gerung,
die
;-Ø/–
.– Älteres Frnhd.; Texte religiösen (oft mystischen) und didaktischen Inhalts.
1.
›Wunsch, sehnliches Verlangen, Trachten, Begehren des religiösen Menschen nach einer engen, zum Teil mystischen Beziehung zu Gott oder (deutlich seltener:) des natürlichen Menschen nach einer säkularen Gegebenheit‹; vgl.
geren
(V.) 1; 2.Bedeutungsverwandte:
bewegung
fürtracht
gächt
gierde
gierheit
wille
geschmak
der
) 3.Syntagmen:
g. zu Christo haben, in got finden
; die g. nach jm
. (z. B. nach dem herren
) sein, auf got geneiget sein
; mit g. aufklimmen, das reich mit g. suchen
; die g. des fleisches / werkmannes / armes, der sele, der liebe
(letzteres genitivus objectivus); die fleischliche / geistliche / ganze / heilige g
.; das auge der g
.Belegblock:
Quint, Eckharts Pred.
2, 152, 1
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): ,herre, alliu mîniu gerunge ist vor dir und nâch dir‘.
Ebd.
344, 6
: Er meinet, daz allez unser leben, alliu unser gerunge alzemâle sî îngeslozzen und ûfgehangen und ûf got geneiget.
Ebd.
568, 7
: Swer wil gotvar werden, der sol ûfklimmen mit ganzer gerunge.
Strauch, Par. anime int.
107, 34
(thür.
, 14. Jh.
): daz andere, daz diz bihil wirke des wercmannis gerunge uf daz ende. also brengit di gnade di sele in Got.
Sievers, Oxf. Benedictinerr.
7, 16
(hess.
, 14. Jh.
): daz ubil bezzeren, Die gerunge des fleisches nit vollenbrengen, den eigenen willen haszen.
Schönbach, Adt. Pred.
22, 12
(osächs.
, 1. H. 14. Jh.
): erluchte min ouͤgen; nicht die ougen des vlisches sunder die ougen des geystes, der sin zvei: ein ouge der vorstantnisse und daz ander der gerunge.
Gille u. a., M. Beheim
158, 81
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Miten in disem posem gslecht, | mit welchem vleis und auch furtrecht | oder gerung und sneller gecht | wir dein reich seinen suchen.
Rieder, St. Georg. Pred.
17, 26
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): so kúndet Got dem mentschen inwendig alles daz im missevallet an im an sinen gedaͤnken, an gerung, an willen, an bewegung, und [...] an worten, an werchen und an sitten.
Ebd.
42, 26
: Dar nach wachset der girde hailikait. daz ist ain hailigú gerung der nit engeret wan únsers herren minne.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
179, 3
(moobd.
, 1473
/8
): Mein flech unnd auch gerunge | ist, das ir mich schickt zue den Chriechen dar.
Reissenberger, Väterb.
39086
; Fischer, Brun v. Schoneb.
8572
; 12185
; Strauch, a. a. O.
84, 12
; Eggers, Psalter
17, 2
; 41, 24
; Jostes, Eckhart
62, 13
; 80, 22
; Schönbach, a. a. O.
12, 42
; 23, 11
; Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
7a, 16
; Vetter, Pred. Taulers
268, 22
.‒
Vgl. ferner s. v. allertäglich
.2.
›sexuelles oder sonstiges niedriges Begehren‹; Spezialisierung zu 1; vgl.
geren
(V.) 2.Bedeutungsverwandte:
beger
begeren
das
) 1, belangen
der/das
) 1, gelust
1
lust
Belegblock:
Fischer, Brun v. Schoneb.
3269
(md.
, Hs. um 1400
): bi deme kerle uns bezeichent is | di groze sunde daz ist gewis, | bi den schun di bose gerunge.
Reissenberger, Väterb.
6086
(md.
, Hs. 14. Jh.
): Der [tuvel] der untugende phlit, | Und machet die gerunge also wit | Daz ir die sele niht wol mac | Gelosen ane schaden slac.
Donalies, Augsb. Bibelhs.
237, 3
(oschwäb.
, v. 1350
): ir sit vz dem vater / dem tivfel. vnd wolte ivres vaters / lerunge oder gervnge tun
[
lustLuther
1545, Joh. 8, 44: ].
Jaksche, Gundacker
384
(oobd.
, Hs. 1. H. 14. Jh.
): daz ich mein gerunge | also besnîden muͦz | daz mir immer unsuͦze | allerhande unchiusche sei.
Schülke, Geistl. Gemahelsch.
1281
(moobd.
, Hs. 15. Jh.
): Wer dez [meritum congrui] manung gehorsamet, | daz er der sunden gernung zamet.