acker,
der
;
-s/-Ø
, vereinzelt
-e
, jeweils + Umlaut.
1.
›landwirtschaftlich genutztes Pflugland, Ackerland‹; offen zu 2; vor allem bei den unten aufgeführten Wortbildungen sowie bei den lexikalisierten Komposita oft keine klare Zuordnungsmöglichkeit zu
acker
1 bzw. 2. In vielen Belegen, insbesondere der Mystik, metaphorische Verwendung, vor allem für die Menschheit Christi, aber auch für die Philosophie, die Welt schlechthin usw.
Bedeutungsverwandte:
feld
,
land
 4 (mehrmals); vgl.
ackerfeld
 1,
ackerland
 1; oft in einem Orientierungsfeld mit
garten
(
der
),
wald
,
weide
,
wiese
,
wasser
und anderen Ausdrücken für Kulturland.
Syntagmen:
den a. arbeiten / bauen
(häufig)/
säen / innehaben / geben
;
jm. die ä. ausmarken / austeilen / zuordnen
;
wüster / magerer / dürrer / ebener / feuchter / wasserreicher / fruchtbarer / guter /
(ütr.:
edler / werter
)
a.
;
morgen
(oder andere Maße)
ackers, lilie des a.
;
a. der weisheit / der menschheit Christi / der walstat.
Wortbildungen
ackerarbeit
(dazu bdv.:
feldarbeit
),
ackerfurche
,
ackerkauf
,
ackerkraut
,
ackertünge
›Felddung‹;
ackerbrachen
›pflügen‹,
ackerbrechung
›Pflügung‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp.
184 a, 4
(Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
SWer lant oder acker bůwet oder seit vor der tit.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
133
c, 6 (
thür.
,
1421
):
fremder lewte zu on gezogen waren, die den acker arbeiten wolden, unde die Dorynge noch den besten acker ynne hatten.
Luther. Hl. Schrifft. Jer.
13, 27
(
Wittenb.
1545
):
ich habe gesehen deinne Ehebrecherey / deine Geilheit / dein vreche Hurerey / ja deine Grewel / beide auff Hügeln vnd auff Eckern.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 315, 13
(
nobd.
,
um 1428
):
achtzehen morgen guts ackers.
Koller, Reichsreg. Albr. II
268, 31
(
oobd.
,
1438
/
9
):
so gebieten wir euch [...] daz yr dan den vorgenanten herczog Adolff daz egenant herczogtum [...] myt alle seynen eren, [...] welden, wyͤsen, akkeren, velden, [...] gnedichlichen geben.
˹Ütr.: Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt.
13, 38
(
osächs.
,
1343
):
Abir der ackir ist di werlt.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
26, 20
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Philosophia, acker der weisheit, in zwirch und in leng.
Quint, Eckharts Pred.
2, 439, 1
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
diu hôchgelobete menscheit Jêsû Kristî [...] daz ist der edelste acker, der von erde ie geschaffen wart.
˺
Ebd.
439, 4
;
444, 9
;
Quint, Eckharts Trakt.
110, 7
;
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
18081
;
Gerhard, Hist. alde e
56
;
Bechstein, a. a. O. Mt.
6, 28
;
Luther, a. a. O. Amos
7, 17
;
Leman, Kulm. Recht
5, 23, 45
;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
372
;
Strauch, Schürebrand
31, 7
;
Vetter, Pred. Taulers
10, 35
;
Hauber, UB Heiligkr.
2, 75, 8
;
Koller, a. a. O.
209, 14
;
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 872, 18
;
1686, 16
;
Mell, Steir. Weinbergr.
121, 4
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
105, 12
;
Dasypodius
115 v
;
287 v
;
Serranus
5 r
;
Maaler
11 r
;
Schöpper
76 b
;
77a
;
Hulsius
4 v
;
Henisch
15
;
Diefenbach
19 b
;
Rwb
1, 419
.
2.
›einzelnes, landwirtschaftlich genutztes Stück Land, Feld‹, oft im gleichen Orientierungsfeld wie unter 1 angegeben; vereinzelt in metaphorischer und bildlicher Verwendung.
Phraseme:
Die präp. Verbindung
zu
(auch
ze
)
acker gehen / faren
steht nicht nur in der wörtlichen Bedeutung, sondern auch phraseologisch für ›auf dem Feld arbeiten‹ und spezialisiert für ›pflügen‹ (zur Wortgeographie von
pflügen
vgl. Dwa
8,
K. 5).
Bedeutungsverwandte:
artland
,
feld
(mehrmals),
grund
 6 ›Grundstück‹; vgl.
ackerfeld
 2,
ackerstat
.
Syntagmen:
den a. bauen
(häufig) /
besäen / brachen / düngen / misten / jäten / pflügen / räumen / verwüsten / zubereiten
;
a.
(Subj.)
tragen korn / grosse nutzung
;
a. liegen in der almende
;
im a. graben / krauten
;
schätze im a. verbergen
;
gegen a. aus sein
›auf dem Feld sein‹;
gemeiner / zehntfreier / zinsbarer a.
Wortbildungen:
ackerregister
;
ackergehen
; verdeutlichend:
ackerstük.
Die präp. Verbindung
zu
(auch
ze
)
acker gehen / faren
steht nicht nur in der wörtlichen Bedeutung, sondern auch phraseologisch für ›auf dem Feld arbeiten‹ und spezialisiert für ›pflügen‹ (zur Wortgeographie von
pflügen
vgl. Dwa
8,
K. 5).

Belegblock:

Rudolph, Qu. Trier
194, 4
(
mosfrk.
,
1593
/
4
):
Es soll niemand dem andern [...] auf acker, wiesen, felder, baumgarten noch in oder über eines andern grund wider seinen willen gehen.
Vetter, Pred. Taulers
398, 18
(
els.
,
14. Jh.
):
wenne ein garte oder ein acker geeget wurt von dem unkrute.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 267, 19
(
Hagenau
1534
):
Wer schweygt daß man yhm vertrawet. Thůt baß denn der ein acker bawet.
Koller, Ref. Siegmunds
159, 4
(Hs. P ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Es mag oͮch ein priester haben sin vihe bescheydenlich oder ein wisen oder wingarten oder ein acker erberlich buwen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
101, 25
(
halem.
,
1562
/
4
):
Ob aber ainer uf ainem ackher die zechende zal nit erfüllen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 755, 37
(
schwäb.
,
v. 1580
):
Ist es aber ain hawß, niempt man ain spon uß ainer sul, von ainem acker ain schöllen, von wisen ain wasen, darnach soll der aman vor dem pfandhoff stohn und zum erstenmal rieffen.
˹Ütr./bildl.: Schönbach, Adt. Pred.
29, 38
(
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
in disen akker sante er zwelef ochsen, daz waren die zwelf apostolen die disen phluch ziehen ob den akker, daz ist die den cristen gelouben lerten und predigten ober al die werlt.
Jostes, Eckhart
89, 19
(
14. Jh.
):
Diz reich der himel ist gleich eim schatz, der verborgen ist in eim aker. Diser aker daz ist di sele; in der verborgen ligt der schatz gotlichs reichtůms.
˺
Quint, Eckharts Trakt.
113, 11
;
Lohmeyer, K. v. Nostitz
24, 17
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
1, 24
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt.
13, 44
;
Kollnig, Weist. Schriesheim
129, 12
;
Fastnachtsp.
610, 2
;
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
139, 36
;
Gille u. a., M. Beheim
137, 77
;
429, 95
;
Mayer, Folz. Meisterl.
49, 4
;
Päpke, Marienl. Wernher
5248
;
Wiessner, Wittenw. Ring.
1414
;
Welti, Stadtr. Bern
127, 6
;
669, 3
;
Hauber, UB Heiligkr.
2, 630, 14
;
Sappler, H. Kaufringer
12, 117
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
2, 21, 34
;
445, 17
;
813, 13
;
867, 22
;
Gehring, a. a. O.
3, 25, 39
;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
54, 33
;
Maaler
11 r
;
Schöpper
76 b
;
Henisch
15
;
Harsdoerffer. Trichter
3, 118
;
Schwäb. Wb.
1, 96
f.;
Rwb
1, 419
;
Müller, Basler Ma.
1953, 138
.
3.
›Kampfplatz‹; an 2 anzuschließen;
vgl.
ackerfart
.
Bedeutungsverwandte:
plan
 2.
Syntagmen:
mit jm. zu a. gehen
›jm. auf den Leib rücken, mit jm. kämpfen‹.

Belegblock:

Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
313, 7
(
moobd.
,
1473
/
78
):
des warff in Margaritan schnell auf den acker.
Turmair
4, 983, 21
(
moobd.
,
1522
/
33
):
Dieweil also am Rein und der Thonau kaiser Maximianus mit den Teutschen zu acker gieng.
4.
eine Längenmaßeinheit; anzuschließen an 2. Eine generelle Größenangabe ist nicht möglich.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
ackerlänge
.

Belegblock:

Kisch, Leipz. Schöffenspr.
467, 4
(
osächs.
,
1523
/
4
):
Ein Magdeburgisch meil ist LX acker lang, und ein acker ist LX ruten lang, und ein rute ist VIII halber ellen lang.
Hajek, Gůte spise
14
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
siede denne die selben wirtz gein eime acker lanc hin vnd wider
(= solange, wie man Zeit benötigt, die Länge von einem ‚Acker‘ hin und wieder zurück zu gehen, hier also ütr. auf die Zeitdauer).
Mell u. a., Steir. Taid.
153, 35
(
smoobd.
, Hs.
1629
/
43
):
so sol nun der [...] ime
[Ehebrecher]
die hend auf den ruggen pünten [...] und darnach ainen ackher lang hinaustragen und daselbst niderlegen.
Kisch, a. a. O.
352,
Anm. 3;
Pfälz. Wb.
1, 128
.
5.
eine Flächenmaßeinheit; anzuschließen an 2; auch zur Bezeichnung der Größe von Waldstücken, Wiesen usw. verwendet. Die Größenangaben sind regional verschieden, ursprünglich war die Größe nach der täglichen Pflugleistung bestimmt.
Bedeutungsverwandte:
mansmad
; vgl.
ackerland
 2.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
50, 39
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Fumf rutten breit und sechzig lang wirdet fur einen acker gerechent. Ein pflug kann einen tag einen acker [...] wohl pflügen.
Mon. Boica, NF.
1, 562, 24
(
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
von eynem acker weingarten.
Rennefahrt, Statut. Saanen
269, 6
(
halem.
,
1641
):
desglichen mag einer uf einen acher oder mansmad ein wer roß thůn.
Ermisch, a. a. O.
51, 21
;
64, 24
;
Rennefahrt, a. a. O.
335, 23
;
Rwb
1, 420
.