tyrannei,
die
;
aus
lat.
tyrannis
›Gewaltherrschaft‹
(
Georges
2, 3276
).
›als nicht legitimiert ertextete Gewalt- und Willkürherrschaft eines
tyrannen
, sowohl gegen Recht und Gesetz der Menschen wie gegen die göttliche Ordnung verstoßende, auf Gewalt, Unterdrückung, Willkür, Strafpraxen beruhende Gewaltorganisation‹; speziell: ›Obrigkeit, die anderen (Einzelnen, Gruppen, Völkern) ihren Glauben, ihren Willen aufzwingt‹; metonymisch dazu: ›einzelne willkürliche, unrechtmäßige Gewalttat‹; im Gefolge der Reformation wird der katholischen Kirche und ihren Vertretern
tyrannei
zugeschrieben;
zu .
Bedeutungsverwandte:
(
der
469,  3, , , , .
Syntagmen:
(die) t. bekennen / bezalen / erregen / leiden / strafen / zerstören, js. t. leiden, jm. seine t. steuern / weren
;
die t. überhand nemen
;
der t. ein ende machen
;
etw
. (z. B.
das bapsttum
)
in seiner t. ausziehen / schwächen, jn. mit t. regieren, sich mit t. gegen etw. legen, von der t. abstehen, jn. von der t. befreien / erledigen, sich vor js. t. fürchten, zu t. geneigt sein
;
die t. des papstes / teufels, der hispanier
;
die bäpstliche / jüdische / ketzerische / teuflische t
.

Belegblock:

Luther, WA (
1519
/
20
):
szo sol hie der Christlich adel sich gegen yhm setzen als widder einen gemeynen feynd und zustorer der Christenheit umb der armen seelen heyl willen, die durch solch tyranney vorterben mussen, setzen, [...], das [...].
Ebd. (
1520
):
Das sag ich darumb, nit das ich wolle yemant mit frevel hie handeln wydder des Bapst tyranney, denn tyranney und unrecht soln wir leiden, [...], das der Endchrist vbir unß regire, doch sollen wir [...] gegen yhm offentlich seyn teuflisch ketzrische tyranney bekennen.
Ebd. (
1524
/
7
):
[der Teufel und die Welt] legen sich mit allerley Tyranney und verfolgung darwider.
dieweil der Egyptische Hof auch uber diesen Leisten ist geschlagen gewesen, das Abgoͤtterey alda eingerissen, Unglauben, Tyranney, Gewalt, Unrecht, unterdruckung der Unterthanen uberhand genomen.
Ebd. (
1537
):
der Bapst lieber wolt die gantze Christenheit verloren und alle Seelen verdampt sehen, ehe er sich oder die seinen wolt ein wenig reformieren und seiner Tyranney eine mas setzen lassen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
259, 15
(
Magdeb.
1608
):
Dieweil die Koͤnige gemeinlich auff pracht / vnnd Tyranney fielen.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
welches [Königreich] er ein zeitlang regieret vnd jnnhielt, mehr durch Tyranney, denn mit willen seiner Vnderthonen.
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 13, 14
(
Leipzig
1520
):
[wil] mich auch vor Bruders Martinus Loica Theologij noch tiranneij / gar nicht forchten.
Ebd.
4, 6, 29
([
Straßb.
]
1524
):
sollten wir jr tyranney in Christlicher gedult willigklich leyden.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
Sieh, was vermag die vngerecht tÿranneÿ der weltlichen gewalt vnd macht der finsternüß!
Sachs (
Nürnb.
1545
):
Doch wurden sie verfolgt darbey | Durch die jüdische tirranney.
Dietrich. Summaria
21r, 40
(
Nürnb.
1578
):
weyl sie Christum vnd sein Euangelium / durch welches sie auß des Teufels Tyranney moͤchte erledigt werden / nicht woͤlle annemen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Justitia, weil sie sahe, daß allein ihr blosser Name bey den Mänschen geliebet vnd gebraucht wirde, damit alle Vngerechtigkeit, Tyranney vnd schinderey zu bemänteln vnd verbergen, [...].
Jörg, Salat. Reformationschr.
245, 16
(
halem.
,
1534
/
5
):
Dann soͤlcher tiranny glychen / hab jch nie mee glaͤsen / noch ghoͤrt [...] jch acht der Türgk haͤte kum so tüfelsch ghandlett.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 198, 27
([
Augsb.
]
1548
):
Tyranney ist wider die Natur.
Rot
357
(
Augsb.
1571
):
Tyrannei, Vnbilliche / wuͤtterische herschung.
Peil, a. a. O.
6136
;
Ralegh. America ;
Anderson u. a., a. a. O.
1, 12, 26
;
15, 4, 4
;
15, 15, 4
;
22, 2, 26
;
Dietrich. a. a. O.
21r, 15
;
30v, 31
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Qu. Brassó
4, 268, 14
;
Vgl. ferner s. v.  4,  27,  1,  6,  3.