auswarten,
V.
1.
›etw. abwarten; etw. überstehen, längere Zeit aushalten, durchhalten‹.Bedeutungsverwandte:
ausstehen
erharren
anheben
anherten
ausleiden
Syntagmen
mit Akk.: jn. a., den ausspruch / befel, das gefängnis / gedinge, die predigt a.
; mit Gen.: der besuchung, des gerichtes / reichstages / rechtens / schlammes / strausses a.
; mit Dat.: dem recht
(›Prozeß‹) / streit / wunder a.
; um zins a.
Wortbildungen:
auswartung
Belegblock:
Chron. Magdeb.
2, 47, 5
(nrddt.
, 1565
/6
): daselbst auch sein gefengnis ausgewartet bis zu ende der belagerungk.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
215, 24
(nobd.
, n. 1525
): den ausspruch, wie der hindersetzt [...] ist, auswarten und ewer zusag [...] volg tun wöllend.
Sachs
17, 176, 5
(Nürnb.
1554
): Ich kam zu eim seltzamen strauß, | Deß must ich gleich gar warten auß.
Tittmann, Schausp.
16
. Jh. Krüger 70, 275 (o. O. 1580
): Wiltu so sten bei unserm haufen? | wart aus und hilfs zum ende bringen.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 155, 11
(halem.
, n. 1529
): unser kristus hat richeren seklen ussgewartet, weder du in der fust hast.
Sachs
17, 174, 5
; Rintelen, B. Walther
24, 9
Var.; Raabe, Wortsch. Murner
2, 65
; Dietz, Wb. Luther
192
; Rwb
1, 1133
; Preuss. Wb. (Z) 1, 344;
Schwäb. Wb.
1, 534
.2.
›sich um jn. (meist: einen Kranken) kümmern, jn. versorgen, pflegen‹.Bedeutungsverwandte:
pflegen
warten
abwarten
1
achten
achthaben
ammen
annemen
arzeten
aufgeammen
aufbringen
Syntagmen:
jn.
(z. B. den kranken / herren, die leute
) / js.
(z. B. des kranken, der leute
) / jm.
(z. B. den leuten
) a.
Wortbildungen:
auswarte
die
) ›Pflege, Fürsorge‹; auswarterin.
Belegblock:
˹Als Ironie:
Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 48, 34
(rhfrk.
1523
): wann sie schon noch so viel lant und leut hetten, sie künten ir wol außwarten und teglich neu schatzung fürnemen.
˺
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 118, 13
(Mainz
1605
): Die [Maria] wolte sie begrůssen, | Vnd warten jhrer [Elisabeth] auß.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
11, 10
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): Für alles we und ungemach mein heilsame erzenei, gotes dienerin, meines willens pflegerin, meines leibes auswarterin [...] was sie unverdrossen.
Gille u. a., M. Beheim
111, 303
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Als dy juncfraw in diser frist | des erst unsern hern Jhesu Crist | hy selber auss waz warten, | Also waz sy im selb her naͮch | all wegen auss warten und ach | selber säugen, den zarten, | Baden, wischen und eczen, | wikeln, wiegen.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
285, 1
(schwäb.
, 1392
): ein maͤd und dienerin, diu der siechen und kranker lút phlegen und uzwarten sol.
Chron. Augsb.
8, 208, 15
(schwäb.
, zu 1563
): ist ir man und auch ir muͤtter bei ir gewesen und haben ir in der stubena usgewart.
Bauer, Imitatio Haller
91, 5
(tir.
, 1466
): Es ist vil pesser verpargen czue sein vnd im selbs auswarten vnd vmb sich selbs sargen.
Chron. Augsb.
8, 56, 2
; Fischer, Eunuchus d. Terenz
27
; Turmair
4, 435, 24
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
112, 19
; Rwb
1, 1133
; Preuss. Wb. (Z) 1, 344;
Schwäb. Wb.
1, 534
; 6, 1572
; Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 479
.3.
›(einer Verpflichtung, Aufgabe, freiwilligen oder auferlegten Tätigkeit) mit Ernst nachgehen; (ein Amt) versehen, etw. ausüben, e. S. obliegen, etw. eifrig betreiben, verrichten‹.Phraseme:
dem maul auswarten
; die zunge auf schlek auswarten
, jeweils: ›auf gutes Essen und Trinken bedacht sein‹.Bedeutungsverwandte:
folge tun
nachgehen
nachkommen
volbringen
ob sein
abwarten
achterwaren
administrieren
ampten
1
anliegen
annemen
ausrichten
ausüben
ausstehen
Syntagmen
in ungefähr gleicher Häufigkeit mit Akk., Gen., Dat.: die arbeit / lerzeit / wache, das ampt / recht a.
; des amptes / betens / lesens / gerichtes / rechten / gottesdienstes / handwerks a.
; dem ampt
(mehrfach) /geschäft / dienst / gericht / regiment a.
Wortbildungen:
auswarter.
Belegblock:
Lohmeyer, K. v. Nostitz
179, 8
(preuß.
, 1578
): dieweil Schalichius fluchtig worden, das rechte nicht außgewartte.
Luther, WA
32, 69, 21
(1530
): warumb wolt denn ich verzweyfeleter boswicht nicht vleyssig drinn [stand] sein und trewlich des selbigen auswarten?
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. III,
727
(osächs.
, 1607
): Bleibt Ihr so in der Ortnung stehen | Mi(e)tt Eu[r]er Rustung vor dem Thor | Vnnd wardt die Wache auss wie vor.
Chron. Nürnb.
2, 335, 5
(nobd.
, 1450
): daz die ratherrn des ratz und gerichtz nit fleißig außwarten.
Ebd.
5, 797, 21
(1516
): darein sie zuer zeit der notturft zusam kumen und alda irem ampt außwarten mogen.
Ebd.
811, 26
: damit er dieses ampt dester vleißiger mug außwarten.
Sachs
17, 173, 29
(Nürnb.
1554
): Wiewol du bist zum tragen faul, | Kanst wol außwarten deinem maul, | Ist an deim grossen arsch wol schein.
Müller, Handel Paumgartner
262, 20
(nobd.
, 1563
): Wer aber in der ernet schlefft | Und nicht außwartet seim geschefft.
Jaspers, St. v. Landskron
73r, 25
(Augsb.
1484
): ode’ jrẽ dienst ob jr arbeit nit treülich vñ fleissiklich außwartẽ.
Goldammer, Paracelsus.
2, 89, 24
(1530
/5
): der sein zungen zu fast auf schleck auswarten zeucht, der vergißt der armen.
Turmair
4, 42, 29
(moobd.
, 1522
/33
): Prelaten [...] solten [...] des gotsdienst mitsambt iren geistlichen brüedern ausswarten.
Ebd.
105, 12
: Warteten dem gotsdienst auß, verrichteten alle geistliche ämpter.
Ebd.
5, 313, 3
: das die pischof [...] nur irs petens und lesens auswarteten.
Mell u. a., Steir. Taid.
8, 26
(m/soobd.
, 1523
; Hs. 1546
): sollen [...] die gedachten verweser [...] iren ambtern [...] auswarten.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
164, 4
(smoobd.
, 1585
): sambt denjenigen, so ires handwerchs auf würchenlohn auswarten und geniessen.
Schöpper
95a
; Eis, Gottfr. Pelzb.
70, 25
; Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 35, 7
; Chron. Nürnb.
5, 519, 6
; Baumann, Bauernkr. Rotenb.
291, 23
; Sachs
10, 171, 8
; Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 27, 35
; 55, 16
; 151, 17
; Merk, Stadtr. Neuenb.
110, 21
; Chron. Augsb.
2, 407, 22
/24; 7, 88, 2
; Rauwolf. Raiß
29, 14
; Uhlirz, Qu. Wien
2, 3, 259a, 32
; Turmair
4, 912, 18
; 5, 33, 26
; 46, 15
; 103, 26
; Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 198, 10
; Siegel u. a., a. a. O.
268, 28
; Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
26, 29
; Piirainen, Stadtr. Kremnitz
112
; Rwb
1, 1032
; 1133
/4; Preuss. Wb. (Z) 1, 344;
Schwäb. Wb.
1, 534
.4.
›an etw. teilnehmen‹.Bedeutungsverwandte:
beiwonen
Syntagmen:
dem gericht / reichstag a.
Belegblock:
Chron. Augsb.
7, 358, 22
(schwäb.
, zu 1559
): andere stend mer, so dem reichstag ausgewart haben.
Rwb
1, 1133
; Schwäb. Wb.
1, 534
.