trübsal,
die
,
auch
der / das
;
-s
(für
der/das
)/–.
1.
›Leid, Elend, Not, Bedrängnis, physischer und psychischer Schmerz in der Regel als diesseitskonstitutive Beschwerlichkeit des Daseins; Betrübtheit, Traurigkeit als daraus resultierendes Gefühlsleid‹; metonymisch: ›diesseitiges Leben als Zeit und Ort des Jammers bzw. der Bewährung durch das Ertragen von Leid‹; in einigen Belegen mit Tendenz zu: ›religiöse Bedrängnis, Seelennot, Anfechtung, den Glauben des Menschen in Frage stellendes und seine Beständigkeit prüfendes Leid‹ (mehrfach als Voraussetzung ewiger Freude);
offen zu 2; zu (Adj.) 4.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1, (
die
2,  1, (
das
6, ,  1,  25, (
das
1234, (
das
1, (
die
1,  15,  16,  3, , ,  12, , , , .
Gegensätze:
,  1.
Syntagmen:
t. dulden / leiden
;
t
. (Subj.)
etw. schaffen, nach freude kommen
;
sich der t. rümen
;
durch t. in das reich gottes, den himmel kommen, in t. sein / keren / sitzen, jm. helfen, in das t. keren, jn
. (z. B.
die witwen
)
in trübsalen beschützen, um t. ein pater noster beten, etw
. (z. B.
ritterschaft
)
wieder t. üben
;
die t. der welt
;
die elende / gegenwärtige / schwere t
.;
die bewerung, das kreuz / salz der t., der trank aller t
.
Wortbildungen:
trübsalung
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Denn unser truͤbsal, die zeitlich und leicht ist, schaft ein ewige und uber alle maß wichtige herrlikait uns.
Ebd. (
1524
/
7
):
dadurch wir sollen verursachet werden, Gottes verheissungen zu gleuben, [...], und in allen truͤbsaln und anfechtung uns darauff zuverlassen, [...], das Gott zu letzt noch kome, uns troͤste.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
30, 14
(
Frankf./M.
1550
):
Von S. Christoffeln / der mit dem kind Christo durchs vngestuͤmme Meer geht / bedeut / das ein Christen durch viel truͤbsal in Gottes Reich kumpt.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
22, 18
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Nach freude trübsal, nach liebe leit muß hie auf erden komen.
Ebd.
32, 38
:
O die tötliche menschheit ist stete in engsten, in trübsal, in leit, [...], in siechtagen, in trauren, in betrübnüß, in jamer.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Gib vns auch dadurch Gnad vnd Krafft, | Zu vben die recht ritterschafft, | [...] | Wider all suͤnd, truͤbsal vnd noth.
Langen, Myst. Leben
154, 7
(
nobd.
,
1463
):
pesser ist, das der mensch / hie ein wenig leid, wan dar nach ewigklichen in trubsal / vnd liden.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Pein, rach, angst, leyd, trupsal und not, | Smercz, elend, kumer traurn an ent | Und ewig sterben on den tot | Dort nümer werden ab gewent.
[Christus]
kert yn armut here | In diß elennd trubsale.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
das die begnúgung irr freude was in maniger bewerung des trúbsals vnd ir hoͤchste armkeit die begnúgten in den reichtumen irr einualt.
Goldammer, Paracelsus
4, 15, 9
(
1530
):
die anschleg, der betrug, der falsch der verfuerung, dodurch unser leip und die seel in [...] trubsal kommen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
85, 74
(
Basel
1494
):
Der dott ist manchem nütz gesyn | Das er on wart / truͤpsal / vnd pin.
Warnock, Pred. Paulis
4, 161
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Sy hát das piter trank aller pin, trubsale und widerwärtikait [...] trunken mit Jhesu irem gemachel.
Donalies, Augsb. Bibelhs.
1992, 60, 6
(
oschwäb.
,
v. 1350
):
wan dann wirt ein trübsalunge.
Steer, Schol. Gnadenl.
4, 33
(
schwäb.
15. Jh.
):
wandlet er [Christus] den willen deß menschen, so er triebseli vnd widerwertikait iber jn ist verhengen.
Niewöhner, Teichner
18, 14
(Hs. ˹
moobd.
1360
/
70
˺):
wann ich lach und froleich pin | [...] | do get truͤebsalung her nach.
Ebd.
42, 79
:
hiet ers [got] also schaffen wolt | daz chainen trubsal nieman dolt, | so muest dw werlt und daz himelreich | an underschaiden sein geleich, | waͤr chain truebsalung hie niden.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
28, 15
(
tir.
,
1464
):
Der mensch der sol hie leiden die trüebsal. [...] das er müg pesiczen die freüden, die ewikleichen peleiben.
Dies., Imitatio Haller
55, 26
(
tir.
,
1466
):
Es ist ain grosse genad dem menschen, [...] der da willikchleichen leiden ist armuet vnd truebsal durch des herren willen.
Ebd.
58, 13
:
Ich han kchainen geistleichen [...] menschen nie funden, der da nicht gehabt hat truebsal und widerwertikhait der welt.
Ebd.
61, 18
:
ir sint lüczel, die da willikchleichen durch seinen willen leiden trüebsal vnd widerwertikchait.
Ebd.
87, 17
:
wie grosse swere truebsal vnd anuechtung haben sy [die heiligen alt väter] geliten vnd die [...] peinigung der pösen geist.
Rosenthal. Bedencken
30, 30
;
ders. Hl. Schrifft.
Mt. 23, 11
;
Kehrein, a. a. O. ;
Mayer, a. a. O. ;
Gille u. a., M. Beheim
189, 22
;
197, 38
;
Dietrich. Summaria
24v, 24
;
Hoffmeister, Kuffstein. Gef.
B iiv, 6
;
B iv, 23
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
202, 17
;
Michels, Murner. Badenf.
313
;
Lemmer, a. a. O.
92, 92
;
Sexauer, Schrr. in Kart.
230, 4
;
Wackernell, H. v. Montfort ;
Vgl. ferner s. v.  1,  1.
2.
›einzelnes Leidensereignis (für Einzelpersonen wie für Gemeinschaften, in 1 Beleg auch ütr. auf das Evangelium), erlittenes persönliches Leid (z. B. Trauer um eine Person), plötzlich ins Leben e. P. tretender Unglücksfall, psychische wie physische Notsituation (kurzfristig eintretend sowie nachhaltig anhaltend, z. B.
armut
)‹; speziell: ›Streit mit einer anderen Person‹; davon nicht trennbar: ›aus dem jeweiligen Bedrückungsereignis resultierender Gefühlsschmerz, Trauer, Angst, Sorge‹; wohl auch bezogen auf andere: ›Angst, Sorge um eine Person‹; mehrfach tropisch: ›Ursache für Kummer und Leid, Verhängnis‹; ›Zeit der Bedrängnis‹; ›Kunde von einem Ungück, schlechte Nachricht‹; in 1 Beleg wohl auch: ›sexuelle Not‹; anschließbar an 1;
vgl. (Adj.) 4.
Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(mehrfach offene Liste in Leidenskatalogen): (
die
12, , (
das
), , (
die
1, (
der
1, , , ; vgl. ,  12,
1
 1,  16, .
Syntagmen:
t. ansehen / erleiden / haben, mit einem menschen haben
;
t
. (Subj.)
jm. wiederfaren, pein bringen, über den anderen kommen
;
jn. des trübsals ergetzen; aus t. klagen, durch t. aufkommen / aufschiessen / herfürbrechen, in t
. (z. B.
trostlos
)
sein, trostung empfangen, jn. in t. bekennen / verlassen, heimsuchen, etw. in t. nicht aufhören, mit t. ins finstere tal faren, das leben verschleissen, von t. überladen werden, j. jm. zu einem t. werden
;
die t. der gerechten
;
die grosse / schrekliche / unsägliche trübsal
;
das gedächtnis der t
.

Belegblock:

Luther, WA
19, 121b
, 7 (
1526
):
Allso leydet nu das Euangelion beyde truͤbsal unnd schmach auffs aller hoͤhest.
Ders. Hl. Schrifft.
2
Kor. 1, 8 (
Wittenb.
1545
):
wir wollen euch nicht verhalten [...] vnsern Trübsal
[
Mentel
1466:
durechten
].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
155, 3461
(
Magdeb.
1608
):
Die Seel fuhr mit angst vnd truͤbsal / | Jn einem grim ins finster thal.
Wunderlich, Fierrabr.
122, 34
(
Simmern
1533
):
auß grosser truͤbsal beclaget er Rulanden.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
daß auch weder Dido [...] noch die traurige Medar als sie von jhrem Bulen Jason verlassen worden, kein dergleichen angst vnd trübsal erlitten haben.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
8, 17
(
Frankf./M.
1568
):
disem und andern / so in grossem armut vnd truͤbsal jr leben verschleissen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
13, 26
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Fürste himelischer massenie, ergetze mich [...] unsegeliches trübsals.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
die Christliche Kirche [...] mus durch viel truͤbsal auffschiessen / herfuͤr brechen vnd auffkommen.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
144v, 35
(
Leipzig
1588
):
[Zeichen] die vns Gottes gerechten Zorn vnd Straffe vber vnser Suͤnde / mit [...] schrecklichen Truͤbsaln [...] bedeuten.
Hoffmeister, Kuffstein. Gef.
A iijv, 21
(
Leipzig
1625
):
bitt ich dich / das du mir [...] in so grosser Truͤbsal helffen wollest.
Pyritz, Minneburg
5033
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Bin in trubsal aller meiste | Umb din betruptniße.
Bell, G. Hager
29, 3, 9
(
nobd.
,
1593
):
[gott] Der die waisen [...] | vnd die wit wen [...] | be schuczet zu der stunde | jn iren dribtsalen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Ich gib sy [tochter] im das sy im werd zuͦ ein trúbsal
[
Froschauer
1530:
strick vnd fal
;
Eck
1537:
strauchen
;
Luther
1540:
anlaufft
;
Dietenberger
1534 /
Luther
1545, 1. Sam. 18, 21:
Fall
].
[der herr] erlost sy von allem irem trúbsal
. [
Luther
1545, Ps. 34, 18:
Not
] [...]
Der trúbsal der gerechten seint vil.
Wickram
4, 9, 13
(
Straßb.
1556
):
Inn aller widerwertigkeit / kranckheitten und truͤbsal / sind sie nimer von einander gewichen. [...] ihm selb aber / ist er in seinem eygnen truͤbsal gantz trostlos.
v. d. Broek, Spiegel d. Sünders
186, 28
(
Augsb.
1476
):
ich hon eı͂ zwitracht od’ krieg od’ truͤbsal mit eim me͂sche͂ gehept.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
10, 8
(
tir.
,
1464
):
so vil trüebsal, kümernus, peinigung, angst, gaislung, hunger, durst, pitterkait, anfechtung des fleisches, [...] durch den namen Christi Jesu.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Gille u. a., M. Beheim
109, 62
;
Sappler, H. Kaufringer
11, 116
;
21, 40
;
Klein, Oswald
11, 99
;
Gereke, Seifrits Alex.
1142
;
Niewöhner, Teichner
154, 2
;
331, 124
;
Bauer, Imitatio Haller
45, 2
;
104, 13
;
dies., Haller. Hieronymus-Br.
59, 40
;
104, 30
;
34
;
115, 4
.
Vgl. ferner s. v.  1,  15,  8.