tyran,
›als Gewaltherrscher semantisierter und pragmatisierter Machthaber, Person, die andere wider Recht und Herkommen mit Gewalt, Drohungen, Strafen beherrscht, unterdrückt, peinigt, (speziell:) die jm. seinen Glauben und seinen Willen o. Ä. aufzwingt‹; die Prädikationen über den Tyrannen spiegeln die politischen, konfessionellen und theologischen Auseinandersetzungen und die damit wechselseitig verbundenen Zuschreibungen des 16. Jhs., insbesondere im Gefolge der Reformation;
Luther
verwendet tyran
häufig als legitimationsberaubendes Schimpfwort gegen den Papst und die katholische Kirche.Zur Sache:
Lex. d. Mal.
f.8, 1153
Beleghäufung für das 16. Jh.
Syntagmen:
die tyrannen dahinraffen / erwürgen / strafen / stürzen / umbringen, einen t. töten, zu busse (der bösen) haben, got jm. einen tyrannen geben
; jn. einen t. nennen
; tyran(nen)
(Subj.) eine strafe, wie ein schürstecke sein, jn. berauben / bescheren / gezämen / unterdrücken, von sich stossen, zum tode verurteilen, pein volbringen, sich grosmächtig nennen, jm. schaden, etw. angewinnen / ausreuten
; j. als ein t. fliehen
; den tyrannen gefallen
; bei tyrannen wonen
; der betriegliche / blutdürstige / böse / epikureische / geizige / gewaltige / grausame / greuliche / grosse / römische / unbarmherzige / ungelerte / unmenschliche / untreue t
.; rache über die tyrannen
.Wortbildungen:
tyrannentöter
Belegblock:
haben die beide Tyrannen mit ihren feusten die armen Kinder vor ihre bruste gelaufen und also unmenschlich von sich gestossen.
das ich solchen elendenn gefallen priester die ehe geratten habe, die yhn yhr Romischen tyrannen und seel morder genommen habt widder got und recht.
[das sie] lassen sich nicht yrren des Romischen Tyrannen und Endchrists vorkerete, frevele gesetze, welcher ausz lautter mutwillen eyne gestalt und das halbe Sacrament nimpt von den Christen.
Der [Bapst] weidet nu die schaff Christi mit eyszen, buchszen, feur und ist erger denn der Turck, [...] ist dennoch darumb kein ketzer noch Turck noch morder noch Tyran, szondernn Christus stathalter.
Wie wol die geystlichen tyrannen ein welltlich vberkeyt aus d’ Christe͂heit gemacht habe͂.
Ebd.
12, 32
: itzt aber wollen vnser tyrannen eyttel wolff vnd diebe haben.
Der gewalt dir vffgeladen wider gottes wort [...] muͦssz mit den ersten Tyrañen wider Chistum mit dem geist seines munds erlegt werden.
Ebd.
6, 8
: sye woͤllen dañ offenbar [...] tyranne͂ wider den glauben vnd gottes wort erfunden werden.
ein fromme Oberkeit / so jhr volck beschirmet fuͤr den Tyrannen vnd boͤsen buben.
Gottes rach über ein tyrannen. Ein reicher und gewaltiger tyrann [...] erfand ein neuwerung über die ander, darmit er seine underthanen peinigte.
Roͤmisch Koͤniglich Maiestat gut / | Die vngehorsamen straffen thut / | [...] | Am Tuͤrckn vnd andren Tyrannen | [...] | Die stuͤrtzt er.
Dieser [Bawr] stund dem gemeinen nutz wol für / das jhm das Volck geneigt vnnd günstig war / doch so war er darneben ein Tyran.
Ebd.
12v, 13
: [Tyberius] der ward Keyser nach jhm / Ein grosser Traͤncker vnd Tyran.
Ebd.
14r, 6
: Toͤdtet sich der vnmenschliche Tyran selbst mit einem Schwerdt.
Die ehrenpord der zwölff sighafften helden [...] wider den blutdurstigen Tuͤrcken und ander thyrannen.
Er was ouch ein großer tyrannus, vil unrehtes und schadens tet er der pfaffheyte.
Ebd.
257, 4
: das die cristenheyt het einen [...] tyrannen zuͦ einer busse der boͤsen.
Tyrannoctonus, Eyn tyrannen toͤdter.
wenn Got eyn landt straffen und plagen will / so gibt er yhm einen Tyrannen.
Ain Tyrann / ist wie ain schürstecke.
Tyrann, War vor zeyten ein ehrlicher nam / heyst ein Koͤnig / Fuͤrst / Regent / zu vnsern zeyten wirdt ein wuͤtterich / vnbillicher vnnd beschwerlicher herrscher damit verstanden / Ein vnbarmhertziger / wilder / rocher mensch.
kumen dahin die Götten mit irem könig und [...] machten freundtschaft und geselschaft als tirenten wider alles ertrich in Europa.
got erkent kainen tyrannen.
Thür. Chron.
16r, 9
; Jörg, Salat. Reformationschr.
273, 23
; Ukena, Zuger Trag.
2354
; Williams u. a., Els. Leg. Aurea
40, 13
; Goedeke, Fischart Flöhhaz
2969
; Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1282
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