turstigkeit,
türstigkeit,
die
.1.
›Tapferkeit, Kühnheit, Mut‹; als Charaktereigenschaft mit meist positiver Bewertung; in Texten religiösen Inhalts auch: ›Glaubensstärke, die sich als (neugewonnenes) Vertrauen in Gott äußert‹; Gegensätze:
.Syntagmen:
t. empfangen / gewinnen / nemen
; jn. in t. angreifen, ein wort mit t. reden, zu jm
. (z. B. zu got
) mit t. reden, jn. zu t. spitzen
.Belegblock:
dî Littouwin alle | wurdin sêre gemeit | und gewunnen turstikeit | [...] | kegn den brûdren denne ê.
Er [mellancolicus] förchtet sich vnd ist ein zag | Das ist dauon als ich dir sag | Das er hett cleine hitze | Die Inn ze túrstekeit spitze.
Peter durstekait enphieng, | Das er in das grab do gieng.
wer pin ich, tu güetiger got, das ich also zu dir rëd mit dürstikhait?.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
2.
›Eigenmächtigkeit; Gewalttätigkeit, Brutalität‹; bezogen auf widerrechtliche politische oder militärische Gewaltausübung; zum Teil formelhaft (vgl. 2); Berichtende Texte.
Belegblock:
sindt die pfenner [...] wieder euer gnadeu
[sic!]
und uns, den rath, [...] mit eygener durstigkeit und gewalt ane unser des raths willen [...] uffs rathaus gegangen. du
[Herzog Ludwig]
den erwirdigen Johannsen bischof zuͦ Aichstet [...] mit dein selbs gewalt und dürstigkait mit heresmacht überzogen [...] hast.3.
›Unbesonnenheit, Verwegenheit, Übermut‹; im Übergang zu: ›Überheblichkeit; Frechheit, Unverschämtheit‹; in religiösem Kontext verstanden als Selbstüberschätzung eines Menschen in weltlichen und geistlichen Dingen; auch: ›Prahlerei, Prunksucht, Eitelkeit‹; Syntagmen:
t. haben
; die t. keine tugend sein
; j. an d. lautmäre sein, etw. durch t. tun, sich e. S
. (Gen., des
) durch t. anmassen, das herz sich nicht von t. enthalten können
; die d. der freunde
; die frevele / menschliche t
.Belegblock:
welcher di turstichait hiet, daz er wider unser pot an chainerlay sach tuet, der schol daz wizzen, daz unser aller sweristeu veintschaft dar um [...] leiden muezzen.
von erst mit sicherheit | Beschildet er [Job] ir [vrunde] turstekeyt, | Ir rufen und ir berumen.
kein tugent ist die türstikeit | (die sunder zwifel brenget leit) | noch forchte.
das yr uch nu des durch uwer selbst vermesszenheit und turstigkeit angemaszt und gethan habt, kan uns nicht verwundern.
die weil des menschen hercz nicht gedemutigt wirt, so mag es sich nicht enthalten von ubermüt und turstikeit und poßwillikeit, wann die demutikeit sammet das hercz.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
30, 9
; Sermon Thauleri
8rb, 33
; Wagner, a. a. O.
15, 37
; Voc. Teut.-Lat.
f iiijv
;