daher,
Adv.;
daher
erscheint daneben als Glied verbaler Wortbildung; oft ist eine klare Trennung beider Funktionen nicht möglich.1.
Lokaladv. zum Ausdruck der Bewegungsrichtung eines Gegenstandes / einer Person / eines Ereignisses zu einer Bezugsgröße hin, die häufig mit dem Sprecherstandpunkt identisch ist: ›zu diesem Ort, dorthin; hierher, heran‹.Syntagmen:
d. faren / kommen / treten / wallen
.Belegblock:
Boon, St. Prätorius
54, 39
(Ülzen
1579
): Wenn aber aus Gôttlicher verhengnis ein fliegender storm vnversehender weise daher feret / vnd die grossen dicken bulgen / als zornige Walfische [...] vnd wollen das arme Schifflein gar verschlingen.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 317, 11
(Nürnb.
1631
): Als ein Knecht trett ich daher, | Fuͤr meins HErren Tische.
Roloff, Brant. Tsp.
114
(Straßb.
1554
): Nun kumpt fraw Tugendt selbs dahar | Bekümmert und betruͤbet gar.
Eschenloher. Medicus
9, 6
(Augsb.
1678
): indem sie ein so grossen Zulauff der auch von so gar weit entlegnen Oerther daher wallenden Christen gesehen.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 168, 4
; 1, 317, 11
; Sappler, H. Kaufringer
23, 144
; Moscouia
B 3r, 14
.2.
Lokaladv. zum Ausdruck der Bewegungsrichtung einer Person / eines Gegenstandes von einer Bezugsgröße weg: ›von diesem Ort, von dort‹; auch relativer Gebrauch.Syntagmen:
d. kommen
.Belegblock:
Rauwolf. Raiß
4, 13
([Lauingen
] 1582
): Samßtag den 23 Ritten wir biß gen Tusis, einen vralten Flecken den Grawpündtern zugehoͤrig / wellicher von den Alten Tuscis, daher die Rhetier anfaͤngklich inn diese Landsart kom͂en / den Namen behalten hat.
Qu. Brassó
5, 424, 35
(siebenb.
, 1611
): und sein also beide, der Türk und Batory, des Nochts auf und ziehn dorvon, doher sie kommen sein.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 173, 12
.3.
Lokaladv. zum Ausdruck des bloßen (oft richtungslosen und gleichförmigen) Verlaufs einer Bewegung oder Tätigkeit: ›einher‹.Syntagmen:
d. faren / fliessen / fliegen / gehen / ziehen
.Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Jer. 48, 40
(Wittenb.
1545
): Er fleugt daher / wie ein Adeler / vnd breitet seine fluͤgel aus vber Moab.
Ebd.
Micha 1, 8
: DAruber mus ich klagen vnd heulen / Jch mus beraubt vnd blos daher gehen.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 179, 7
(Nürnb.
1631
): O Zaͤhr, O Bach, O Fluß, O Meer, | O wie vile zaͤhr flossen daher, | So Maria vergossen?
Chron. Augsb.
9, 56, 33
(schwäb.
, 1544
/45
): ist der kaiser mit allem hör und legionibus, die Ungren anzugreiffen, doher getzogen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
16, 5
(mslow. inseldt.
, 1512
): Als die döbringer die wein gefurt haben, śey der Benko Walach [...] in der Golpach geweśen, vnnd als er geśehen hat, das śie mit den Wein daher fahren.
Luther. Hl. Schrifft.
Jer. 4, 13
; Chron. Augsb.
9, 58, 18
; Memminger Chron. Beschr.
23, 9
.‒
Vgl. ferner s. v. aufrichtig
4.4.
Temporaladv. zum Ausdruck der bloßen Dauer einer Handlung / eines Zustands oder einer Zeitspanne mit unbestimmtem Beginn, die meist bis zum Zeitpunkt des Sprechens oder einem anderen genannten Zeitpunkt reicht: ›bisher, bis jetzt, bis dahin‹.Belegblock:
Weise. Jugend-Lust
100, 6
(Leipzig
1684
): Ja diesen einzigen Fehler hat er an sich / daß er nun etliche Monat daher die laͤcherliche Impression bekommen / als waͤre er Poliarchus.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 3, 12
(whalem.
, 1484
): von ursach wegen, das si [die stat Múlhusen] lange zit dahar von der herschaft Oesterich, iren landvoͤgten und gewanten mengerlei unzimlicheit und gewaltsami erlitten.
Bernoulli, Basler Chron.
5, 100, 4
; UB Zug
937, 3
.5.
Kausaladv.: ›aus diesem Grund, deshalb, dadurch‹; auch relativer Gebrauch.Bedeutungsverwandte:
vgl. dadurch
dafür
dahero
darum
Belegblock:
v. Birken. Erzh. Österreich
65, 9
(Nürnb.
1668
): daher er [Rudolph] / als ein anderer Joseph / von seinen Bruͤdern und Befreundten angefeindet und verfolgt / aber dadurch nur naͤher zum Ehrenziel gefoͤrdert wurde.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
1v, 6
(Zürich
1521
): DIe wyl yetz zuͦr zyt die gantz welt zuͦ uffruͦr vn̄ krieg geneygt ist [...] / da har dan̄ grosser schad vn̄ übel.
M. Cunitia. Ur. Prop.
239, 37
; Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 232, 2
.6.
zum Ausdruck des Ursprungs von Sachverhalten: ›aus dieser Quelle; daraus abgeleitet, davon herkommend‹; Ütr. zu 2.Syntagmen:
d. erwachsen / kommen / ziehen
.Belegblock:
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
143, 12
(thür.
, 1474
): Eß enmagk auch dy gewonheyt der stat Pessenigk daher nicht geczogen werde.
Thür. Chron.
16v, 2
(Mühlh.
1599
): Daher sind erwachsen die Marggraffen von Meissen.
Barack, Zim. Chron.
1, 446, 1
.‒
Vgl. ferner s. v. abwaschen
1, ameise
.7.
zum Ausdruck der besonderen Gerichtetheit einer Handlung: ›zu diesem Sachverhalt‹; Ütr. zu 1.Belegblock:
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
212
(Nürnb.
1517
): Hierüber, wie man sagt, ist ein kunst des zauberns, die doch doher nichts dienet.