turn
(meist),
turm,
der
,
vereinzelt
die
(wohl unter Einfluss von lat.
turris
[f.]);
-(e)s/-e(r)
, auch
+ Uml.;
als Varianten im Vokalismus sind auch
tarn
und
torn
bzw.
tarm
und
torm
belegt;
über
afrz.
tornele
,
mfrz.
tournelle
aus
lat.
turris
›Turm‹
, dies wiederum aus
griech.
týrsis
›Turm, Burg, Palast‹
(
Pfeifer
2000, 1476
).
– Allen Gebräuchen liegt die Bedeutung ›Turm‹ zugrunde; 1 umfasst Türme jeglicher Art, 1a–1d verschiedene Funktionen dieser Gebäude, auf denen die Übertragungen in 1e–1f beruhen; 2-4 umfassen weitere, im Belegmaterial hoch frequentierte Funktionen; in 5 ütr. Verwendungsweisen.
1.
allgemein: ›Turm, hohes Gebäude auf relativ kleiner Grundfläche, das verschiedenen Funktionen dient‹; wird auch als Vergleich herangezogen, in diesen Fällen offen zu 5; speziell: ›Turm zu Babel‹.
Zur Sache:
LThK
10, 412
;
Lex. d. Mal.
8, 1111
ff.
Phraseme:
im turn / in den turn
ein Karten- oder Würfelspiel;
der turn zu Babylon
.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. ,  7,  2.
Gegensätze:
1
 1.
Syntagmen:
einen t. aufbrechen / (er)bauen / gefällen / verfertigen / versetzen, in die höhe erweitern, etw
. (z. B.
pulfer
)
einen t. zerbrechen
;
ein t
. (Subj.)
ausbrennen
, [wo]
stehen
;
j. als ein t. sein, sam ein t. stehen, als ein t. erhaben sein, etw
. (z. B.
eine nase
)
wie ein t. gebaut sein
;
dem t. nachteil / schaden bringen
;
am t. arbeiten, j. an einem t. hängen, auf einen t. gehen / steigen, jn. auf einem t. gebären, in einen t. laufen, etw. über den t. herabwerfen, von einem t. fliegen, zu einem t. ziehen, etw
. (z. B.
fanen
)
zum t. ausstecken, jn. zu einem t. aushangen
;
der t. auf dem berg, bei dem fischmarkt, in Alexandria, von stein, wieder got
;
der babylonische / bernsteinerne / eiserne / gezinte / grosse / hohe / neue / rote / runde / starke t
.;
die höhe des turns
;
der knopf auf dem t., das gewelbe unter dem t
.
Wortbildungen:
turnbauung
(2. H. 14. Jh.),
turnfenster
,
turngarten
(2. H. 14. Jh.),
turngenosse
(Lemmaansatz unsicher) möglicherweise: ›Teilhaber an einem Grundbesitz, Geschäftsfreund‹,
turngestül
›hölzerner Rohbau eines Turmes‹,
türnischgeld
wohl: ›Zinsabgabe‹ (dazu bdv.:  1; Zuordnung zu diesem Lemma diskutabel),
turnknopf
›Knauf auf der Turmspitze, der die Basis für das Turmkreuz oder die Wetterfahne bildet‹ (a. 1571),
turnschlüssel
(2. H. 14. Jh.),
turnseil
›langes Seil‹,
turnspitze
,
turnstat
›Stelle, auf die ein Turm gebaut werden soll‹,
turnsteiger
›Dachdecker für Türme‹ (dazu bdv.:  1),
turnstube
(a. 1512),
turnstutzer
ein Spottname im Schwäbischen (a. 1484).
Die Funktionen im Einzelnen:
a) ›Kirchturm‹; vereinzelt: ›Teil eines Tempels‹.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. .
Syntagmen:
einen t. beginnen, eine kirche einen t. haben
;
der t. sankt x
;
zu jm
. (z. B.
zum volk
)
ab einem t. herab reden, etw
. (z. B.
eine spitze
)
an einem t. abwinden, etw
. (z. B.
glocken
)
in einen t. hängen / ziehen, die messe in einem t. vortragen, ein tempel mit zwei türnen bedekt sein
.
Wortbildungen:
turnbote
.
b) ›Rathausturm‹; auch metonymisch: ›Rathaus‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
den t. auf das rathaus machen
;
jn. turnen verweisen
;
an den t. schreiben, zu einem t. laufen
.
c) ›Speicher, Silo für Getreide, Schießpulver u. Ä.‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
pulfer
)
in einem t. sein, etw
. (z. B.
blei
)
von einem t. nemen
.
d) ›Belagerungsturm‹, der zum Teil auf Tieren (z. B. auf Elefanten) befestigt ist.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.
1
 2.
Syntagmen:
elefanten den t. auf dem rücken tragen
;
türne
(Subj.)
zum sturm dienstlich sein
;
aus dem t. kommen
;
der t. auf rädern
;
der angelegte / hölzerne t
.;
ein elfentier mit türnen
.
e) vereinzelt: Motiv für Wasserzeichen.
f) ein Folterinstrument in Form eines schweren Steins.

Belegblock:

Allgemein:
Ziesemer, Gr. Ämterb.
507, 25
(
preuß.
,
1434
):
1 burnsteynbilde mit eyner bunsteyn tarme mit silber beleit
(hier als Attribut der Hl. Barbara).
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 326, 31
(
preuß.
,
1441
):
von des thormes wegen bey dem vischmarkte, der uff irer [burgermeister, rath] freiheit stett.
Luther, WA (
1527
):
Wenn [...] kirchweyhung ist, [...] da steckt man kaine fannen zuͤm thurn auß.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
ouch ist gestellet vrouwe dine nase, | [...] | also ein torm gebuwet ho | uf dem hoen berge Libano.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
, o. J., Hs.
1714
):
Sämbtlich scheffen des gerichts [...] erkennen [...] einen freien faahr- und zinstag [...], darauf dan ein jeder schuldiger zinsman [...] alle seine fällige zinsen in roggen, habern, wie auch türnisch- und pfenningsgelder [...] zu zahlen [...] schuldig sein.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 8 (
mosfrk.
,
1482
):
Wir Johan etc. tun kunt [...], das wir unserm kelner [...] einen unsern wingarten [...] (des tirmgenoissen sint oben zu Gewer Bacherachs [...]) [...] gelaissen hain.
Struck, Klöster
669, 21
(
mosfrk.
,
1589
):
Er soll den Bau mit aller Zimmermannsarbeit an Turmholz (
thurngestuell
) [...] anfangen (Regestbeleg).
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Ob sie mich [Esopus] hoch auff einem thorn | Oder tieff im Keller het geborn.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 256, 17
(
omd.
,
1427
):
do lis sich derselbe N. Ylenberg in der nacht by eynem seile us dem tormfenster, und wart also verfluchtig.
Jahr, H. v. Mügeln
1595
(
omd.
, Hs.
1463
):
unwegelich recht sam ein turm | ich [die sterk] ste.
Strauch, Par. anime int.
110, 3
(
thür.
,
14. Jh.
):
solde ein mensche uf einen torin rêchin, so muste he also hoch irhabin sin alse der torn.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
in dem selben jare [...] wart uff gericht unnd ge satczt dy torm spitcze.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
36, 23
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
der kunig [...] liz buwyn vor syme tode czu eyme gedechtnisse [...] czwene turme von steyne x schrete ho.
Schnelbögl, Salb. Karls IV.
131, 36
(
nobd.
,
1366
/
8
):
Der sayler sol nemen past ab holz [...]. Davon sol er geben ein turnseyl dem amptman.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
pfintztag vor Laurenti vieng man den Lindenast, turnsteiger oder deker.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
99, 19
(
nürnb.
,
1446
):
so nam sie [Hastrubalis weib] zway iünge kynder [...] vnd flock mit yn von eym turn in die prynnede stat.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
201
(
Nürnb.
1517
):
alsdann [...] der teufel ein fürst diser werlt zu herschen angefangen het, und der sich auch unterstundt, ein turn wider got zu bauen.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Auch nennt man ein spil: in den thurn, | Darob wir gar offt uneins wurn.
Thiele, Minner. II,
13, 215
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
das pulver us salpeter | macht man mit listen also mangerley, | das es die thurn unnd die huser kann gefellen.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1370
/
5
):
Wer aber im tag zimlich kurtzweilen wölt in dem bret oder mit der karten, als bossen oder im thurn [...] soll in ains rats besonder straf steen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1535
):
ist dem Michl Reusch der thurn, darin der statschmidt 54 jar gewest [...], aller von neuem gebaut und erweitert in die höch [...] worden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
gemain läut [...] gelaubent auch wênik, wie ainr auzwendik der stat auf dem veld verr hin dan möht ains turns hœhen gemezzen in der stat mit ainem spiegel.
Chron. baier. Städte. Mühld. (
moobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Alle turnstet in der rinchkmaur sullent ledich sein der stat, swenn man da hin mauren will.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1494
):
von des waldes wegen [...] hinab gegen dem Drätenpach, den sol ain turner innhalten von den planken und dem landgraben bei dem turen auf dem Jochperg.
Qu. Brassó
4, 235, 9
(
siebenb.
,
1651
):
ist gemeldter Turen im Purzengässer Thor verfertiget worden.
Joachim, Marienb. Tresslerb. ;
Toeppen, a. a. O.
3, 177, 24
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
65, 2
;
v. Tscharner, a. a. O.
4, 17
;
Thür. Chron.
6v, 7
;
Hoffmeister, Kuffstein. Gef.
A vr, 20
;
Bobertag, Eulensp. ;
Lemmer, Brant. Narrensch.
13, 74
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
26, 25
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Zingerle, Inventare ;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 603
;
606
ff.
Vgl. ferner s. v.  3,
1
 12,
1
 3,  1,  2,  3,  1,  7,  2.

Zu a):

Luther, WA (
1522
):
nach dem wir erlitten habenn szo viel [...] kloster boten, capellen boten, alter boten, glocken boten, turn boten.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
191, 259, 23
(
thür.
,
1474
):
als sy [gemeyne] da
[im Kirchturm]
ir begrepeniße habin, [...] so sollen sy auch hulffe thun [...] zcu deme thorme, da dy messen ynne vorbracht werden.
Morrall, Mandev. Reiseb.
47, 6
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
in ainem end der statt [Bethlehem] da ist gar ain schoͤn kirch gen orient veretz, und hatt schoͤn túrn wol erbuwen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
da ward die gros glogen [...] in thuren zogen und gehenckt.
Ebd. (zu
1558
):
so bitten [...] wir gantz underthenig, [...] daß er gemainer zech solche kirchen und turen [...] sambt den glogken widerumb zuͤstellen welle.
Haszler, Kiechels Reisen (
schwäb.
,
n. 1589
):
Hüer ist zu wüssen, das gemelter tempel dös heiligen grabs von sanct Hölena [...] ist oben mütt zweyen dirmen bedöct.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
zbüschen 10 und 11 der türnär zu Amberg redet herab ab sand Marteyns turen zu dem volk.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
128, 30
;
Staub, Qu. Wien
3, 2, 2947, 13
;
Vgl. ferner s. v. ,  3,  2, ,  3.

Zu b):

Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
mallich van yn [partijen] [...] voigden dat also mit groisme hasse [...], dat yrre
[Ratsherren]
eyn den anderen zo leste dede tornen verwijsen [...] vnd vssme Rade setzen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Do liff dy frowe [...] in dy stad unnde schrey [...], das dy burger [...] uff quomen und lieffen zu den torn zu.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
in dem selben jar ward der turen auf das Ratthauß gemacht.
Vgl. ferner s. v.  1.

Zu c):

Ziesemer, Gr. Ämterb.
18, 21
(
preuß.
,
1422
):
bley, das vom torme ist genommen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
da kamen sie [scharwachter] zuͦ ainem thuren, da was ob 350 c. pulfer in.

Zu d):

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
wo das tier hin ging do hin gingen sy [mann]: [...] Besunder holtzen turner warren in gar veste das sy beschirmten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Thürn (die) zū sturm dienstlich / als die mā vor zeyten auff rederen zog.
Turn auff rederen / so man hin vnnd wider fuͤrt die mauren zuͦ stürmen. [...]. Helphanten die hoͤltzin Türn auff jnen tragend.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[Ptolemæus] hat am parn an seim hof gehabt [...] viertausend helfentier mit türn und pasteien.
Vgl. ferner s. v.  1.

Zu e):

Müller, Stadtr. Ravensb.
289, 36
(
oschwäb.
,
1544
):
man mache allenthalb bapir mit dem ochsenkopf bezaichnet, [...] derhalb si ir pitlich ansuͦchen, ain radt wölte inen ir zaichen, es weren ainer oder zwen thürn geben, das si darauf ziechen lassen.

Zu f):

Schwäb. Wb. (
3. Dr. 15. Jh.
).
2.
›Gefängnis, Kerker, Verlies‹; auch: ›Schuldturm‹; Spezialisierung zu 1.
Phraseme:
etw. so gerne tun wie die bauern in den turn steigen
›etw. sehr ungern, gegen den eigenen Willen tun‹.
Syntagmen
(in Auswahl):
den t. aufschliessen
;
der t. offenstehen
;
auf einem t. liegen, jn. auf einen t. legen / schaffen / sperren / strafen, j. aus dem t. entrinnen, jn
. (z. B.
den dieb
)
aus dem t. holen / lassen, jm. etw
. (z. B.
spiele
)
bei dem t. verbieten, j. in (den) t. gehen / kommen / müssen, jn. in (den) t. antworten
›überstellen‹
/ enthalten / füren / legen / setzen / werfen, j. in einem t. bestehen / bleiben / büssen / sterben, not leiden, jn. in einem t. behalten / haben / (ab)strafen, in die eisen schlagen, etw
. (z. B.
eine keiche
)
in einem t. stehen, jn. / etw
. (z. B.
eine verbrechung
)
mit dem t. strafen / züchtigen, jn. vom t. herab holen, jn. zu t. bringen / legen / weisen
;
der t. des elends
;
ein t. mit marter
;
der tiefe / versperte t
.;
etw. bei einlegen des turns gebieten
;
der gefangene in dem t., der schlüssel zum t
.
Wortbildungen:
turnbuch
›Verzeichnis, in dem Gefangene und des Landes Verwiesene aufgelistet werden‹,
turnhüter
1 ›Kerkermeister‹ (dazu bdv.: ), ˹
turnmeister
,
turnvater
˺ ›Gefängnisaufseher, Wärter‹,
turnsentlassung
›Haftentlassung‹.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 682, 23
(
preuß.
,
1435
):
her Hans [...] spricht ouch, [...] daz euwir gnade den burgermeyster darumme in eyme torme strafete und bussete.
Luther, WA (
1524
):
Schlechte diebe ligen ynn thormen und stocken, Aber offentliche diebe gehen ynn gold.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1556
):
ein erpar rait hat Reinhart Kriptz und mich stathelder der tornmeister gesatzt, haben auch die gefangen visitirt und etlichen loss geholfen.
Kollnig, Weist. Schriesh.
28, 44
(
rhfrk.
,
1399
):
stale einr [...] duche von der ramen [...], der wart geantwurt gein Schauwenburg in den torn.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
50, 27
(
nobd.
,
1336
):
Der Spigelinne bruder ist deu stat verpoten [...], daz er begriffen wirt [...], so sol er [...] zwai jar in dem turn ligen ze pezzerunge.
Ebd.
56, 11
(
1337
):
Fritzzen [...] sint die leitheuser elliu verpoten und spile ain jar bei dem turn.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
, wohl
1525
):
sein wir beschwert, das man ain mitburger straft mit dem strafturn, [...] und nit mit dem versperten turn.
Bell, G. Hager
99, 1, 4
(
nobd.
,
1594
):
ir [sant Barbaras] vater spert sÿ auf ein duren gwis.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Der vogt der ließ den vatter fahen, | Im thuren in die eysen schlahen.
Ebd. (
1524
):
Da nimbt er [geytz] in [den armen], was sie haben, würfft sie in die thürn.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 307
(
Hagenau
1534
):
Er thut es gern / ja wie die bawren ynn thurn steigen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
etwen sind si arm, darumb si umb des besten willen mit dem thurn gestraft und züchtiget werden.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1634
/
67
):
Froͤmbde vagierende tirnen sollen [...] durch die ambtleuht deß lands verwisen und ihre namen allhar geschickt werden, dieselben ins thurnbuͦch eynzuschreiben.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
von keiserlicher ordenung wegen so sol alwegen im jubeljor alle gavangnisz, türnin, kercker offenston.
Maaler (
Zürich
1561
):
Turnhuͤter / Kerckermeister.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1531
):
also ist er [Rechlinger] von aim rath auf ain thurn geschafft worden.
Ebd. Anm. 2 (
1636
):
Sollen die herrn burgermeister auch die gefengnussen als die Eisen mit Eisenvatter und die thurn mit thurnvättern dergestalt versehen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 601, 55
(
schwäb.
,
1644
):
Aydsform bey thurnsentlassung.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
26a
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
Wer sach daß vnnter in [arbaÿtter] ainer saumig wer [...]: dann sol d(er) schaffer fur den Richter furen vnnd in den Thuern setzen vnnd sitzen lassen.
Toeppen, a. a. O.
2, 669, 26
;
3, 658, 20
;
Loesch, Kölner Zunfturk. ; ;
Brinkmann, Bad. Weist. ;
Adomatis u. a., J. Murer. Nab.
979
;
Enders, Eberlin ;
Schultheiss, a. a. O.
66, 4
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Loose, Tuchers Haushaltb. ;
Köbler, Ref. Nürnberg
79, 12
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
201, 31
;
Lauchert, Merswin ;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Müller, Lands. St. Gallen
21, 23
;
105, 9
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Gehring, a. a. O.
396, 40
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
186, 30
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
24, 43
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
90, 18
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
140b, 10
;
Vgl. ferner s. v.  1,  10,  7, .
3.
›Wehrturm, Wachturm‹; häufig als Teil einer Stadtmauer oder Befestigungsanlage, aber auch frei in einem Dorf oder einer Stadt stehend; ütr.: ›Figur im Schachspiel‹; offen zu 4.
Bedeutungsverwandte:
1
 1; vgl. ,
1
 2, .
Syntagmen:
den t. abschiessen / aufgeben / aufrichten / aufstossen / ausbrechen / bauen / bessern / besteigen / gewinnen / nemen / schiessen / wiederbringen / zerreissen / zerstossen, fest / stark machen, eine stat x türne haben, türne an die mauer setzen
;
der t. ausbrennen, türne auf den brücken sein
;
js. wappen an die türne malen, auf dem t. lugen / sein / wachen, jn. auf den t. lassen, jn
. (z. B.
x man
)
auf die türne befelen / bestellen / schicken / verordnen, der stat in türnen dienen, das wetter in den t. schlagen, ein torhaus mit einem t. beschauern, ein loch mit einem t. verwaren, eine stat mit türnen befesten / einfassen / umfüren / zurichten
;
der t. in dem dorf
;
der angelegte
›angezündete‹
/ feste / geschlechte
›glatte‹
/ innere / rote / scheiblichte / starke / steinerne / zerbrochene t
.;
der wächter des turnes
;
die mauer mit den türnen, der schlüssel zum t
.
Wortbildungen:
˹
turnherre
,
turnhüter
2,
turnknappe
,
turnman
,
turnwächter
˺ ›Turmwächter‹,
turnlon
›Lohn für Turmwächter‹ (2. H. 14. Jh.),
turnordnung
›Plan für die Besetzung des Wachturms‹.

Belegblock:

Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1487
):
so aber die alde stad haben wolde, das das loch mit eyner maure adder thormen verwart werden.
Aubin, Weist. Köln/Brühl (
rib.
,
1648
):
Die von ihm erlassene
Turnordnung oder tagwacht des dorfs
(Regestbeleg).
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
het der ein seinn geseln vor ains nachtz herab gelassen am zug, den andern ließ der turnherr sein zeit herab.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
75, 30
(
nobd.
,
1523
):
so man einen bey nechtlicher weyl uff die zent fur das ober thor brengt, soll man dem thurnman zuschrey.
Leisi, Thurg. UB
6, 407, 19
(
Nürnb.
1366
):
daz die burger [...] den zolle [...] innemen und vezzen sullen [...] mit den nútzen, die von demselben zoll gevallent, túrne, ryngmauren und graben pezzern.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1496
):
daz si [burgermaister, rat und gemain] von grund ain newe stat [...] pawen und dieselb mit mawren, turn, graben [...] einfassen, zurichten und befestnen sollen.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1573
):
Welche zue wechter [...] angenommen werden, die sollen schwören ain aidt [...], so es an ainem ist, auf dem thurn zuo sein, zue wachen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1524
):
also bestellt ain rath bis in 500 mann zuͦwachen, auch auf die thuren.
Ebd. (
1541
):
[Drusus] hat die statt trefflich geziert | Mit gräben, thürn und mauren umbführt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die Teutschen [...] entsezten [...] sich darab, pesorgten, es wär ein angelegter turn.
Rechn. Hermannst.
19, 12
(
siebenb.
,
1468
):
Georgio Thwrenhwͤtter dedit ratione sui salarii.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
73
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
sollen sÿ auff die Ienigen so Ihr besoldung von d(er) stat haben als auff den Herrn hauptman, [...] Torwartl, Turmwechter [...] vnnd alle Statdiener vleÿsig aufsehen.
Qu. Brassó
4, 155, 32
(
siebenb.
,
1570
):
Auch gehet ein gross Feur auf in der Hermannstadt [...], welchs die Stadtmauren und Türn zerstiess.
Joachim, Marienb. Tresslerb. ;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
168, 17
;
Hertel, a. a. O. ; ;
Thür. Chron.
4v, 28
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
45, 19
;
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
82, 31
;
Bell, G. Hager
235, 2, 4
;
Barack, Zim. Chron. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Zingerle, Inventare ;
Rechn. Kronstadt
3, 79, 6
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
109b, 22
;
Qu. Brassó
5, 489, 4
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 608
f.
Vgl. ferner s. v.  1,  4,  3,  4, (Adv.) 2,
2
,  1,  5,  8,  1,  2.
4.
›Erker, turmartiger Teil einer Burg, eines Schlosses, Hauses‹; auch: ›Burg, Festung; Schloss, herrschaftliches Haus‹; in den Belegen ist z. T. nicht zwischen synonymer oder metonymischer Verwendung zu unterscheiden; oft nicht klar von 3 zu trennen; vereinzelt: ›Privatraum eines Fürsten in einer Burg‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,  1,  1, , (
die
3; vgl.  6,  1.
Syntagmen:
den t. bauen / innehaben / sehen / verkaufen / versetzen, den t. auf starken grund setzen
;
der t
. [wo] (z. B.
in einem hof
)
inneliegen
;
jn. auf den t. füren, auf dem t. geheben, etw
. (z. B.
raben
)
auf den türnen sitzen, jn. von einem t. besingen, zu einem t. kommen
;
der t. des hauses
;
der t. auf dem haus / im palast
;
der grosse / hohe / neue t
.;
die stube im t., eine burg von x türnen
.
Wortbildungen:
turnhof
(2. H. 14. Jh.).

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
ich saich alhie zo Duytze stain | van xv. turnen ein burch so starck.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
85, 7
(
Frankf./M.
1568
):
Auch Schloͤsser vnd Thuͤrnen [...] | Setz ich [Steynmetz] auff festen starcken grundt.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
phacee der sun romele sein hertzog der schwuͦr wider in [geroboam] vnd schluͦg in [...] in dem turn
[
Luther
1545, 2. Kön. 15, 25:
Pallast
]
dez kunigklichen haus.
sy [speher] flissen sich das er [holofernes] wúrd gewecket in turme
[
Luther
1545, Jdt. 14, 8:
Kamer
].
Leisi, Thurg. UB
8, 385, 9
(
halem.
,
1398
):
besunder wer die vesty, den thurn ze Gúttingen, jemer inne haͮt, umb die sibentzig phund Costentzer phenning [...] hab ze koffend gebin.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
573, 2131
;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6728
;
Karnein, Salm. u. Morolf
781, 2
;
v. Keller, Amadis ;
Pyritz, Minneburg
2750
;
Kurrelmeyer, a. a. O. Var.;
Leisi, a. a. O.
6, 327, 25
;
8, 314, 15
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ; ;
Barack, Zim. Chron. ;
Thiel, Urk. Weltenb.
171, 35
;
Staub, Qu. Wien
3, 2, 2870, 19
;
Weber, Füetrer. Poyt.
35, 4
;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
255, 9
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 606
.
Vgl. ferner s. v. ,
1
 3,  1.
5.
verschiedene bildliche Verwendungen als Ütr. von 1 für unterschiedliche Bezugsgrößen (z. B. für ›Gott‹); zum Teil mit gen. explicativus auf die im Genitiv stehenden Größen übertragen, z. B.: ›Stärke‹; ›Freude‹; ›Sorge‹; in 1 Beleg: ›Zacken in der Krone‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, oft gebundener Form.
Syntagmen:
den t. aufrichten / bauen / fällen
;
etw
. (z. B.
brüste
)
ein t. sein
;
der t. des gesanges, der freude / sorge / stärke
;
der t. wieder Jerusalem
;
der starke t
.;
die krone mit vielen türnen
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
114, 2216
(
Magdeb.
1608
):
auff dem Heupt ein gluͤend Kron / | Mit viel thuͤrnen erhoben schon.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
ich [brut] bin eine muer uzirkorn | und mine bruste sint ein torn.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs. 
v. 1406
):
der lebent purn, | Der awz der frewden turn | Flewzzet zu der rechten seiten!
Sachs (
Nürnb.
1565
):
wir [...] | Sollen gott stets allein vertrawen, | Die thürne und stattmawren bawen, | Das ist die christenliche lehr.
Ebd. (
1566
):
Du
[Gott]
bist [...] | [...] vor den argen feinden mein | Ein starcker thurn und hoher trost, | Der du mich gnedig hast erlost.
Kehrein, Kath. Gesangb. (o. O.
1517
):
Du schnoͤder Jud, [...] | [...] | Du magst nicht vellen disen turn
[gemeint ist Christus]
| Noch durch falschait, grißgram, noch mürn.
Thiele, Minner. II,
32, 118
;
Gille u. a., M. Beheim
23, 37
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
203
;
Kehrein, a. a. O. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
43, 16
.
Vgl. ferner s. v.
1
 1, .