abkommen,
V., unr. abl.;
das Bedeutungsfeld weist semantische Parallelen zu demjenigen von abgehen
auf (s. d.).1.
›entkommen, davonkommen, entfliehen‹.Belegblock:
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
714, 26
(thür.
, 1421
): unde worden do geslagin unde gefangin, das ir wenigk abe qwam.
Chron. Strassb.
2, 659, 34
(els.
, A. 15. Jh.
): des bischofes gesinde kam alles zů fůße abe.
Dietz, Wb. Luther
20a
.2.
›herunter-, herabkommen (von Personen)‹; ›ab-, herabfallen (von Sachen)‹.Bedeutungsverwandte:
abfaren
Belegblock:
Kehrein, Kath. Gesangb. III,
79, 2
(Köln
1583
): Vom hohen Himel ein Engel abkame.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
96, 23
(Frankf.
1535
): der nagel fellet ab on schaden / also das darnach bald geweschen werde die zehe mit frischer laugen / so der nagel abkommet.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
209v
, 7 (Hs. ˹nalem.
, um 1400
˺): So das har ab kume.
3.
›aus einem Amt ausscheiden, von einem Amt abtreten, den Dienst beenden‹.Belegblock:
Opel, Spittendorf
90, 12
(osächs.
, um 1480
): das die obgerurten bornmeistere bynnen den nehsten virzcen tagen nach yrem abekomen [...] rechinschafft thun.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
126, 9
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Dem abkomen bischolff [...] soldt man lassen Titmannikh.
Loose, Tuchers Haushaltb.
163, 33
; Welti, Stadtr. Bern
490, 24
.4.
›die Flinte losbrennen, schießen‹.Belegblock:
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
172, 18
(Bamb.
1507
): armprust, ee vnd er recht anschlecht vnd abkuͤmpt, vnd scheusset also yemant zu tode.
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
146, 17
.5.
›von etw. herkommen, ausgehen, kommen, verursacht werden, sich von etw. herleiten; von jm. abstammen‹.Belegblock:
Herborn u. a., Rechn. Jülich
103, 5
(rib.
/snfrk.
, 1398
/9
): dae die su(m)me vand(er) tzy(m)meruncge(n) afkompt van dageloen der steynmetze(r) ind up(er)kneicht ind va(n) allen sache(n) ind gereitschaff.
Schmitz, Schiltb.
188, 9
(Frankf.
1597
): Bossen [...] welche alle von diesen Schiltbůrgern abkommen.
Vetter, Pred. Taulers
297, 23
(els.
, 1359
): schade der dannan ab kumet.
Welti, Urk. Rheinfelden
487, 14
(halem.
, 1516
): so ein jegklicher blům nach syner art abkombt vnd ingebracht wurdet.
Vetter, a. a. O.
195, 21
; Schwäb. Wb.
1, 35
.6.
›jn./etw. loswerden, von jm./etw. (der/das einem lästig ist) freiwerden, e. S. überhoben werden‹.Vorw. obd.
Bedeutungsverwandte:
one werden
Syntagmen:
des kindes / weibes / volkes / lebens / unflats, der sünde / beschwerde / sorge / schuld / schande, der deutschen a.
; durchgehend mit Gen. der P. oder der S.Belegblock:
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
125, 4
(rhfrk.
, um 1435
): das ich diesser grosser [...] schande [...] abeqweme.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
157, 1
(Bamb.
1507
): weyber, so jr kinder, vmb das sie der abkumen, in verdligkeyt von jn legen.
Roloff, Brant. Tsp.
1316
(Straßb.
1554
): Disen brieff ich gern empfangen hab | Damit khum ich des jünglings ab.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp.
216, 1680
(osächs.
, 1607
): das[s] Ich des Lebens(s) nur abkem.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin I,
119, 155
(schwäb.
, 1471
): Diser sorg kum̃ ich nit ab!
Bihlmeyer, Seuse
362, 15
(alem.
, 14. Jh.
): noch búrg [...] mugen lidenne endrúnnen, noch rot mentel ald vech gewand mugen lidens dar umbe abe komen.
Chron. Augsb.
2, 117, 22
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): will man ir [volk] abkomen, man müest sie zu tod schlahen.
Fischer, Brun v. Schoneb.
8950
; Thiele, Minner. II,
9, 22
; Kehrein, Kath. Gesangb. II,
642, 7
; Sachs
15, 107, 21
; 16, 92, 31
; Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 96, 15
; 353, 14
; Kottinger, Ruffs Etter Heini
2339
; Jaspers, St. v. Landskron
69r
, 12; Turmair
4, 332, 20
; 5, 216, 6
; Jaksche, Gundacker
1134
; Grothausmann, Stadtb. Karpfen
73, 22
; Maaler 3v;
Dietz, Wb. Luther
20a
.7.
›schwinden, nachlassen, sich mindern (von Gemüts- und Geisteskräften)‹; offen zu 8, 2. Nuance.Bedeutungsverwandte:
verlieren
Belegblock:
Maaler 3v (
Zürich
1561
): Abkommen / Den verstand verlieren. Nit wol bey sinnen sein [...] Ein gmuͤt das Abkommen ist.
8.
›verfallen, herunterkommen (von Einrichtungen)‹; ›verfallen (von Kranken)‹.Bedeutungsverwandte
mit ersterer Nuance: verwüstet
verheret werden
verlieren
Belegblock:
Mell u. a., Steir. Taid.
227, 8
(m/soobd.
, 1638
): behausung, stadl und stalung in gueten gebei erhalten und nit abkumben laßen.
Volz, Prophet Daniel Z
11, 16
(Worms
1527
): Er wirt sich in das lustig land stellen / welchs gar durch jn abkommen wirdt.
Maaler 3v (
Zürich
1561
): Abkommen [...] So ein krancker sein gstalt verlürt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
275, 2
; Schwäb. Wb.
1, 35
; Bad. Wb.
1, 10b
.9.
›sich verlieren, außer Gebrauch kommen (von Inhalten aller Art); aufgehoben, geschleift werden (z. B. von Festungen); krepieren (von Tieren)‹; jeweils unterschiedlicher Sachbezug.Bedeutungsverwandte:
abgehen
eingehen
vergehen
Belegblock:
Turmair
4, 447, 8
(moobd.
, 1522
/33
): Si hetten sorg, ir heiliger Alexander käm ab.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
14736
(nrddt.
, 14. Jh.
): Daz Gotes wort in der muter nam, | Daz des nie nicht abe quam.
Chron. Köln
2, 106, 19
(rib.
, 1. H. 15. Jh.
): dat der stroem dez Rins vri wurde, [...] und dat Mullenhem afqueme.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
386, 46
(m/soobd.
, 1598
): wann der schwein umbfahl wie oftmahlen beschücht, deren etliche beim markt abkomen.
Schwartzenbach O II v (
Frankf.
1564
): Abkommen. Abgehn. Eingehn. Vergohn.
Dietz, Wb. Luther
20a
.10.
›mit jm. zurechtkommen‹; dazu in rechtssprachlicher Spezialisierung: ›sich mit jm. vergleichen, etw. schlichten, über etw. übereinkommen‹.Vorw. rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte.
Syntagmen:
etw. a. lassen; mit jm. a.
(häufig), mit dem gericht a., im teiding a.
Belegblock:
Lemmer, Brant. Narrensch.
71, 3
(Basel
1494
): Die [narren] jnn eynr yeden sach went tagen | Vnd nüt mit lieb lont kumen ab.
Mell u. a., Steir. Taid.
28, 8
(m/soobd.
, 1568
): wie ain jeder mulner mit inen [mulknecht] abzukumben waiss.
˹Rechtssprachlich: Gehring, Würt. ländl. Rechtsqu.
3, 714, 3
(schwäb.
, um 1585
): Der soll [...] mit dem beschedigten abkommen und ime costen [...] ablegen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
155, 32
(m/soobd.
, 1570
): widerfüer aber einem ain schadt, solt derselbige der den weg schuldig zu machen wär mit dem abkommen wie er kan
˺.
Ebd.
20, 13
; Chron. Nürnb.
2, 263, 5
; Winter, Nöst. Weist.
4, 191, 30
; Baumann, Bauernkr. Oberschw.
6, 3
.