turstigkeit,
türstigkeit,
die
.
1.
›Tapferkeit, Kühnheit, Mut‹; als Charaktereigenschaft mit meist positiver Bewertung; in Texten religiösen Inhalts auch: ›Glaubensstärke, die sich als (neugewonnenes) Vertrauen in Gott äußert‹;
zu  1.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
t. empfangen / gewinnen / nemen
;
jn. in t. angreifen, ein wort mit t. reden, zu jm
. (z. B.
zu got
)
mit t. reden, jn. zu t. spitzen
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dî Littouwin alle | wurdin sêre gemeit | und gewunnen turstikeit | [...] | kegn den brûdren denne ê.
Menge, Laufenb. Reg.
2230
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Er [mellancolicus] förchtet sich vnd ist ein zag | Das ist dauon als ich dir sag | Das er hett cleine hitze | Die Inn ze túrstekeit spitze.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Peter durstekait enphieng, | Das er in das grab do gieng.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
44, 7
(
tir.
,
1464
):
wer pin ich, tu güetiger got, das ich also zu dir rëd mit dürstikhait?.
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›Eigenmächtigkeit; Gewalttätigkeit, Brutalität‹; bezogen auf widerrechtliche politische oder militärische Gewaltausübung; zum Teil formelhaft (vgl.  2);
zu  2.
Berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
(
der
79; vgl.  2.

Belegblock:

Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
sindt die pfenner [...] wieder euer gnadeu
[sic!]
und uns, den rath, [...] mit eygener durstigkeit und gewalt ane unser des raths willen [...] uffs rathaus gegangen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1461
):
du
[Herzog Ludwig]
den erwirdigen Johannsen bischof zuͦ Aichstet [...] mit dein selbs gewalt und dürstigkait mit heresmacht überzogen [...] hast.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
3.
›Unbesonnenheit, Verwegenheit, Übermut‹; im Übergang zu: ›Überheblichkeit; Frechheit, Unverschämtheit‹; in religiösem Kontext verstanden als Selbstüberschätzung eines Menschen in weltlichen und geistlichen Dingen; auch: ›Prahlerei, Prunksucht, Eitelkeit‹;
zu  3.
Bedeutungsverwandte:
,  1,  2, ; vgl.  1.
Gegensätze:
, .
Syntagmen:
t. haben
;
die t. keine tugend sein
;
j. an d. lautmäre sein, etw. durch t. tun, sich e. S
. (Gen.,
des
)
durch t. anmassen, das herz sich nicht von t. enthalten können
;
die d. der freunde
;
die frevele / menschliche t
.

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
welcher di turstichait hiet, daz er wider unser pot an chainerlay sach tuet, der schol daz wizzen, daz unser aller sweristeu veintschaft dar um [...] leiden muezzen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
von erst mit sicherheit | Beschildet er [Job] ir [vrunde] turstekeyt, | Ir rufen und ir berumen.
Jahr, H. v. Mügeln
1599
(
omd.
, Hs.
1463
):
kein tugent ist die türstikeit | (die sunder zwifel brenget leit) | noch forchte.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
das yr uch nu des durch uwer selbst vermesszenheit und turstigkeit angemaszt und gethan habt, kan uns nicht verwundern.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
3, 29
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
die weil des menschen hercz nicht gedemutigt wirt, so mag es sich nicht enthalten von ubermüt und turstikeit und poßwillikeit, wann die demutikeit sammet das hercz.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
Nu was einer, [...] genant Egio, [...] dünn an guet, aber mit dürstikait und schalkchait genug lautmär.
Gropper. Gegenw. ;
Karsten, a. a. O. ;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
30, 9
;
Sermon Thauleri
8rb, 33
;
Wagner, a. a. O.
15, 37
;
Voc. Teut.-Lat.
f iiijv
;