ölgötze,
der
;
–/-n
.
1.
›mit
öl
1, Farbe u. ä. getränkter und geweihter Gegenstand, dem man religiöse Verehrung zukommen läßt; heidnische Gottheit, Götze‹ (in den beiden ersten Belegen von katholischer Seite abwertend auf die protestantische Sicht des Priesters und des katholischen Kultes bezogen);
vgl.  1,  12.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  2, ,  10.

Belegblock:

Meisen u. a., J. Eck
9, 7
(
Leipzig
1520
):
er [...] vorgleycht die priesterliche salbunge mit dem heyligen chrisma den oͤlgoͤtzen, macht alle Christen pfaffen und pfeffin, als baldt sie auß der tauffe kriechen.
Ebd.
9, 17
:
das er [Ludder] auch nicht vil helt auff das heylige sacrament der firmunge, [...] desgleichen von kirchenweyhen unnd andern; er hats als vor oͤlgoͤtzen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 132, 9
(
Hagenau
1534
):
Ein oͤlgoͤtze / ein rechter goͤtze. Ein stock und ein holtz das geferbet ist / und oͤlgetrencket / [...] ist ein oͤlgoͤtze.
2.
›Priester der katholischen Kirche, der von protestantischer Seite seiner Salbung mit
öl
6 halber dem heidnischen Götzen verglichen und in eins gesetzt sowie mit moralischer Defizienz, mit Dümmlichkeit, Ungelehrtheit in Verbindung gebracht wird‹;
mit letzterem offen zu 3; vgl.  6,  3.
Gehäuft in satirischen Texten der Reformationszeit.
Bedeutungsverwandte:
,  2, , (
der
14,  1, , , .
Syntagmen:
der weihbischof ölgötzen machen, die ölgötzen den dorfgänsen
›Frauen‹
zugaffen
;
der ö. auf der kanzel stehen, Luther ausrichten wollen, dem Luther keinen schuhriemen auflösen können
;
j. dem ölgötzen aus dem neuen testament genug sein
›entgegenzutreten vermögen‹;
der geweihte ö
.
Wortbildungen:
ölgötzig
.

Belegblock:

Enders, Eberlin ([
Wittenb.
]
1525
):
wann adamsrippen umbherstond oder knienn, so gaffen die oͤlgoͤtzen mer den selbigen dorffgensen zuͦ, dann dem todten auff der bar.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
sein [Christi] dreckiger und beschissener olgötzigter statthalter, [...] dringt er sich doch [...] hineyn zuͦ herrschen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
els.
1521
):
es stat manicher ölgötz auf die kanzel und wil den Luther mit seinen guͦten buͤecher außrichten.
Ebd. (
obd.
1525
):
mit götlicher geschrift wil ich [der Huͦrenwirt] den ölgötzen auß meinem neuen testament mechtig genuͦg sein.
Ebd. (
Straßb.
um 1545
):
Kuͦnz.
Er weihet glocken, [...] tischlachen, messgwand, [...] und macht sechs oder siben mal im jar ölgötzen und des dings vil. Huͦrenwirt. Wie wescht er wend und wie macht er ölgötzen?
Kuͦnz.
Hastus ni gesehen, wie man altar, kirchen und pfaffen wihet?
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Sein es bischoͤff vnd prelaten, | So nennen sie apostataten, | Die priester esel vnd oͤlgoͤtzen.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
3.
›dümmlicher, geistig unbeweglicher Mensch‹.
Phraseme:
den ölgötzen tragen
›den Dummen spielen‹ (zur möglichen Motivation s. ).
Bedeutungsverwandte:
, ,
1
, II.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Der ehrt ein Oelgoͤtzen der den gemeinen Wahn in Ehren haͤlt.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Dieweil sie
[Ehefrau]
lebt auff dieser erd, | Ward ieh ir veracht und unwerd, | Must all mal den ölgötzen tragn.
Vizkelety, Spangenberg. Glücksw.
813
(
Nürnb.
1613
):
Du Oelgoͤtz / schlag den Fluͤgel auff / | Uber die linck Achsel zu hauff. | Wilt du sein ein rechter Landsknecht/ | So [...].
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 132, 13
(
Hagenau
1534
):
darumb ist ein oͤlgoͤtze / ein mensch der nyrgent zu nütze ist / da wedder verstandt noch witze bey ist.