trüknen,
trucken,
treugen,
V.;
1.
›das Gleichgewicht der Primärqualitäten zugunsten der trockenen Komplexion verschieben; die trockene Qualität (mit negativer oder positiver Konsequenz für etw. bzw. jn.) begünstigen‹; Wortbildungen:
trüknerin
Belegblock:
Der safft ist heysser vn̄ mee druckender natuer wan das holtz oder die frucht.
die suͤsse qualitaͤt hat die herbe auch lieb [...] darumb daß sie die herbe trocknet / daß sie nicht duͤnne wird.
Ebd.
157, 19
: der plitz an ihm selber behaͤlt seine grimmigkeit / davon entstehet die bittere qualitaͤt oder der bitter geist / der [...] entzuͤndet die haͤrtigkeit [...] und das liecht oder der plitz trocknet sich in der haͤrtigkeit.
So hüte vor allen sachen | Die dir hitze kúnnent machen | Oder trúkenent ze vil | Als übunge groß vnd mynne spil.
„Was ist die kelten?“ „Ain trücknerin der krewter, ain pannd des erdreichs, ain pruck des wassers.“
2.
›etw. trockenreiben, -wischen, -tupfen; etw. abtrocknen (häufig mit Bezug auf den menschlichen Körper)‹; in Texten religiösen Inhalts gehäuft mit direktem Bezug auf Bibelstellen, die eine Fußwaschung thematisieren (z. B. Joh. 13, 1-11, Lk. 7, 38); auch: ›sich abtrocknen‹; Syntagmen:
j. sich t
.; etw
. (z. B. das geschmeide / kind, die füsse, hände, die augen, wunden
) t
., jm. etw
. (z. B. das antliz, die füsse, die augen / glieder
) t
., etw. an / mit etw
. (z. B. mit einem schurz, mit dem har, mit einem tuch
) t
.Belegblock:
[Jesus]
hub an den Juͤngern die fuͤsse zu wasschen, vnd trucknet sie mit dem schurtze. und heilten mir do das heubt mit weschen, drogen
[hier subst.]
, smeren algemach. als die andern der orter warnamen, sint disse durch die Mais komen mitsamt allen marketenten, haben sich do getrucht und gerust.
Last vns zum Kindlein bucken, | Sein Nasse Euglein trucken.
Mit jhren trenen netz sie gar, | Sein fuͦß vnd treugt sie mit dem har.
dornach trucken im die glider gar wol vnd salbe in dornach.
Fraw Paciencia | Und fraw Justicia, | Drueckneten ir [Veritas] die augen | Und drösten sie on lawgen.
Mit einem tüchly sufer reyn | Das kindly trúknen als ich meyn.
So hatt diß wyb mitt iren trähen | Min füß gewäschen [...] | Mitt irem har getrücknett schon.
daz du [herre] der junger fuͤze | diemûtlich twuͤge, | ein tuͤch um dich du trûge, | da mit dus zeflîze | trûckents.
3.
›etw. trocken machen, trocknen‹; auch: ›etw. dörren, mürbe machen‹; gelegentlich intrans.: ›trocken werden, Feuchtigkeit verlieren; austrocknen‹; dann meist in der Wendung etw. truknen lassen
; Syntagmen:
jn
. (z. B. den boten
) t
., etw
. (z. B. den hof, die leinwat / lunge / wäsche, das papier / wachs, die würste, die badtücher / beine
›Knochen‹ / kleider / körner
) t
., etw
. (Subj., z. B. die arbeit / kraft / sonne / wegung, das feuer
) jn. / etw. t
., etw
. (Subj., z. B. das har, krebse, würste
) [wo] (z. B. an der luft / sonne, bei dem feuer
) t
.Wortbildungen:
trüknung
Belegblock:
2 ochsen im salcze, item 3 ochsen getruget.
darauff folgete balde der Wind, der es
[das Meer]
teilete und trucknete. Dawider scheyn die liebe Sonne, | Bracht nach dem Regen freud vnd wonne: | Mit hitz thet sie den Botten trucken.
gesalzen rintvleisch unde schefin vleisch unde wurste unde waz getrockent ist.
Laß sie also den Merzmonat uber hengen und an der luft treugen.
nym krebs vnd seud das in gutem wein, [...], vnd laß sie wol trucken.
Gat sprach [...]: | ,als wasser [...] | [...] | das samel sich in ainen wak, | Und es erschein ein trukenung dar uber her.‘
Dem die milwan das har essend, der zwah / jm wol vnd lass es denne truknen.
ob dem Freithof, wann die ehrlichen matronen ire weschen trücknen.
ýe er man sý
[Würste]
tricknet, ýe pesser / hencken sý jn stúben oder jn kúchin. überigeu wegung und arbait trückent diu pain und macht si alle ze dürr.
„Was ist der wind?“ „[...] ain trückung des erdreichs.“
man hat’s [das papier] auf einem pret aufeinander legen, pressen laimen [...] an der sun trücken müessen.
Gregor Pinter beśchwert, das der Hanns Gotl śein kerich vnnd andern vnflat hinein śchüettet, vnnd weret alśo dem waśśer, das er śeinen hoff nit trucknen möcht.
Keil, a. a. O.
38
; Ott-Voigtländer, a. a. O.
216v, 6
; 4.
›dem Körper, einem Körperteil (mit Hilfe von Medikamenten) Feuchtigkeit entziehen; Geschwüre austrocknen, heilen‹; vereinzelt auch: ›Blut stillen‹; Überwiegend Texte medizinischen, heilkundlichen Inhalts.
Syntagmen:
etw
. (Subj.) etw
. (Akk.obj.) t
., z. B.: die sele die wunden, die coralle das milz, des igels fleisch den magen t., etw
. (Subj.) jm. das haupt t
.Wortbildungen:
trükpulfer
Belegblock:
corallen gepuluert vn̄ gedruncken mit regenwasser drucket das miltz vn̄ benympt des magen vnd buchs wethum.
sein tugent ist / das es trücknet on beissen / vnd heylet die betruͤglichen geschwer.
Die salb trucket die wunten vnd fült sie mit gutem flaisch.
So du aber wilt haben ein arczeny die do me drücknet vnd restruiert. So nim [...].
nach dem und der brant ausgezogen ist, so heil mit der wundarznei zu oder mit trückpulvern.
des igels flaisch [...] hât ain kraft ze trücknen und ze entsliezen den magen.
ich sol alle morgen nuͤchtern in den muͤnt nemen fumf chorn kubeben [...] und in dem muͤnt behalten [...]; daz trukchent mir daz haubt fuͤr di fluͤzz.
Nimb arwes, prenns zu puluer. Oder gersten, das drickhent vnd hailt seer.
5.
›Bezugsgrößen flüssiger, feuchter Konsistenz (z. B. Tränen) reduzieren, aufsaugen‹; Bedeutungsverwandte:
vgl. .6.
›einen Stollen, eine Grube trockenlegen, drainieren; Wasser aus einer Lagerstätte abführen‹; Überwiegend omd.; Fachtexte zum Bergbau.
Wortbildungen:
˹trükner
trocker
Belegblock:
keme ein stollen, erschluge in derselben eine, treugete die andern [stollen] auch mitte, auf diesen fall sollen dieselben zechen [...] das halbe neunthe zu geben schuldig sein.
Fert er abir synen stollen also verre, [...] das er bewysen mag, das er sebin lochter [...] treuget eyns lehens tyff [...].
es sollen alle die arbeiter heuer fueller trocker seilwerter und andere von ihren schichten [...] nicht abstehen.