träne,
die
,der
;-Ø/-n
, 2
tran,
der
; -(e)s/-en
+ Uml. (vorwiegend nrddt.);trähe
und
träher
; die seit dem 14. Jh. belegte Form
träne
entstand durch Kontraktion aus ahd.
trahan
, mhd.
trahen
; Bed. 3 wurde nach 1600 zu nhd. Tran
lexikalisiert (vgl. Pfeifer
f.; ).2000, 1447
1.
›Träne, bei starker, insbesondere religiös motivierter, entsprechend kultivierter und affektiv überhöhter Gemütsbewegung oder (seltener) aus anderen Ursachen aus den Augen heraustretende Flüssigkeit‹.Gewisse Beleghäufung in Texten der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
das tal der tränen
.Syntagmen:
tränen abdrücken / abwischen / ausgiessen / ausschütten / herausdrücken / schreien / sehen / stürzen / weinen / wenden / wischen / zälen, etw
. (z. B. andacht
) tränen schenken, der river die tränen bezeichnen, eine taube tränen auflesen, der mutter gottes die tränen überantworten, tränen in gottes sak fassen, in ein gefäs sammeln, mit blut beröten, um die leiden Jesu giessen, um die sünde weinen
; tränen
(Subj.) js. brot / trost sein, niederfallen, die wangen abwallen, über die backen laufen, über das angesicht / herz abrinnen, jm. in die augen schiessen, eine t. die andere schlagen, die schuld säubern, durch den pfad des herzen gehen
; lacrima t. heissen
; eine klage nicht ane tränen hören / lesen, in tränen baden, das herz in tränen schwimmen, das mittel zwischen got und der sele mit tränen austreiben, etw. mit tränen bejamern, jn. mit tränen bitten
(z. B. got
), etw. mit tränen klagen
(z. B. das übel
) / begiessen
(z. B. js. füsse
) / säen
(z. B. den samen
) / suchen
(z. B. das leger
) / unter sich kratzen
(z. B. geld / gut
), die augen vol tränen sein, ein buch vol tränen schreiben, zu tränen bewegt werden
; die t. gottes, des blutes, der liebe / trübseligkeit, der augen
; die bittere / blutende / blutige / fliessende / freudenreiche / grosse / heisse / herzige / immerwärende / innigliche / klägliche / mildströmende / süsse / wallende t., drei tränen
; die bitterkeit / lauge der t., das ruhen der t
.Wortbildungen:
˹tränenbrot
tränentrank
tränenwasser
tränenwal
tränig
tränlich
Belegblock:
Ich regne für und für mit scharfer Tränen Laugen.
Die vormahls lieblichen Augen [...] waren von den sauren Thraͤnen⸗waͤllen gantz ploͤtzlich uͤberschwemmt.
Des wart sich betrûbin | sô sêre der vil gûte, | daz er in reinim mûte | mit vil manchim trâne | bat gote.
So ist es doch nicht Gottes will / | Das man [...] | Mit Armr Leut threnen / schweiß / vnd blut / | Vnter sich kratz alls Geld / vnd Gut.
wer hie ruwiclichen bichtet | [...] | den vluhet dort daz hellevur | [...] | und der tran, der uf gat | von grunde durch des herzen pfat, | di leschen daz ewicliche vur.
daz vorgedane ubil mit trenen und mit sufzungen alle dage gode [...] clagen.
Mit diesen worten / runnen jhm die trehen vber das angsicht ab.
[Muß] meine Wang benassen / | Weil meine thraͤnen auch von Blut beroͤhtet sind.
[Maria] dy do wusch syne [des herren] vuze mit eren trenen.
Franciscus samlet die threnen in ein Gefess / vnd vberantwort sie der mutter Gottes.
weyne einen tran vmbe dine sunde vnde vmbe mine martere.
Kleglich od’ zeherlich od’ trenlich.
Ebd.
gg vjv
: treheniger od’ zaheriger od’ kleglicher.
Sie seen jren samen mit threnen / Aber mit frewden erndten sie ein.
Mit threnenbrot speist du uns teglich, | Mit threnenwasser trenckst uns kleglich.
Erbitt Gnad, daß ich Traͤher find.
Du hast vns klagbrot essen lassen, | Hast vns [...] | Mit threnendranck gedrencket wol.
[...] entwurt dir Got niemer gruntlichen, und schruwest du darumb also vil trehen also daz gantze mer wassers hat.
vnd gott streycht ab einen ieglichen treher
[Var. 1475
zaͤher2
–1518: ]
von iren augen. der weint, das ein Trehen den ander schlüg.
in dem man nicht sehen konte, wie manche die Thränen herauß gedruckt [...] haben.
daz er erkennet waz im Got gnade hat getan, und er in des mit suͤssen traͤhennen lobet.
Anno 1500 [...] werdend ußgoßen die trächen der truͤbseligkeit und der unmiltsame der erbermd über die cristen.
hitzen trähers kund | si aus den öglin giessen.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
70, 8
; Peil, a. a. O.
20, 11
; Reissenberger, Väterb. ;
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 3, 66, 4
; Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1879
; Eggers, Psalter
8, 15
; Opitz. Poeterey
34, 11
; Bell, G. Hager
645, 1, 5
; Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
46, 15
; Harsdoerffer. Trichter ;
Menge, Laufenb. Reg.
3695
; Fuchs, Murner. 4 Ketzer
1707
; Bolte, a. a. O. ;
Moscherosch. a. a. O. ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
46, 2
; Barack, Zim. Chron. ;
Munz, Füetrer. Persibein
128, 3
; Piirainen, Stadtr. Sillein
39b, 33
; Bremer, Voc. opt.
1086
; 2.
›Tropfen‹; auch: ›Nichtigkeit, nichts‹ (i. S. v.: ›nicht mehr als ein Tropfen‹).Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
eine t. trinken, nicht hören, got von jm. keine t. enthalten
; die tränen
(Subj.) niederfallen
; etw. mer denne ein fuder des weins wieder einem tran sein
; die t. wassers, des blutes / honigs
.Belegblock:
dar nach wirt iz an dime sluch | suze als eines honiges tran.
Von allen disen lúten so enthalt Got einen trahen nút, das si die kinder oder die súne Gotz út múgen von irs dienstes wegen sin.
ist dis werk dis gemuͦtz als edel und als gros úber die krefte, verre me denne ein fuͦder wins ist wider einem trahen.
von not inder getat | Geswullent ir irú oglider | Und vielent bluͦtes trachen nider | Von der mægde lobesan.
wa sy in der ersten stunden der gefengknus nit guchtig ist klain oder groß auch kain trehen wassers auß iren augen das ist gespenst des teüfels
(auch zu 1 stellbar).
3.
›Lebertran, vor allem aus der Walfischleber gewonnenes Öl‹; Spezialisierung zu 2.Nrddt./Md.
Syntagmen:
t. aus eingeweiden / fleisch braten
; ein fas, eine last trans
; ein fas mit t
.Belegblock:
das man etliche last Trans [eines Walfisches] aus eines einigen fleisch vnd eingeweide braten koͤnne.
100 scheffel gerste, item 1 vas mit trane, item 5½ tonnen honiges.
Czum irsten 3 vas tranes.
4.
›untätiger, fauler Mensch, Müßiggänger‹; wohl Ütr. von 2.5.
zu weiteren Bedeutungen (als Pflanzen- und Fischname) s. .