anstand,
der
;-(e)s/-(e)
+ Uml.1.
›Antritt eines Amtes, Anstellung, Bestallung von jm.‹; vgl.
anstehen
5.Belegblock:
Roder, Stadtr. Villingen
189, 21
(önalem.
, 1592
): das soll er vor seinem anstandt eröffnen und nit verhalten.
Zingerle, Inventare
113a, 10
(tir.
/vorarlb.
, 1487
): die hab, [...] aufgeschriben zu seinem anstandt als angeendem phleger.
Winter, Nöst. Weist.
3, 562, 29
(moobd.
, 1539
): welche richter und rathsgeschwornen dann iedesmahls in irer erwehlung oder anstant [...] gewonlich pflicht thuen soll.
Merk, Stadtr. Neuenb.
172, 8
; Bad. Wb.
1, 61
; Schweiz. Id.
11, 975
; Rwb
1, 736
.2.
›Erwartungshaltung, hoffnungsvolle Zuversicht‹; vgl. am ehesten anstehen
7 (aber ohne die negative Wertkomponente).Belegblock:
Winter, Nöst. Weist.
1, 146, 11
(moobd.
, 1560
): so hab er in gegen der welt püest und gegen gott seinen anstant.
3.
›sich bietende Gelegenheit‹, darunter: ›Heiratsgelegenheit‹; zu letzterem metonymisch: ›Bräutigam‹.Belegblock:
Rennefahrt, Gebiet Bern
773, 12
(halem.
, 1570
): das die frömbden metzger und veechkhöüfer [...] allerley gehürnt und ander veech ... in großer mercklicher anzal uf ein anstand khomlicher abfuͤrung von den landlüten hin und wider by den hüseren, in den weyden und bergen [...] ufkhouft.
Bad. Wb.
1, 62
; Schwäb. Wb.
1, 266
; Rwb
1, 736
.4.
›Unterbrechung von Auseinandersetzungen, meist von Kriegen‹, dann speziell (und am häufigsten belegt): ›Waffenstillstand‹, z. T. fließender Übergang zu ›Friede‹, teils im Unterschied dazu; vgl. am ehesten
anstehen
8.Bedeutungsverwandte:
aufschlag
friede
friedstand
vertrag
anstal
Syntagmen:
den a. abkündigen / begeren / bekräftigen / beschliessen / beteidingen / geben / haben / halten / machen / tun / willigen; in einen a. verwilligen
; a. sein aus
; a. bis
[..., Angabe eines Zeitpunktes] / auf
[..., Angabe der Dauer oder eines Zeitpunktes]; friedlicher / kurzer a.
Wortbildungen:
anstandsjar
anstandvertrag.
Belegblock:
Chron. Magdeb.
2, 12, 19
(nrddt.
, 1565
/6
): das der Keiser der Religionssachen einen anstandt willigte bis uf ein Concilium.
Buch Weinsb.
4, 7, 2
(rib.
, 1588
): handelten die gulische und bergsche rete [...] umb den friden oder ehe einen anstant zu machen.
Sachs
12, 284, 12
(Nürnb.
1554
): weil man ein anstant | Deß frieds
[gen. explicativus]
hat gmacht auff dreissig tag. Ebd.
290, 5
: Morgen so ist der anstant auß; | So werd wir wider führen nauß | Das heer und auch ein feldschlacht than.
v. Birken. Erzh. Österreich
73b, 44
(Nürnb.
1668
): Nach verfliessung der drey Anstandsjahre / gienge A. 1272 der Laͤrmen wieder an.
Barack, Zim. Chron.
1, 522, 20
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): das entzwüschen ime, [...] und dem könig [...] ain anstand uf siben jar [...] beschlossen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
214, 16
(schwäb.
, v. 1542
): alß sy sich zum sturm haben gerust, da ist ayn frid und anstand außgeschrien worden 10 monet.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
185, 17
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): wan yederman het guetten trost gehabt, es wurd in dem anstannd frid gemacht.
Turmair
5, 98, 23
(moobd.
, 1522
/33
): Do solchs in Saxen herzog Pipin und herzog Hutel vernamen, stiessen si ain anstand des kriegs mit den unglaubigen Saxen an.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
183, 35
(smoobd.
, 17. Jh.
): so soll man dem clager seines ersten rechten ingedenk sein und daß recht soll an heut seinen instant
[W:
anstand (16. Jh.)]
haben. Chron. Magdeb.
2, 15, 5
; Sachs
16, 341, 29
; 343, 12
; Baumann, Bauernkr. Rotenb.
144, 34
; v. Birken. a. a. O.
69a, 8
; 73b, 21
; Bernoulli, Basler Chron.
6, 211, 11
; 220, 31
; V. Anshelm. Berner Chron.
1, 68, 10
; 5, 177, 11
; 6, 246, 27
; Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
441
; Chron. Augsb.
8, 73, 13
; Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 197a, 47
; Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
245, 24
; Grossmann, a. a. O.
74, 40
; 131, 34
; 167, 23
; Turmair
1, 395, 30
; 4, 288, 5
; Dietz, Wb. Luther
1, 102
; Preuss. Wb. (Z)
1, 180
; Schwäb. Wb.
1, 266
; Maaler
27r
; Ulner
48
; Rwb
1, 736
; Schweiz. Id.
11, 976
; Haltaus
43
.5.
›Verzug, Aufschub, Verzögerung von etw.; Säumigkeit (als Haltung)‹; vgl.
anstehen
8.Bedeutungsverwandte:
aufschub
moratorium
verhaltung
verzug
anstal
anstel
Belegblock:
Gille u. a., M. Beheim
447, 293
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Ach mensch, dich wend, | wo du in sunden piste. | hastu gehaben pos anstend, | so pesser dich in diser friste.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
357
(Zürich
1560
): darauf ein yeder gaͤb sin radt | Wie wir die sachen nemmind zhand | fürhin ist nit guͦt kein anstand.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
502, 17
(m/soobd.
, 1582
): haußarbeit so bißweilen anstant erleiden.
Heidegger. Mythoscopia
15, 4
; Winter, Nöst. Weist.
3, 729, 14
; Schwartzenbach
C ijv
; Rwb
1, 736
.6.
›Interregnum‹.Belegblock:
Maaler
27r
(Zürich
1561
): Anstand eines regiments. Ruͦw vnnd ledigkeit deß künigklichen stuͦls: das ist / die zeyt zwüschen dem tod eines königs vnnd der erwellung eines anderen: Interregnum: Wirt für eine yede der ordenlichen Oberkeit ledige zeyt gebraucht. Interregnum.
Rwb
1, 736
.7.
›Beschwerde‹; vgl. am ehesten
anstehen
14.Bedeutungsverwandte:
vgl. abklage
Belegblock:
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
365, 38
(halem.
, 1795
): daß die obwaltenden Anstände des Landes, welche von einer ehrenden Landes-Commißion abgefaßt und dato von Herrn Major Künzli, als Vorsteher abgelesen worden.