnappen mit de͂ kopff. Nutare.
Barack, Zim. Chron.
1, 505, 19
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): Der curfürst von Menz het ain medicum [...], der hat mit seinem haupt vil gnabens und hin und wider schüttlens.
Rot
357
(Augsb.
1571
): Vacillirn, Wancken / hin vnnd her wipffen oder gnappen / mit den fuͤssen Webern / Ein weil das / ein weil diß woͤllen vnd fürnemen / nit auff einer meinung verharren vnd bleiben / wanckelmuͤttig sein.
Hulsius G iijv;
Martin/Lienhart
1, 264
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
151
; Schweiz. Id.
2, 666
; Schwäb. Wb.
3, 726
.2.
›eine bewußte Bewegung mit dem Kopf verrichten; mit dem Kopf (zustimmend) nicken; den Kopf demütig nach vorne beugen, sich verbeugen‹.Belegblock:
Euling, Kl. mhd. Erz.
777, 20
(nobd.
, E. 15. Jh.
): die hellischen swarczen altreyssen | von pucken und gnappen mochten sich bescheyssen.
Sachs
13, 310, 23
(Nürnb.
1557
): Last mir das ubrig von dem knaben | [...] | Der könig gnapt im mit dem haupt.
Bächtold, N. Manuel. Barb.
196, 1768
(Zürich
1526
): Es treit [...] mencher mörder, verräter und wicht | Ein kutten, [...] | Und kan in der selben schafskappen | So vil glissnens, buckens und gnappen, | Das man wänt, wie fromm und heilig er si.
3.
›hüpfen, springen, herumtanzen; (einen Körperteil) regelmäßig hin und her bewegen, um Aufsehen zu erregen; stolzieren‹.Bedeutungsverwandte:
gnippen
gumpen
streifeln
tanzen
Wortbildungen:
gnapper
Belegblock:
Voc. inc. teut. i viijv (
Speyer
um 1483
/4
): Gnappe͂ psilire i sursum saltare.
Fastnachtsp.
315, 21
(nobd.
, 1450
/94
): Man findet manchen jungen lappen | Der auf der gaßen get her gnappen.
Ebd.
383, 17
(v. 1494
): Dort gickes geckes awe gnoe, | Ein ander schlahens auf der trumpen; | Gnippen und gnappen, tanzen und gumpen | Treibt junk und alt.
Spanier, Murner. Narrenb.
44, 59
(Straßb.
1512
): Dann ist das gnappen ir erloubt | Mit dem arß vnd mit dem houpt, | Vnd gnipt vnd gnapt die zart vnd rein.
Ebd.
64, 7
: Man můß sich zů der herrschafft neigen | [...] | Vor dem tisch ston, gnippen gnappen, | Vnd stryflen im syn narren kappen.
Sappler, H. Kaufringer
30, 124
(schwäb.
, Hs. 1472
): der tanz haißt wol „der gnapper“. | die frawen gnappent als fast als die mann | baide oben und undan. | sie gnappent fast hin und herwider. | sie regent den ars und alle glider. | also sicht man sie gnappen gaun | und auf den füessen krumbs staun.
Harsdoerffer. Trichter
2, 144, 12
; Maaler
188r
; Henisch
1672
.4.
›wackeln (von Gegenständen)‹.Belegblock:
Sachs
9, 268, 22
(Nürnb.
1555
): Er allweil in hasenkopff stach | Und wolt ihn fürlegen dem abbt. | Im heben ihm das messer gnapt | [...] | Der hasenkopff ihm herab schoß.
Ebd.
22, 193, 24
(1563
): Der könig an das tischlein sas, | Das hin- und wider-gnappen was.
Sappler, H. Kaufringer
30, 63
(schwäb.
, Hs. 1472
): es [hüetlein] gnappet hindan auf dem haupt genot | und clebet da als ain rinderkot.