bellen,
V., unr. abl.;
vereinzelte Schreibungen mit
-i-
(Inf. und 3. Pl. Präs.), die für einen Stichwortansatz
billen
sprechen könnten, einfacher aber als Analogieschreibungen zur 2., 3. Sing. zu erklären sind;
zum Problem des etymologischen Zusammenhangs von
1
belle
›Schelle‹
und
bellen
(vom Hund) vgl. Dwb
1, 1451
, Oed s. v.
4
bell
, Wb. Ned. Taal
1, 1735
, Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 120
und s. auch Bed. 3.
1.
›bellen (von Hunden, Füchsen gesagt)‹.
Bedeutungsverwandte:
anbellen
,
bäfzen
,
belfern
,
greinen
(V., unr. abl.) 2,
heulen
 1,
1
kallen
 4,
muffen
 2.
Wortbildungen:
2
beller
,
bellung
1.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
4690
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
als die ruden bollen, | Daz sie des nicht irschrucken.
Apherdianus
142
(
Köln
1575
):
Welche hundt viel bellen / beissen selten.
Luther, WA
51, 651, 173
(
um 1535
):
Wo die hun̂de bellen / ists dorff nicht wust.
Gille u. a., M. Beheim
224, 12
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ir went, das got geneme sey | euer heülen und helsch geschrey | und hundes pellen.
Fastnachtsp.
528, 4
(
nobd.
,
v. 1494
):
Wenn der hunt scheißt, so kan er nit peln.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 707, 5
(
Nürnb.
1631
):
Man hoͤrt kein hund mehr billen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
5, 9, 6
(
Straßb.
1466
):
das ir wolt den schilt euwer gepett vorhaben
.
wider die bellenden hund.
Ebd.
7, 69, 4
Var. (Var.
Augsb.
1490
):
vnd ioch einer der ergillt
[Var. Sc:
pellet
]
nit wider dich.
Dasypodius
82r
(
Straßb.
1536
):
bellung, f. grannitus.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
1488
(
schwäb.
,
1453
):
Du tůst recht als ain hundt, der bilt.
Koller, Ref. Siegmunds
138, 27
(Hs.
n. 1462
):
die unschamhafftigen hunde, die nit konnen bellen und haben liep den slaffe.
Henisch
274
(
Augsb.
1616
):
Bellen / schreyen wie ein Fuchs / befftzen.
Ebd.
275
:
Beller / canis. [...]. Pr. Dem bellenden Hund verehr ein brot / So hat man fuͤr seinem zorn kein not. [...] Ein dieb lest deß stelen nicht / so wenig als der Hund das bellen. [...]. Es bellet kein alter Hund / er weist etwas. Es schadet nicht das die Hunde bellen / wenn sie nur nicht beissen. Es ligt nicht an der Hunden bellen / daß die Pferde hincken.
Ebd.
381
:
Wenn ein Hund pelfert / so billet der ander wider.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
72
(
Genf
1636
):
Bellerlein / n. Vn petit chien.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
234, 22
(
oobd.
,
1349
/
50
):
aber die merhund pellent niht, si hûchent neur mit den mäulern.
Klein, Oswald
117, 32
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
greint als ain hund | an ainer lammen, der da billt zu aller stund.
Gereke, Seifrits Alex.
2076
(
oobd.
, Hs.
1466
):
wist ir nit das ain hundt | der vil pild zu aller stundt, | ist unnucz.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4019
;
J. W. von Cube. Hortus
99, 12
;
Vetter, Pred. Taulers
405, 11
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
99, 180
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
917, 7
;
Barack, Zim. Chron.
3, 382, 35
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
490, 8
;
Maaler
49r
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
72
;
Hulsius
B jr
.
Vgl. ferner s. v.
1
alt
 15.
2.
›laut, unartikuliert, feindselig gegen jn. / etw. agieren, schreien, keifen, eifern, zanken‹; ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
brummen
,
grannen
,
grienen
,
heulen
 2,
kiefen
,
2
kreisen
,
murmurieren
,
murren
 3,
schelten
,
schnerzen
,
schreien
,
tosen
,
wiederreden
,
wiederschnellen
.
Syntagmen:
etw. hinter dem ofen herfür b., wiederstreit b
.;
wieder etw. / jn
. (z. B.
den prediger
)
b., von der messe / guten werken b
.;
mauchelig b
.;
wie ein hund b
.;
bellende stimme
;
b
. (subst.)
der weibe
.
Wortbildungen:
bellung
2.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb.
8864
(
md.
, Hs.
um 1400
):
der haz ist hart sam di helle, | ich enruche wer da wider belle.
Anderson u. a., Flugschrr.
12, 9, 33
(
Wittenb.
1522
):
Wirdestu [...] alßo mauchellich pelle͂ vñ nach rede͂ / Solstu wissen / das ich nit sweige͂ wil.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 627, 4
(
Leipzig
1537
):
Wie sehr das fleisch dar wider bilt, | Ach Herr richt du die wege mein.
Thiele, Minner. II,
13, 118
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
die ungedruwen, argen juden; | sie bellen widerstrit, | als in eym hoff eyns richen meyers ruͤden.
Bihlmeyer, Seuse
463, 12
(
alem.
,
14. Jh.
):
da ir nút múgent bissen, da bellent aber!
Lemmer, Brant. Narrensch.
69, 5
(
Basel
1494
):
Wie yeder vor dem wald jn byltt | Des glich jm allzyt widerhyltt.
Pfeiffer-Belli, Murner im Glaubensk.
2, 7, 13
(
Luzern
1526
):
Argument die Vlrich Zwingly [...] hinder dem offen für har gebollen hat.
Meisen u. a., J. Eck
25, 12
(
Ingolst.
1526
):
ewer ketzerisch predicantenn [...] wider fasten, feiern etc der heyligen christenlichen sacrament [...] pillent wie die hundt.
Henisch
275
(
Augsb.
1616
):
Ich rede oder belle auß keinem Hundskopff.
Klein, Oswald
18, 104
(
oobd.
,
1431
/
2
):
auch fürcht ich ser elicher weibe bellen.
Fischer, a. a. O.
7389
;
Lappenberg, Fleming. Ged.
384, 16
;
Luther, WA
30, 3, 522, 11
;
Sachs
17, 66, 26
;
Bihlmeyer, a. a. O.
61, 11
;
Barack, Teufels Netz
1600
Var.;
Goedeke, P. Gengenb.
124, 275
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
69, 35
;
Wickram
4, 14, 34
;
Lauater. Gespaͤnste
14v, 5
;
Klein, a. a. O.
72, 17
;
Alberus
x iiijv
;
Schwartzenbach
l vr
;
Rot
330
;
Dietz, Wb. Luther
1, 253
;
Schweiz. Id.
4, 1158
.
3.
›erschallen, laut tönen‹; semantisch wohl Beeinflussung von
1
bel
, formal aber zum unregelmäßigen Verb
bellen
.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb.
13100
(
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Zuhant ez wider billet | Als ein gedone in der smide.